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Die Klöster Cocos, Saon und Letea
Gut 2.800 Kilometer, zehn Länder und etliche Klöster unterschiedlichster Glaubensrichtungen hat die Donau
hinter sich gelassen, wenn sie sich kurz vor dem Schwarzen Meer in ein riesiges Delta ergießt. Das Donaudelta
ist ein gigantisches Biosphärenreservat, ein Paradies für Flora und Fauna. Und es ist der Ort, an dem die
letzten Klöster der Donau stehen.
Das letzte Kloster der Donau überhaupt ist das rumänisch-orthodoxe Kloster Letea. Dort, wo die Donau ihren
Flussboden nach oben spülte, und der Wind daraus einige Dünen auftürmte lebt der Mönch Calinic. Er entschied
sich für ein Leben von der Hand in den Mund, ohne Strom, Heizung oder fließendes Wasser. Calinic ist alles
andere als ein verschlossener Zeitgenosse. Der lebensfrohe 37-Jährige ist bestens gerüstet für ein Leben
jenseits der Zivilisation, war er in seinem früheren Leben doch Schweißer, Kfz-Mechaniker, Betonarbeiter
und Tischler. Nur mit dem Boot kam man diesen asketischen Ort erreichen.
Auch der Erzbischof von Constanza nimmt einmal im Jahr die Strapazen einer fünfstündigen Bootsfahrt auf sich,
um den "Leuchtturm" seiner Eparchie zu besuchen. Erzbischof Teodosie ist die Integrationsfigur der
rumänisch-orthodoxen Kirche der Dobrudscha, der Region zwischen Donau und schwarzem Meer. Seit drei Jahren
ist er in Amt und Würden und sorgt überall für neue Impulse. Ob bei Jugendgottesdiensten oder bei der
Neugründung von über 100 Kirchen, der 50-Jährige besticht überall durch seine Präsenz.
Doch Erzbischof Teodosie fährt nicht allein zum letzten Kloster der Donau. Mit an Bord des "heiligen Schiffes"
sind auch Brüder und Schwestern aus den Nachbarklöstern Cocos und Saon. Stelian Coca ist Abt des Klosters Cocos,
das vor den Toren des Donaudeltas liegt. In seinem früheren Leben war Stelian Bodyguard in Bukarest.
Heute leitet der 28-Jährige das älteste Klosters des Donaudeltas, das gleichsam als Erbe und Erhalter
der jahrhundertealten rumänisch-orthodoxen Klosterrituale gilt. 34 Brüder leben im Kloster Cocos, das
geprägt ist von den Härten eines bäuerlichen Lebens.
Auch die Novizin Ionela ist mit an Bord des "heiligen Bootes", welches seinen Weg durch die weitverzweigten
Kanäle des Donaudeltas sucht. Ionela lebt im Frauenkloster Saon, dem Nachbarkloster vom Kloster Cocos.
Schon mit zwölf Jahren machte sie immer wieder Wallfahrten. Mit 17 Jahren entschied sie sich für ein Leben
im Kloster und haute einfach von zuhause ab. Erst Monate später sagte sie ihren Eltern, wo sie geblieben war.
Heute lebt Ionela in einem asketischen Kloster, das die Schrecken der kommunistischen Diktatur ertragen
musste. 1959 wurde Saon geschlossen, alle Schwestern unter 50 Jahren mussten gehen. Erst 13 Jahre später
wurden die Klosterpforten wieder geöffnet. Die Bootsfahrt führt uns zu den verwunschenen Klöstern des
Donaudeltas, in denen heute wieder Aufbruchstimmung herrscht. Dafür steht auch das letzte der Donauklöster,
welches Erzbischof Teodosie und seine Brüder und Schwestern erst nach einer abenteuerlichen Bootsfahrt
erreichen werden.
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