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Die rumänische Hauptstadt Bukarest wurde einst "Paris des Ostens" genannt. Während der Ceausescu-Ära
verlor die Stadt jedoch einen Großteil ihres Charmes. Der Film zeigt den Alltag von Bohemiens und Überlebenskünstlern in
Bukarest der Gegenwart, die ihr Leben auch mit ihren Träumen von Europa verbinden.
Rumäniens Metropole Bukarest ist ein idealer Ort für Überlebenskünstler aller Couleur. Ehemalige Dissidenten verwandeln
sich in Kleinunternehmer und probieren den Balanceakt zwischen Postkommunismus und Turbokapitalismus. So kämpft der Ingenieur Radu
Filipescu heute mit gleicher Leidenschaft für die Vermarktung eines von ihm erfundenen Spezialwerkzeugs für Elektroniker wie
1989 gegen den Diktator Ceausescu. Mircea Dinescu, auf dem Balkan ein berühmter Lyriker, gibt heute zwei Satire-Zeitschriften mit
doppeldeutigen Titeln heraus. Die eine heißt "Aspirin fürs Volk", die andere "Plai cu Boi" und meint
"Politiker als Wiederkäuer". Unter den Postkommunisten genießt Dinescu Narrenfreiheit. Seine jungen Autoren
ernährt er nicht nur mit Aufträgen für seine Zeitschriften, sondern auch mit Fisch und Wein aus eigener Produktion.
Der Arzt und Aristokrat Konstantin Stolnic gehörte zu den einflussreichsten Bojarenfamilien des Landes. Die Bauern auf dem
Familiengut in Stolnic verehren den alten Adligen immer noch als Patron und hoffen auf seine Hilfe. Doch der 80-Jährige
verfügt nicht über die finanziellen Mittel, um den Ort an das Wirtschaftsniveau der Vorkriegsjahre heranzuführen.
Aber er ließ die alte Gutsmühle instand setzen, ein Zeichen gegen die Vergeblichkeit, gegen Armut und das Sich-Abfinden.
Beschränkt sich das Rumänienbild im Westen vorzugsweise auf Dracula und Waisenkinder, so erzählt dieser Film von den
Bukarester Eliten, den Überlebenskünstlern und Bohemiens und ihrem Traum von Europa. Lange genug fühlten sich die
Rumänen als vergessene Nation. Heute erinnern sie daran, dass man Bukarest einmal "Paris des Ostens" nannte, und die
Stadt eine Metropole mit lebendigem Kulturleben war.
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