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Das Quellgebiet der Donau liegt am Schwarzwaldrand. Im fürstenbergischen Schlosspark zu Donaueschingen wurde
eine ihrer Quellen fürstlich gefasst. Unterirdisch läuft sie dann zur Brigach. Das erscheint rätselhaft, ist aber völlig
unerheblich, weil, wie jedes Schulkind weiß: "Brigach und die Breg bringen die Donau zuweg". So vereint, sucht die junge
Donau den Weg durch die Alb und fließt in einem tiefen, von Felsen und Burgen begrenzten Canyon gen Osten. 2.850 Kilometer lang ist
ihr Lauf bis zum Schwarzen Meer. Zehn Staaten haben am großen Fluss der Donau Anteil. Im Mündungsgebiet verzweigt sich die Donau
in mehrere Mündungsströme und bildet ein großes Delta. Dort waren Jahrhunderte lang Wasser und Land sich selbst überlassen -
ein amphibisches Gebiet, das bis heute nicht leicht zu bereisen ist. Im Frühjahr übernimmt das Hochwasser die Herrschaft im Delta.
Die Seen in der Schilfwildnis gehen dann ineinander über. Nur das höhere Land zwischen den Flussarmen kann von den Bauern
landwirtschaftlich genutzt werden. Große Teile des Deltas sind heute geschützt. Hier sind Pelikane und Kormorane, Steppenmöwen,
Uferschnepfen und Stelzenläufer unter sich. Rosa Pelikane kreisen am Himmel. Sie fliegen, nisten und fischen zusammen, gemeinsam verteidigen
sie auch ihr Revier. Landschildkröten sonnen sich am Ufer. Im Hügelland tummeln sich Rosenstare, die aus Mittelasien kommen.
Im flachen Wasser des Meeres stehen verwilderte Rinder, um lästige Insekten loszuwerden. Frei gelassene Pferde galoppieren über
die sandige Ufersteppe. Über die Dörfer am Rand des Deltas erheben sich die Reste einst mächtiger Burgen. Immer wieder im
Laufe der Jahrtausende war das Gebiet umkämpft. Heute ist es weithin Biosphärenreservat - Naturschutz statt "technische"
Erschließung, ganz anders als es ein roter Diktator über Jahre hin erzwingen wollte. Viele Bauern sind zugleich Fischer.
Hoch begehrt sind Stör, Hausen und Sterlet, die Kaviarfische. Die kostbare Beute lockt auch Wilderer an, doch deren dunkles Handwerk
ist seit der scharfen Bewachung des Gebiets schwierig geworden. Es muss ja nicht immer Kaviar sein. Donaufische sind eine gute Lebensgrundlage
für die Menschen im Delta. Von 160 Fischarten sind sechzig Prozent nutzbar. Über ein Jahr hinweg hat der Kameramann Wolfram Taubert
das Leben im Delta beobachtet und gefilmt. Ernst Waldemar Bauer hat ihn dabei ein Stück weit begleitet. Eine ungewöhnliche Beobachtung
gelang Taubert: Würfelnattern bei der erfolgreichen Jagd auf Fische. Die Ziegel und Bausteine am Ufer erinnern an die antike Stadt Histria,
die schon im 7. Jahrhundert v. Chr. als griechische Kolonie an der Küste des Schwarzen Meers gegründet wurde.
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