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Reiseberichte: Scholten 2004

Der diesjährige Besuch in Siebenbürgen

Am Dienstag, dem 27. April traf sich eine Gruppe von 11 Personen, aus Benthe, Egestorf , Everloh, Hannover, Hildesheim, Northen und Lenthe auf dem Hauptbahnhof , um gemeinsam die Reise nach Siebenbürgen anzutreten, neun Erfahrene und fünf Neulinge. In Nürnberg stieg noch ein Bläser aus Hartha in Sachsen hinzu. Der Zwischenaufenthalt in Wien wurde genutzt, um Wiener Schnitzel zu genießen. Nach einer Nachtfahrt im Schlafwagen erreichten wir am nächsten Morgen Alba Julia, Karlsburg, fünf Minuten vor der angegebenen Zeit, was sehr überraschend für rumänische Verhältnisse ist. In der Diakonie, die von Herrn Pfarrer Gerhard Wagner geleitet wird, stärkten wir uns mit einem gemeinsamen Frühstück. Das erste Ziel war erreicht.

Die Neuen unternahmen mit Herrn Wagner eine Besichtigung der umfangreichen Wirkungsstätten der Diakonie, eine Kindertagesstätte für behinderte Kinder, ein Wohnheim, eine Bäckerei, eine Mühle und die gut gefüllte Lagerhalle mit Kleiderspenden, die von hier aus verkauft werden. Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie Herr Wagner mit seinem Team diesen Betrieb leitet.

Über die rumänischen Landstraßen (in denen es viele Schlaglöcher gibt) ging es nach Scholten weiter. Herr Gheorghe Lazar, der Leiter des Altenheimes, begrüßte uns mit seiner Familie und den Heimbewohnern. Die Quartierverteilung ging ganz schnell, der Posaunenchor probte in der Scholtener Kirche und der erste Gottesdienst mit Herrn Pfarrer Gerhard Servatius folgte, welcher zweisprachig gehalten wurde. Die Kirche liegt oberhalb des Altenheimes und viele Heimbewohner nahmen dran teil. Für sie ist es jedes Jahr etwas besonderes, wenn der Posaunenchor den Gottesdienst mitgestaltet. Die Scholtener Kirche ist in einem sehr renovierungsbedürftigen Zustand, aber sie steht unter Denkmalschutz und so bestimmt nicht der Kirchenvorstand, was getan werden muss, sondern das Ministerium in Bukarest. Dies erfuhren wir bei einer gemeinsamen KV-Sitzung am Abend. Eine Bläserprobe mit den Brüdern Schneider und Herrn Servatius beendete den ersten Tag.

Am Donnerstag begrüßte uns strahlender Sonnenschein. Nach dem Frühstück hatten wir Gelegenheit zu einer Führung durch das Altenheim und Zeit zu Gesprächen mit den überwiegend deutschen Heimbewohnern, die auf den Besuch schon gewartet hatten. Ein jeder hatte seine Geschichte zu erzählen. Viele warten auf Besuche der Familie, die schon lange ausgewandert sind. So konnte man den alten Menschen durch Zuhören eine kleine Freude bereiten. Am Nachmittag ging es nach Meschen. Der Posaunenchor gab ein Ständchen in einem freikirchlichen Kinderheim, und der Rest der Gruppe besichtigte die Kirchenburg, die ebenfalls dringend renovierungsbedürftig ist und unter Denkmalschutz steht. Weiter ging es nach Mediasch. Eine Führung in der Kirche und des Stephan Ludwig Roth Gymnasiums mit Herrn Servatius stand auf dem Programm. Am Abend hatten unsere Scholtener Gastgeber ein Festessen vorbereitet. Gutes Essen, selbstgemachter Wein und Schnaps, und die leckeren Kuchen durften nicht fehlen.

Den nächsten Tag hatte das Ehepaar Wagner geplant. Nach einer Morgenandacht in Turda, Thorendorf, mit noch verbliebenen sieben Gemeindegliedern und der musikalischen Begleitung durch den Posaunenchor, ging es ins Salzbergwerk, in dem bis 1942 Salz abgebaut wurde, und auch hier spielte der Posaunenchor, denn es gab ein 16-faches Echo in einer großen Halle. Wieder am Tageslicht folgte ein Picknick in der Nähe einer Klamm, die anschließend erwandert wurde. Danach mussten wir uns beeilen um nach Aiud, Straßburg an der Mieresch, zu kommen. Hier folgte eine Abendandacht mit Herrn Pastor Wagner. Wieder war eine kleine Anzahl Gemeindeglieder vertreten, um den Gottesdienst mit Bläserbegleitung zu besuchen. Dieser Tag endete mit einem Grillfest bei der örtlichen Gemeinde. Ihre Gastfreundschaft kannte auch hier keine Grenzen. Unsere Fahrer, zwei VW Busse der Diakonie standen uns zur Verfügung, durften nichts trinken – wir dafür umso mehr!

In Scholten/Cenade kommt der Mai nur, wenn er auch kräftig eingeblasen wird.

Der nächste Tag, der 1. Mai begann recht früh. Um sieben Uhr traf sich der Posaunenchor mit den Brüdern Schneider auf dem Berg hinter der Kirche, um den Mai zu begrüßen. Einige Zuhörer stellten sich hinzu. Es war eine Freude zu sehen, wie die beiden Scholtener Bläser gänzlich ohne Noten spielten. Sie warten jedes Jahr auf den Besuch aus Benthe, denn es ist ihre einzige Möglichkeit noch ihr Instrument zu spielen. Nun ging es zum Altenheim weiter. Viele Heimbewohner waren draußen und klatschten begeistert Beifall. Das nächste Ständchen gab es beim Bürgermeister. Alle, und auch das Publikum wurden zu einem Imbiss eingeladen. Bei Familie Binder und der neuen Frau Kurator Kati Aber kehrten wir ebenfalls ein. Der Appetit ließ langsam nach und alkoholfreie Getränke erfreuten sich großer Nachfrage. Dieser Vormittag war recht lang. Am Nachmittag ging es ins benachbarte Langenthal. Eine festliche Kaffeetafel erwartet uns im Kirchgarten. Die verbliebenen Gemeindeglieder haben ihre Kirche auf eigene Kosten renoviert - stolz führten sie ihre Arbeit vor. Wie immer gaben die Bläser ein Ständchen. Satt und müde kehrten wir nach Scholten zurück. Die Freundlichkeit, mit der man überall begrüßt und bewirtet wird, ist schon umwerfend, da die Menschen dort recht arm sind. Den Abend verbrachten wir in Scholten, in gemütlicher Runde bei Kati Aber.

Am Sonntag war Bezirkskirchenfest in Wurmloch. Der Bezirk Mediasch umfasst 43 Gemeinden. Dementsprechend voll war die Kirche, die in einer guterhaltenen Kirchenburg liegt. Der feierliche Gottesdienst mit anschließendem Abendmahl zog sich in die Länge, auch hier war er wieder zweisprachig. Die Versorgung der gut 400 Personen klappte gut. Nach dem Mittagessen fand ein buntes Programm im Gemeindesaal statt - ein Kinderchor aus Mediasch ließ das Musical „Joseph” erklingen und eine Trachtengruppe aus Bistritz führte Volkstänze vor. Wie auf Festen üblich, wurde zum Schluss das Siebenbürgenlied gesungen. Eine Einladung zum rumänischen Bürgermeister konnte nicht ausgeschlagen werden. Dank der dolmetschenden Sachsen konnte man sich mit ihm ein wenig unterhalten. Am Ende des Tages mussten wir unsere Koffer packen, denn am nächsten Tag war der Besuch schon zu Ende.

Am Altenheim versammelten sich unsere Gastgeber mit der Familie Lazar und einigen Heimbewohnern. Mit dem Versprechen, nächstes Jahr wieder zu kommen, fuhren wir nach Alba Julia zurück. Das Ehepaar Wagner begleitete uns nach Sebes, Mühlbach. Ein Ständchen in der Kirche mit einer anschließenden Führung stand auf dem Plan. Weiter ging es nach Petersdorf, Petresti, in eine orthodoxe Kirche. In Mühlbach und in Petersdorf sind die deutschen Straßennamen wieder zu finden. Das Mittagessen fand in einem rumänischen Lokal statt. Es gab Palukes (Polenta) mit Schafskäse und Salat. Die letzte Kirchenburgsbesichtigung war in Reußmarkt, Miercurea Sibiului. Hier sind die Kornkammern noch zu besichtigen. Die Zeit drängte, der letzte Gottesdienst in Karlsburg stand auf dem Programm. Umziehen in der Diakonie, wie vor jedem Gottesdienst, denn in Siebenbürgen geht man festlich in die Kirche. Die Predigt hatte Herr Pastor a.D. Johannes Kern aus Hildesheim übernommen. Der Posaunenchor begleitete die Gemeinde wie sonst auch auf unserer Reise. Zurück in der Diakonie zogen wir uns um, schlossen die Koffer, und endlich gab es etwas zu essen. Die Bläser gaben ihre Abschiedsvorstellung und viele interessante Gespräche wurden mit den Mitarbeitern der Diakonie geführt. Gegen 22 Uhr brachen wir auf. Wieder hieß es Abschied nehmen von neuen und alten Freunden.

Nach 20 Stunden Bahnfahrt erreichten wir Hannover. Es war eine schöne Reise. Das Wetter war traumhaft, nur Sonne und die Mitreisenden hatten immer gute Laune. Die Rückständigkeit, besonders in Scholten machte mich oft nachdenklich, als ob die Zeit dort stehen geblieben ist. Ich war vor 32 Jahren schon mal in Siebenbürgen und es hat sich auf dem Land nichts verändert ...

Rosemarie Kühne, Everloh


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