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Reiseberichte: Freiwilligentreff in Apold 2007

Freiwilligentreff in Apold 2007

von Markus Gärtner ©

2006_09_28_Apold_11.jpg Man könnte dieses Treffen schon fast als Tradition bezeichnen. Seit 4 Jahren treffen sich immer Ende September junge Menschen aus Österreich und Deutschland in Apold. In Apold/Trappold findet das Treffen aber erst seit dem letzten Jahr statt. Davor trug es die Schar junger Menschen nach Hosman/Holzmengen bei Sibiu. In Apold trifft man sich im ehemaligen Pfarrhaus der evangelischen Kirche. Dort wohnen derzeit die 2 ehemaligen Freiwilligen Sarah und Christina. Im Einverständnis mit dem Besitzer der Evangelischen Kirche versuchen die Beiden mit ihren Händen und gelegentlichen Helfern das Haus und Grundstück wieder auf Vordermann zu bringen. Seit ihrem Einzug im April letzten Jahres sind 2 große Gästezimmer entstanden welche als Herberge für Besucher jederzeit offen stehen. So haben Sarah und Christina wohl selten ein ruhiges Wochenende. Und jenes vergangene war sicherlich nicht ruhig.

35 junge Menschen fanden sich im Apolder Pfarrhaus ein. Junge Menschen welche für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder für den "anderen Dienst im Ausland" (Zivil Ersatzdienst nach §14c) nach Rumänien gehen und oft mehr als 1 Jahr hier leben. 35 Freiwillige, davon etwa 15 "Alteingesessene" welche schon ein halbes, ganzes Jahr oder noch länger im Land des Draculas leben. Mit 35 Personen wurde es an den Tischen sehr eng und die 2 Schlafräume waren überbelegt, so dass viele auf die Kirchenburg auswichen und im "gelben Haus" oder auf dem kleinen Turm ihr Nachtquartier errichteten. Im letzten Jahr hatte das Pfarrhaus noch ausgereicht. Aus Timisoara, Cluj-Napoca, Târgu Mures, Miercurea Ciuc, Cristuru Secuiesc, Bacau, Schineni, Bucuresti, Fagaras, Gimbav, Brasov, Sibiu, Medias, Atel und Rusciori waren sie angereist als Tramper, mit Auto, Zug oder lebensmüde mit dem Maxitaxi. Viele von ihnen hatten von dem Treff nur von ihren Vorgängern erfahren oder durch zufällige Kontakte. Es ist sehr gut möglich, dass es noch weitere 40 Freiwillige hier in Rumänien gibt. Es existiert leider keine vereinsübergreifende Vernetzung der Freiwilligen von Deutschland aus.

2006_09_28_Apold_61.jpg Einer der 4 Tage wurde in Teilen der Gartenarbeit gewidmet. In Gruppen wurden die letzten Kürbise vom Acker des Pfarrhaus geerntet, auf der Burg wurde Gras wie früher mit der Sense geschnitten. Benötigt wurde ein neues Erdloch die Toilette welches gegraben wurde. Vor der Kirchenburg abgeladene Steine musste auf die andere Seite der Ringmauer getragen werden. Einige der Freiwilligen begaben sich auf die Suche nach Thymian auf den nahe gelegenen Wiesen. Andere gingen zur Unterstützung der Bauern auf die Felder zur Kartoffelernte. Eine Gruppe schnippelte Gemüse um dieses später einzukochen. Andere kümmerten sich um das Mittag- und Abendessen. Dabei half eine ältere Frau aus dem Dorf bei der Zubereitung der Sarmale.

Einige der Volontäre arbeiten mit AIDS infizierten Kindern bzw. mit Speziel Needs Kids, andere besuchen Kindern in Krankenhäusern. Manche kümmern sich den Tag über um Heimkinder, andere gehen Schulkindern bei den Hausaufgaben zur Hand. Ein Projekt kümmert sich um die Reintegration obdachloser Männer, andere Projekte versuchen den Lebensabend der Rentner durch Besuche, Hilfe im Haushalt oder Unterstützung durch Lebensmittelspenden etwas zu erheitern. Jeder dieser Freiwilligen wird sich im Laufe seines Aufenthaltes dazu äußern müssen warum er nach Rumänien gekommen ist. Und dazu noch im Sozialen Bereich seinen Dienst tut und finanziell selten auf großen Fuß leben wird. Diese Konstellation ist für viele Rumänien ein nur schwer zu verstehendes Mysterium. Schließlich kommen die Freiwilligen ja aus einem Land wo der Honig ja nur so fließen soll und davon träumen viele Rumänien.

2006_09_29_Apold_07.jpg Der Erfahrungsaustausch über die bisherigen Erlebnisse, Erwartungen und der Vorurteile welche man aus der Heimat mit auf dem Weg bekommen hatte stand am Samstag auf dem Programmzettel. In Gruppen eingeteilt wurde über die Themen Mann und Frau, Rumänien im Ausland, Arbeiten, Rumänen und Geld und Familie sich ausgetauscht und diskutiert. Dazu führte jede Gruppe ein zum Teil sehr amüsantes Theaterstück auf. Zusätzlich zu dem Austausch zwischen den Teilnehmern hatte das Organisations-Team auch einen Referenten eingeladen. Diese sprach über eines der großen Probleme vieler Rumänien, über die Roma/Zigeuner. Selbst ein Roma berichtete er über die Diskriminierung dem sein Volk hier in Rumänien ausgesetzt ist. zB. das die Ţigani während des 2.Weltkrieges hier ein ähnliches Schicksal erlitten wie die Juden im Deutschen Reich.

4 Tage die viele wie Balsam für die Seele vorkommen wenn sie die nächsten Monaten zwischen grauen Häuserblöcken um geben von Rumänien leben werden. 4 Tage die viele neue Freundschaften mitgebracht haben und für einige die Gewissheit nicht der/die einzige in diesem verrückten Land zu sein.


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