aufgrund einer Urlaubsreise im August 2000 mit Rucksack und öffentlichen Verkehrsmitteln
von Felix Weiland
Allgemeines
Auswahl der Reiseziele und Reisezeit
Hotels und Pensionen, Gastronomie, Camping und
Rucksacktourismus
Zu Land und Leuten
Zu einzelnen Orten
Brasov
- Sibiu - Ocna Sibiului - Sighisoara
- Tecuci - Bacau
- Constanta - Costinesti - Schwarzes Meer
- Histria - Tulcea - Murighiol - Donaudelta
Stichworte ("Reise-ABC")
Hin- und Rückfahrt
Deutschsprachige Presse und Bücher
Literatur (Belletristik)
Tips zu Essen und Trinken
Öffentliche Verkehrsmittel innerhalb Rumäniens:
Züge - Busse und Mikrobusse - Taxis
Landkarte
Camping
Kajak
Sicherheit (mit Sonderfall Bahnhof Bukarest)
Geld - Plastikgeld - Geldumtausch
Krankheit/Unfall
Reisevorbereitung / Information in Deutschland
Verständigung (Rumänisch, Deutsch und andere Fremdsprachen)
Urheberrechtsvermerk
Berlin, September 2000
Felix Weiland, Gubitzstr. 17, 10409 Berlin, felix.weiland@snafu.de
Während der Reiseführer von Ronny Müller "Rumänien: Reise-Handbuch" des Stein-Verlags (6. überarb. Aufl. 2003, 14,90 Euro) keinen Vollständigkeitsanspruch erhebt, nur spärliche Hintergrundinformationen liefert und für Städtereisen kaum zu gebrauchen ist, sondern seinen Schwerpunkt offensichtlich auf Karpaten-Wanderungen legt, gilt für den Reiseführer "Rumänien" von Ebba Hagenberg-Miliu (2003, 22,50 Euro), erschienen in der Reihe "Richtig Reisen" des Dumont-Verlags, ein anderer Bewertungsmassstab. Diese Reihe zeichnet sich durch einen umfassenden landeskundlichen und Bildungsanspruch aus, welcher sich auch im Preis niederschlägt (und z.B. vom Dumont-Reiseführer "Baltikum" vorbildlich eingelöst wird). Abgesehen von den zahlreichen landeskundlichen, aber erstaunlicherweise auch kunsthistorischen Lücken ist der gesamte Text des Dumont-Reiseführers "Rumänien" nicht mehr aktuell; ganz offensichtlich stammt der Text von Anfang der 90er Jahre und wurde noch nicht mal in den "gelben Seiten" wesentlich neu recherchiert. Daher bin ich, als ich die Neuerscheinung des Jahrs 2000 aufgrund des guten Rufs der Reihe weitgehend unbesehen kaufte, einer Irreführung aufgesessen, wie sich vor Ort herausstellte.
Die anderen im Buchhandel auffindbaren deutschsprachigen Rumänien-Reiseführer sind noch lückenhafter und richten sich zumeist an die Gruppe der Kletterer und Gebirgswanderer. Auch englischsprachige Touristen, die wir z.B. in Tulcea oder Brasov trafen, standen mit ihren Reiseführern vor denselben Problemen der allzu oberflächlichen Informationen, wenn es um konkrete Entscheidungen vor Ort ging. Als besser informiert erwiesen sich indessen französische Urlauber mit ihren Reiseführern sowie polnische Touristen aufgrund ihrer (nur mündlichen?) Pfadfindertradition. Künftige Recherchen sollten sich aber ganz wesentlich auf solche Rumänen stützen, die mit ihrem Land wirklich vertraut sind, auch wenn ihre Tips, wie wir merkten, stark subjektiv gefärbt und überprüfungsbedürftig sind. Um solche Recherchen anzuregen, wurde dieser Erfahrungsbericht geschrieben.
Das größte Manko der beiden genannten Reiseführer sind ihre schwammigen Informationen darüber, welche Städte wirklich sehenswert sind. Dieses Defizit erschwert die Planung von Reisen innerhalb des Landes ungemein!
Eine solche Empfehlung könnte - nach unseren subjektiven Eindrücken und unvollständigen
Informationen - ungefähr das folgende Gesamtbild ergeben:
Ausgelassen werden sollte von den Städten möglichst nicht Brasov,
einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte, welcher zugleich am Südrand Transsilvaniens
und ungefähr in der geografischen Mitte Rumäniens liegt, mit Großstadtleben,
einer sehenswerten Altstadt, guten Einkaufsmöglichkeiten, und inmitten der landschaftlich
reizvollen Südkarpaten Ausgangspunkt für weitere Touren. Einige andere Städte
in Transsilvanien, darunter insbesondere Sighisoara, aber auch Sibiu (und evtl. Cluj?)
sind als Reiseziele Abstecher wert.
Constanta lohnt keine extra Anreise quer durch Rumänien, sollte aber nicht versäumt werden, wenn man sich zu einem Besuch im Donaudelta entschlossen hat (in Verbindung mit Histria sowie ggf. Badeort[en] am Schwarzen Meer).
Weder die Städte noch die Landschaft des Banat liessen bei der Durchreise mit dem Bus einen besonderen Reiz erkennen (das benachbarte Ungarn bietet allemal mehr).
Im Norden des Landes kamen wir nur bis in die Gegend zwischen Bacau und Piatra Neamt. Unsere dortigen Eindrücke sowie die Erzählungen von Reisebekanntschaften lassen darauf schließen, dass der Norden des Landes (Nordtranssilvanien, Nordmoldawien, Ostkarpaten) das zweite lohnenswerte Ziel neben dem südlichen Transsilvanien ist, hier allerdings weniger wegen der Städte, sondern vor allem wegen der Landschaft und der Atmosphäre.
Andererseits ist Rumänien sicherlich kein Land, welches mit dem vorrangigen Ziel einer Städtereise besucht werden sollte. Um so wichtiger sind Informationen über Gebirgswanderungen, die Normal-Urlaubern Spaß machen, jene Höhlen, die ohne Vorkenntnisse besichtigt werden können, Landschaften, Kajaktouren usw.
Wir haben vor, irgendwann nochmals eine Rumänien-Tour zu unternehmen, die dann hauptsächlich im Norden des Landes "über die Dörfer" und in die Karpaten führen soll. Mit den auf dem Land noch vorherrschenden Pferdefuhrwerken und der Subsistenzwirtschaft kann man sich wirklich 200 Jahre zurückversetzt fühlen (und nicht nur 50 bis 100 Jahre wie anderen Gegenden Osteuropas). Reisenden mit ausreichend Zeit, Musse, Aufgeschlossenheit und Improvisationstalent kann Rumänien somit unvergleichliche Urlaubserlebnisse bieten.
Einen nennenswerten ausländischen Tourismus mit entsprechender Infrastruktur (ablesbar z.B. an Postkartenangeboten, Reisegruppen, mehr als ein bis zwei auf ausländische Touristen eingestellte Restaurants etc.) gibt es lediglich in Brasov und Sighisoara (evtl. Cluj?) - sowie unverständlicherweise in Bukarest, welches aber sicherlich eine der für Touristen uninteressantesten Hauptstädte Europas darstellt. Die Nachteile Bukarests (hohes Preisniveau, Touristennepp, viel Stress und zerstörtes Stadtbild) überwiegen die wenigen Sehenswürdigkeiten weitaus. Für einen Aufenthalt in Bukarest gibt es für Touristen, abgesehen vielleicht vom Historischen Museum, keinen Grund.
Auswahl der Reisezeit (soweit möglich): Der August mit Tagesdurchschnittstemperaturen von über 40 Grad (und zwar keineswegs nur an der Küste oder im Delta, sondern gleichermassen im ganzen Land) ist für einen Urlaub eigentlich zu heiß. Dies gilt allerdings nicht für Gebirgswanderer, denn oberhalb 2000 Meter sind die Temperaturen erträglich. Entsprechend deutliche Hinweise in den Reiseführern wären bei der Reiseplanung hilfreich gewesen! Das Wetter der übrigen Monate wäre zu recherchieren. Von seltenen und kurzen Sommergewittern abgesehen, fällt im Sommer ab Mai/Juni kein Niederschlag.
Gutes Sonnenöl der stärksten Lichtschutzfaktoren von Markenfirmen sollte von zuhause aus mitgebracht werden.
Weitere allgemeine Informationen
Unterkunft, Gastronomie, Camping und Rucksacktourismus
Die im Dumont-Reiseführer stets bemühte Unterscheidung zwischen privaten und staatlichen Einrichtungen (Hotels, Restaurants) hat mit der Realität nichts zu tun und ist ausschließlich ideologisch motiviert; private und staatliche können im Einzelfall geichermaßen gut oder schlecht sein.
Wie im Stein-Reiseführer richtig festgestellt, sind die Übernachtungspreise der meisten Hotels völlig überteuert; ohne entsprechende Gegenleistung bewegen sie sich auf dem Niveau westlicher Innenstädte und kommen daher nur für Geschäftsleute und Edeltouristen infrage, nicht aber für Urlauber mit durchschnittlichem Einkommen. (Für die Ausnahmefälle wären systematische und sachliche Recherchen notwendig, denn Sterne, ADAC-Auszeichnungen etc. sind in Rumänien erfahrungsgemäß unzuverlässig.)
Im Allgemeinen sollte man sich mit etwas Geschick und Offenheit besser darauf einlassen, sich von Privaten auf ihre Pensionsangebote ansprechen zu lassen, was in allen Städten (und dort insbesondere an den Bahnhöfen) möglich ist (DM 7 - 20 pro Person und Nacht); die Qualität dieser Pensionen schwankt naturgemäß stark. Zimmervermittlungen gibt es nicht.
Die Gastronomie in Rumänien ist bisher kaum entwickelt, da die Rumänen ihre wirklich leckeren Gerichte zuhause kochen, wie bei Dumont richtig bemerkt, und ausserhalb, wenn überhaupt, eher Fast Food, viel Pizza sowie eine langweilige internationale Küche (Schweineschnitzel, Beefsteak, Tomatensalat etc.) essen. Um so mehr sollten die wenigen Restaurants ausdrücklich gewürdigt werden, die rumänische Spezialitäten bieten, was die beiden genannten Reiseführer versäumen. Wir fanden solche Restaurants in Sibiu ("Hanul Rustic") und Sighisoara ("Printul Dracula") (siehe dort) in Preislagen für Hauptgerichte zwischen DM 4 und 8.
Wer rumänische Gerichte sucht (Weisskäse-Polenta etc.), wird sie am ehesten in den preiswerten Selbstbedienungsrestaurants finden (ähnlich wie überall in Osteuropa), in denen die Bedienung nach unserer Erfahrung gerne zur Verständigung per Zeichensprache bereit ist. Solche Selbstbedienungsrestaurants sollten in keinem Reiseführer fehlen!
Ausserdem ist die Mitnahme eines Campinggas-Kochers nebst Utensilien empfehlenswert, um das wirklich ausgezeichnete Gemüse selber zubereiten zu können (Tomaten, Paprika, Auberginen, süsse Gartengurken, Kräuter, Pepperoni, rote Zwiebeln, Karotten, Poree, Knoblauch etc.). Dieses Gemüse ist deshalb so gut, weil es den EU-Standards nicht entspricht, sondern ohne Kunstdünger in der Sonne ausgereift ist. (Kindheitserinnerungen werden wach!) (Wer möchte, kann sich für solche Küche vor der Reise mit Tüten-Linsensuppen ausstatten; alles andere ist im Land erhältlich.) Gemüse und das ebenso schmackhafte Obst (Honigmelonen, Pfirsiche, Kirschen, Pflaumen u.v.a.) werden stets frisch angeboten (probieren vorm kaufen ist üblich), in den Städten insbesondere auf Bauernmärkten, in Dörfern gelegentlich im Strassenverkauf und in Läden. (Vor allem in abgelegeneren Dörfern muss man wegen des hohen Selbstversorgungsgrads länger nach Obst und Gemüse suchen bzw. fragen.)
(Weiteres siehe "Tips zu Essen und Trinken" unten.)
Camping und Rucksacktourismus: Da von der Dumont-Autorin das "Zelten" pauschal als "Umweltverschmutzung" verunglimpft wird, war von Anfang an zu erwarten, keine auf Rucksacktouristen und Nicht-Autofahrer zugeschnittenen Informationen zu finden. Diese Erwartung bestätigte sich voll und ganz, weshalb die genannte Verunglimpfung zur Information des/der LeserIn beibehalten werden sollte! Andererseits besteht das vermeintliche "Umweltbewusstsein" der Dumont-Autorin darin, dem Flugzeugtourismus das Wort zu reden und an verschiedenen Stellen vor "wilden Tieren" wie etwa Libellen Angst einzujagen...
Was ist von einer landeskundlichen Bemerkung wie der folgenden zu halten? "Slawisch hohe Wangenknochen erkennt man hier, asiatische Tatarenaugen da. Hochgewachsene Aromunen weisen auf ihr Milch-, Käse- und Butterangebot hin. Dunkelhäutige Roma-Kinder hocken neben alten Männern, die auch beim Verkaufen nicht auf ihren türkischen Fez verzichten mögen. Wiederum daneben bieten äußerst hellhäutige Frauen mit langen rotblonden Haaren unter den Kopftüchern ihre Ware feil. Ob ihre Ururgroßeltern Lipovener waren, die einst aus Rußland hierher flüchteten?" (so die Autorin des Dumont-Reiseführers: Hagenberg-Miliu, S. 96)
Diese - von der Autorin sicherlich gut gemeinte - Herangehensweise stösst wegen ihres völkischen Kontextes auf (die Zeit der pseudowissenschaftlichen Schädelmessungen ist unwiderruflich zuende). Sie enthält auch alle die Probleme des völkischen Schematismus: Wie sind z.B. "Tatarinnen"- von "Türkinnenaugen" zu unterscheiden? Wir sahen bei unserem zehntägigen Dobrudscha-Aufenthalt keinen einzigen Fez (mit Ausnahme vielleicht einer grünen, islamischen Kappe in der Grossen Moschee von Constanta), und es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass das seit Gründung der Türkischen Republik 1923 untergegangene Osmanentum ausgerechnet in Rumänien überlebt haben soll; beim "Fez" handelt es sich um ein auch anderswo im Westen vieltraktiertes orientalistisches Klischee. Weiterhin: Sollen dunkelhäutigere Rumänen grundsätzlich als von "zigeunerischer" Herkunft identifiziert werden? Und wie hätten wir unterwegs z.B. jene rumänische Blondine einsortieren sollen, die zusammen mit ihren Kolleginnen auf rumänisch scherzte und den Nachnamen Mohamad trug?!
Ganz offensichtlich ist Rumänien (nicht nur die Dobrudscha) stärker ein Schmelztiegel als andere europäische Länder. Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt auch, warum. Als eine angemessene Herangehensweise empfiehlt sich m.E. die Formel der "verschiedenen Regionen mit ihren Traditionen" (mit der uns Rumänien von einer rumänischen Studentin vorgestellt wurde). Gerade weil darüber in der deutschsprachigen Literatur wenig abgewogene Informationen verfügbar sind, hätte ich sie im Dumont-Reiseführer erwartet.
In diesem Zusammenhang zu den nationalen Minderheiten: So liberal das Roma- bzw. Zigeuner-Kapitel (S. 68 ff.) geschrieben ist, so problematisch sind Bemerkungen wie "generell erstaunlich liberale Minderheitenpolitik", "erstaunliche Toleranz" (S. 69) oder über die Roma als "größter Minderheit" Rumäniens (an anderer Stelle). Wenn dies auch für die Einstellung des überwiegenden Teils der Bevölkerung allgemein zutreffen könnte - insbesondere im Vergleich zu Deutschland -, so gilt es offensichtlich nicht für die Politik. Unter anderem wäre darzulegen, ob es derzeit überhaupt eine institutionelle, offiziell formulierte Minderheitenpolitik bezüglich der Roma gibt? Oder ob nicht vielmehr die Roma, soweit sie individuell nicht vollständig assimiliert sind, als traditionell diskriminierte Gruppe am Rande der Gesellschaft der Willkür von Polizei und Kommunalbehörden ausgesetzt sind.
Der umstrittenste Aspekt der Minderheitenpolitik Rumäniens bleibt bei den allgemeinen Betrachtungen von Hagenberg-Miliu ausgeklammert: der Umgang mit der ungarischen Minderheit (um dann im Abschnitt über die ungarische Hochburg Cluj/Klausenburg, S. 233 ff., unvermittelt doch aufzutauchen). Im Allgemeinen ist zu sagen, dass es sich bei der ungarischen Minderheit sicherlich um die grösste Minderheit Rumäniens handelt, die viele Millionen Menschen umfasst; wir hörten die ungarische Sprache immer wieder an verschiedenen Orten (nicht nur im Banat und Transsilvanien, sondern auch im westmoldavischen Bergland). Die angeblich "liberale" Politik Rumäniens gegenüber der ungarischen Minderheit (anders als gegenüber der Handvoll verbliebener Siebenbürgen-Deutschen) besteht darin, dass nach der "Wende" von 1989 von der neuen rumänisch-nationalistischen Regierung die ungarischen Schulen aufgelöst und m.W. bis heute nicht wieder zugelassen wurden. In Cluj kam es zu Beginn der 90er Jahre zu Staatsinterventionen gegen den dortigen ungarischen Bürgermeister und zu mehreren grossen Demonstrationen und Auseinandersetzungen. Derartige Informationen sollten m.E. in einem Reiseführer geliefert werden, ohne für eine Seite Partei zu ergreifen. Indem die Dumont-Autorin die ungarische Minderheit sehr weitgehend verschweigt, ergreift sie einseitig Partei für die rumänischen Nationalisten.
Die für Rumänien ausserordentliche touristische Bedeutung dieser Stadt sollte in Dumont stärker herausgestellt werden. (Diese Stadt ist m.E. einen Besuch von zwei bis drei Tagen wert, u.a. wegen ihrer für rumänische Verhältnisse reichhaltigen Einkaufmöglichkeiten; u.a. Grosser Markt mit Käse-, Wurst- und Honigtheken in der Markhalle neben bzw. hinter dem Universal-Kaufhaus). In diesem Reiseführer ist der gesamte Text über Brasov völlig überholt; alle Angaben zur Gastronomie sind (mittlerweile) falsch; es fehlen die Synagoge (vormittags zu besichtigen) sowie Angaben über die Sehenswürdigkeit der Museen und ihre Inhalte; die umfassende Restauration der nunmehr nicht mehr geschwärzten "Schwarzen Kirche" (lutherisch) ist nicht erwähnt (im Innern dieser Kirche befindet sich ein empfehlenswerter Stadtplan mit den Sehenswürdigkeiten). Im Stadtplan von Dumont fehlt die Hauptstrasse der Altstadt "Strasse der Republik" (Fussgängerzone) sowie der Weg zu Bahnhof und Busbahnhof.
Die Fahrt auf den Hausberg mit der Seilbahn stellte sich als eine gewisse Enttäuschung heraus, da die Aussicht schon seit längerem völlig von Bäumen zugewachsen ist. So wie auf dem in Dumont abgebildeten Foto (S. 207) kann die Stadt lediglich beim Ausstieg aus der Gondel sowie von einigen Plätzen des Ausflugsrestaurants aus betrachtet werden. (Gegebenenfalls könnte die Talstation der Seilbahn ohne weiteres im Stadtplan des Reiseführers eingetragen werden.)
Tips: Zwei touristisch interessante Läden befinden sich unweit des Hirscherhauses zwischen Rathausplatz und Schwarzer Kirche: 1. ein Rucksack- und Globetrotterladen mit einem schmalen, aber für Westtouristen preiswertem Angebot; 2. eine Buchhandlung mit deutschem, rumänischen und ungarischen Antiquariat (deren Angebot aktueller deutschsprachiger Bücher beschränkt sich leider auf einige im Selbstverlag erscheinende siebenbürgische Spezialforschungen; das deutschsprachige Antiquariat ist nicht der Rede wert, weil völlig abgegrast).
Die Gaststätten in der Altstadt bieten keine rumänische Küche (mehr?); diese findet sich in einem Selbstbedienungsrestaurant unweit des Bahnhofs (in einem Eckhaus der vom Bahnhof zur Altstadt führenden Hauptstrasse).
Zahlreiche preiswerte Privatpensionen werden am Bahnhof, vor Hotels und in der Altstadt durch Mund-zu-Mund-Propaganda angeboten.
Brasov wird von allen Zügen und Linienbussen angefahren, die den Norden des Landes mit Bukarest verbinden.
lohnt sicherlich einen mind. eintägigen Abstecher, zumal es verkehrsgünstig gelegen ist, und sollte in Dumont entsprechend beschrieben und mit Stadtplan versehen werden. Seine Altstadt ist sehenswert, die Einkaufsmöglichkeiten gut; die Besichtigungswürdigkeit der Museen konnten wir nicht recherchieren.
Sehenswert ist tatsächlich, wie bei Dumont an anderer Stelle erwähnt, das ethnografische Open-Air-Museum. Am Stadtrand gelegen (Padurea Dumbrava), ist es vom Bahnhof mit dem Stadtbus (Richtung Dumbrava?) (sowie einer Strassenbahn) einfach zu erreichen. Allerdings ist der Besuch spätestens am Mittag zu empfehlen, da die einzelnen Höfe und Häuser von den Museumswächtern entgegen den offiziellen Öffnungszeiten faktisch schon ab ca. 15 Uhr geschlossen werden.
Unbedingt empfehlenswert ist das auf rumänische und mittelalterliche Küche spezialisierte Restaurant "Hanul Rustic" am Haupteingang des ethnografischen Museums (auch für Gruppen geeignet), Tel. 069-242177.
Sibiu ist u.a. Sitz des preiswerten rumänisch-deutschen Busunternehmens Atlassibiu (im Touring- und Eurolines-Verbund).
Ocna Sibiului
Die Salzseen von hohem Salzgehalt sind tatsächlich ein Attraktion: Schwimmen wie im Toten Meer. Der weiter abgelegene kleinere Salzsee soll im Sommer zu 100 Prozent mit Salz gesättigt sein. Die kolportierte Tiefe des relativ kleinen Hauptbadessees von über 100 Metern halte ich jedoch für einen Mythos: er wäre dann ungefähr so tief wie er breit ist - in dieser Sandsteinmulde schwer vorstellbar.
Genießen wird das Vergnügen aber nur, wer mit dem Massenbetrieb dieses Ausflugsorts der Rumänen aus der gesamten Region klarkommt. Der an Wochenenden entsprechend überfüllte Campingplatz gehört zur unteren Kategorie (Stehklo und Wasserhahn; Freiluft-Duschen gibt"s am Badesee). Ein durchschnittliches Restaurant befindet sich im Ort an dem zur Kuranlage gehörigen Freibad. An der Kreuzung umittelbar daneben befinden sich eine Pension sowie mehrere Einkaufsläden.
Mittelfristig: Derzeit ist die Restaurierung und Wiedereröffnung des alten Kurbads (in einem interessanten, wahrscheinlich frei erfundenen, vom Jugendstil beeinflussten Baustil) angekündigt; weiteres wäre zu gegebener Zeit zu recherchieren.
Ocna Sibiului ist von Sibiu (1/2 Stunde Fahrzeit) und von Copsa Mica bzw. Medias mehrmals täglich mit Eisenbahn zu erreichen. (Von Medias aus bestehen gute Zugverbindungen nach Sighisoara.)
Sighisoara
Sighisoara lohnt ebenfalls einen mindestens eintägigen Aufenthalt, zumal seine sehenswerten Bauwerke in der Altstadt übersichtlich mithilfe rumänisch-, deutsch- und englischsprachiger Informationstafeln erschlossen werden können.
Die Beschreibung von Sighisoara in Dumont ist schon wegen der zahlreichen Restaurierungen der Altstadt überholt und muss neu recherchiert werden. Das ausgezeichnete Restaurant "Printul Dracula" im Geburtshaus des "Grafen Dracula" (erster Stock) sollte Erwähnung finden - beachte auch die restaurierten historischen Wandbilder im Inneneren des Restaurants! Das Museum lohnt keinen Besuch, es sei denn, man interessiert sich für die Geschichte des Raumfahrers Oberth. Das "Haus mit dem Hirschgeweih" wird gerade restauriert. Die in Dumont erwähnten Gärten am Zinngießerturm sind einem Parkplatz gewichen; anstelle der Kneipen gibt es eine Konditorei. Im Stadtplan könnte der Weg vom/zum Bahnhof per Pfeil markiert werden.
Tecuci (Südmoldavien)
(Ausgesprochen: "Tekutsch".) In diesem vom Tourismus kaum berührten Verkehrknotenpunkt Südmoldaviens begegneten wir einer besonders grossen Hilfsbereitschaft.
Empfehlenswert (für Durchreisende): Selbstbedienungsrestaurant schräg gegenüber dem Busbahnhof.
Bacau
Diese Stadt ist Sitz von Elektronik- und Militärindustrie (nach der - überprüfungsbedürftigen - Information eines rumänischen Mitreisenden werden hier derzeit die russischen MIG-Kampfflugzeuge modernisiert). Wegen ihres sichtlich überdurchschnittlichen Wohlstands (u.a. auch Sitz vieler westlicher Handelsrepräsentanzen) bietet die Stadt gute Einkaufsmöglichkeiten.
Constanta
In Constanta lohnt sich ein mind. eintägiger Besuch in der Altstadt (Stadtbild und Atmosphäre) mit Blick auf den Hafen (Reise z.B. in Verbindung mit einer Donaudelta-Tour, einen Abstecher in die Ruinen des antiken Histria und evtl. einem Badeaufenthalt am Schwarzen Meer). Der Aufwand einer Reise quer durch Rumänien, nur um Constanta zu sehen, wäre allerdings übertrieben, denn diese Hafenstadt hat in der Vergangenheit erheblich bessere Tage gesehen, von denen ihr Ruf bis heute zehrt.
Im Vergleich zu anderen Städten scheint in Constanta die Zeit stehengeblieben zu sein. Ein Zentrum des Tourismus ist diese nur nominell zweitgrösste Stadt Rumäniens mit Sicherheit nicht (z.B. finden sich am Ovid-Platz lediglich drei Cafés, und in der gesamten Altstadt gibt es nur einen Andenkenladen und ungefähr fünf, ausschliesslich auf ein rumänisches Publikum ausgerichtete Restaurants; es sind auch nur wenige nicht-rumänische Touristen zu bemerken). Daher erscheint auch die Bemerkung in Dumont, die meisten Touristen Rumäniens würden per Flugzeug in Constanta eintreffen, als sehr fragwürdig (richtig an dieser Bemerkung erscheint lediglich der Wink, besser nicht in Bukarest einzutreffen).
Die Sehenswürdigkeiten, insb. das nationalgeschichtliche Museum für Archäologie, das Mosaikmuseum und die Aussicht vom Turm der Grossen Moschee, sind in Dumont zutreffend und vorbildlich differenziert beschrieben. Im dazugehörigen Stadtplan fehlt die westlich parallel zur Strasse zum Busbahnhof verlaufende Haupteinkaufsstrasse (Fussgängerzone). Die beiden grossen Buchhandlungen (am Bulevardul Tomis und in der Fussgängerzone [=Strada Stefan cel Mare?]) bieten, anders als in Dumont unpräzise angegeben, keine deutschsprachige Literatur (mehr) an. Der Bulevardul Tomis entwickelt sich zu einer Einkaufsstrasse für westliche Luxusprodukte (zu Preisen teuerer als in Deutschland).
Wichtig erscheint der Hinweise auf den weit vom Stadtzentrum entfernt im Norden gelegenen Busbahnhof für die Verbindungen in den Norden (die dorthin führenden Stadtbuslinien liessen sich nicht eruieren), während für die Verbindungen zu den südlichen Schwarzmeerorten der Bahnhof (mit Haltestelle für Linienbusse sowie ständig abfahrenden Mikrobussen) die richtige Adresse ist. (Der Name der zum Bahnhof führenden Strasse sollte im Dumont-Stadtplan ebenfalls vermerkt sein.)
Costinesti (Schwarzes Meer)
Die Bemerkungen zu Costinesti in Dumont sind seit einigen Jahren revisionsbedürftig, seitdem diese Stadt komplett mit Diskomusik und neppigen Fast-Food-Restaurants durchkommerzialisiert wurde. Es handelt sich um ein überfülltes rumänisches Mallorca der rumänischen Jugend und jungen Erwachsenen der gehobenen Schichten. Wie in den anderen rumänischen Badeorten liegen die Preise fast auf Westniveau, bei allerdings meist schlechterer Gegenleistung (von Obst und Gemüse abgesehen).
Wer rumänische Küche sucht, findet sie im (ebenfalls relativ teuren) Selbstbedienungsrestaurant in einem Eckhaus am hinteren Teil der Strandpromenade.
Die zahlreich neu entstandenen Campingplätze (meist in Hintergärten, teilweise auch auf Parkplätzen) können überwiegend als Provisorien für eine Nacht, vereinzelt auch als sympathische Nischen gelten; Näheres müsste von den Reisenden vor Ort in jedem Jahr neu ausgesucht werden.
Tip für entsprechend Interessierte: der relativ leere Strand an der Steilküste in der Bucht südlich von Costinesti ist ein Anziehungspunkt rumänischer Nudisten und Yoga-FreundInnen (dort kann auch in Grenzen schwarz gezeltet werden).
Der einzige bisher (noch) nicht von Fast-Food- und Disko-Kommerzialisierung beherrschte Schwarzmeerort ist (nach Angaben mehrer rumänischer Reisebekanntschaften) Vama Veche (kurz vor der Grenze zu Bulgarien). Hier treffen sich auch Freaks, Strassenmusiker etc. Es fragt sich allerdings, wie lange das noch so bleibt.
Histria
Das historische Histria (genannt Cetatea Histria, nicht zu verwechseln mit dem nahegelegenen Bauernörtchen Istria) wird im Dumont-Reiseführer gut beschrieben und zurecht als besuchenswerte Unterbrechung auf der Fahrt zwischen Constanta und dem Donaudelta eingeschätzt. Die Ruinen der Griechen- und Römerstadt sind eindrucksvoll; bei dem grosszügig angelegten Museum wurden leider, wie überall in Rumänien, elementare Grundsätze der Museumspädagogik nicht berücksichtigt, auch für dieses Museum können sich nur speziell Vorgebildete wirklich begeistern.
Sehr empfehlenswert: die einfachen, aber schmackhaften Fischgerichte des Restaurants (jeweils frisch von den örtlichen Fischern). Zu dem Restaurant gehört ein sauberer, wenig frequentierter Campingplatz der unteren Kategorie mit vier kleinen Hütten.
Der Bus Constanta - Mihai Viteazu (bzw. - Tulcea) setzt Reisende an der Kreuzung (zwischen Nuntasi und Istria) ab, an der die Stichstrasse nach Cetatea Histria abzweigt; die letzten 6 km können getrampt werden. (Nächstgelegener Bahnhof ist Mihai Viteazu, jedoch verkehrt der Zug Constanta - Tulcea nur zweimal täglich.)
Tulcea
Wichtig ist der Hinweis, dass das Linienschiff nach Sulina (Abfahrt 14.00 Uhr, von Sulina 7.00 Uhr; Einchecken ¼ Stunde vorher) am Kai direkt hinter dem Busbahnhof bzw. neben dem Bahnhof ablegt. An weiteren Landungsbrücken des Kais finden sich auch Informationen über die unregelmässigen Schiffsverbindungen zu den kleineren Städten am mittleren (Bratul Salina) und nördlichen Arm (Bratul Chilia) des Donaudeltas; der südliche Arm wird von Tulcea aus nicht befahren. Insgesamt ist das Angebot der Donaudelta-Fahrten von Tulcea aus gering; wir fanden an einem Samstag Mitte August lediglich eine grössere Hafen- und Kanalrundfahrt. Das "Abklappern" der vier in Kainähe liegenden, auf Delta-Ausflüge spezialisierten Reisebüros ergab, dass auch Fahrten ins Delta (also nicht nur auf den Hauptdonauarmen bzw. kanälen) jeweils kurzfristig nach Angebot und Nachfrage erfolgen: am Nachmittag zuvor stand noch nicht fest, ob es am nächsten Tag eine solche Fahrt geben würde (genau dasselbe Defizit erfuhren an anderen Tagen in Tulcea auch mehrere andere Touristen, die wir später im Donaudelta trafen). Als Ausgangspunkt für Delta-Ausflüge erscheinen daher die kleinen direkt im Delta gelegenen Orte günstiger (siehe auch "Donaudelta").
Die Bahnverbindungen nach Tulcea sind nicht "schwierig", wie bei Dumont lakonisch bemerkt, sondern sie müssen wie alle Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln genau getimt werden. (Dies zu erleichtern sollte die Aufgabe von Reiseführern sein!) Vielmehr gibt es von Tulcea aus nur eine Bahnlinie - die nach Constanta - und darauf verkehrt der Zug zweimal täglich in beide Richtungen; weitere Verbindungen (darunter zweistündlich nach Galati) per Bus und Mikrobus gehen am gleich neben dem Bahnhof gelegenen Busbahnhof ab.
Murighiol
Der Hinweis auf den Campingplatz mit Hotel in Murighiol ist im Serviceteil des Dumont-Reiseführers angebracht, nicht aber im Haupttext, weil die Küche qualitativ und quantitativ sehr zu wünschen übrig lässt (nicht nur wir, sondern auch eine gleichzeitig mit uns essende französische Reisegruppe waren mit dem Angebot [trotz umfassender Speisekarte und grossem örtlichen Fischreichtum gab es nur Schweineschnitzel] und den kläglichen Hungerportionen unzufrieden). Die Einstufung des Campingplatzes in die gehobene (von zwei) Kategorien ist vertretbar, da die Anlage über Duschen (bei denen das Warmwasser abgestellt war) und Stehklos mit Wasserspülung verfügt.
Ebenso wie an anderen Donaudelta-Orten können am Hafen von Murighiol oder direkt bei Einheimischen Fahrten ins Delta vereinbart werden.
Mehrmals tägliche Busverbindung Tulcea - Murighiol (mind. 2 Stunden Fahrtzeit) und die anderen im südlichen Donaudelta per Strasse erreichbaren Orte.
Donaudelta
Zu den Abfahrtsorten für Ausflüge ins Donaudelta siehe Tulcea, Murighiol sowie die Faltblätter des rumänischen Touristikbüros zum Donaudelta. An allen Donaudelta-Orten können am jeweiligen Hafen oder direkt bei Einheimischen Fahrten ins Delta vereinbart werden. Ausgehend von einem unmittelbar am oder im Donaudelta gelegenen Ort erscheint eine Fahrt von zwei bis drei Stunden ausreichend, um alles wesentliche zu sehen. Diese kostet bei englischsprachigen Führern zwischen 50 und 100 DM; aber auch mit nur rumänischsprachigen Führern wären wir - im nachhinein gesehen - zufrieden gewesen. Eine wirklich fachkundige Führung konnten wir nicht ermitteln (vielleicht beim Naturschutzzentrum in Crisan?). Aufgrund unserer recht hohen Erwartungen waren wir von der Rundfahrt enttäuscht. Selbst wenn Touristen Führungen mit Ruderbooten angeboten bekommen (wir sahen nur einen einzigen), sind doch spätestens ab 9.00 Uhr die üblichen Strecken derart von lärmenden Motorbooten frequentiert, dass die Vogel-Romantik doch sehr getrübt wird. Allein von unserem Boot wurden hunderte, wenn nicht einige tausend Wasservögel aufgescheucht. Davon konnten auch das Bild der Fischer nicht entschädigen, die wir bei ihrer Arbeit beobachteten. Zurück bleiben lediglich einige flüchtige Eindrücke, die wir im schnellen Vorbeifahren gewannen. Ursprünglich war uns ein Boot mit einem besonders leisem Motor versprochen worden, aber solche scheint es im Donaudelta gar nicht zu geben, und sie würden auch nichts wesentliches verändern.
Insgesamt erscheinen der zunehmende Rummel, der sowohl von den Touristen und Anglern als auch von der zunehmenden Bebauung des Deltas mit privaten Zweithäusern und Hotels ausgeht, bedenklich. Alle diese Naturbenutzer befahren das Delta mit Motorbooten und dringen immer intensiver in das geschützte Biosphärenreservat ein. (Auch für Angler sollte auf Spezialliteratur verwiesen werden, die solchen Überlegungen Rechnung trägt.)
Hinweis zur russischen Minderheit: Ob die russische Sprache in bestimmten Deltaorten noch gesprochen wird, konnten wir nicht untersuchen. Tatsächlich stiessen unsere russischen Sprachkenntnisse in Murighiol nicht auf Ablehnung wie sonst in Rumänien, sondern auf wohlwollendes Interesse, jedoch waren von einigen Worten abgesehen keine Russischkenntnisse bei den Einheimischen Murighiols, die wir trafen, vorhanden. In längeren Gesprächen mit ihnen erfuhren wir allerdings, das der lokale Dialekt des Donaudeltas zahlreiche russische Worte enthält; daneben auch weitere Worte (z.B. "bulgarisch" = türkisch?). Weitere Recherchen wären reizvoll.
Interessant ist auch die in jener Gegend noch besonders weit verbreitete Bauweise mit luftgetrockneten Lehmziegeln.
Mehrere Busunternehmen haben sich auf den preiswerten Rumänien-Deutschland-Linienverkehr spezialisiert, darunter das in Sibiu und Heilbronn ansässige Atlassibiu (im Touring- und Eurolines-Verbund), Tel. Heilbronn 07131-963405, mit täglichen Fahrten von Bukarest und den meisten grösseren Städten Transsilvaniens und des Banat nach Nürnberg, Frankfurt/M., Dortmund, Saarbrücken, Heilbronn und weiteren Anschlussmöglichkeiten innerhalb des Touring-Verbunds. Die Fahrt von Nürnberg nach Sibiu dauert 24 Stunden, in andere Städte Rumäniens entsprechend mehr oder weniger, und kostet weniger als die Hälfte der Schlafwagenverbindung; hinzu kommen die Preise und Zeiten innerhalb Deutschlands.
Bei der Bahn soll es jedoch für Gruppen ab 2 Personen erhebliche Vergünstigungen geben, wenn erstens die Strecke über Wien (also nicht über Prag) genommen und zweitens bei der Bahn ausdrücklich danach gefragt wird (wir erhielten diese Auskunft nicht, aber andere Reisende aus Berlin, die wir unterwegs trafen); weiteres wäre zu recherchieren. (Auch nach den Bahnpreisen von Prag oder Rumänien aus haben wir uns nicht erkundigt. Wer darüber hinaus Umstände à la Wochenticket tagelang zu ertragen bereit ist, kann durch Lösen von Tickets für Lokalbahnen in den diversen Transitländern erhebliches Geld sparen.)
Deutschsprachige Presse und Bücher
Deutsche Presse lässt sich vielleicht in Bukarest finden (?), aber auf keinen Fall in Brasov, Sibiu, Constanta oder Tulcea, wo wir dies jeweils bei mehreren grossen Hotels und Kiosken versuchten; von den kleineren Städten ganz zu schweigen.
Die in Dumont noch erwähnte siebenbürgisch-deutsche "Karpaten-Rundschau" ist an den Kiosken in Brasov völlig unbekannt; die ebenfalls erwähnte "Hermannstädter Zeitung" in Sibiu existiert noch (nun auch per Internet; kürzlich von der Einstellung durch einen Zuschuss des neuen Bürgermeisters von Sibiu bewahrt; längerfristig aber ebenfalls unsicher).
Deutschsprachige Literatur wird in keiner Buchhandlung der genannten Städte verkauft; Ausnahmen sind die Buchhandlung in der Haupteinkaufsstrasse der Altstadt von Sibiu und die Buchhandlung in Brasov (siehe dort), die allerdings im wesentlichen nur die sehr spezielle siebenbürgische Literatur des jeweiligen ortsansässigen Kleinverlags verkaufen.
In Dumont erstaunt der m.E. geradezu erbärmliche Stellenwert, der der Literatur Rumäniens beigemessen wird: es handelt sich um eine blosse Aufzählung. (Ähnliches gilt für das gesamte landeskundliche Kapitel, insbesondere für die Abschnitte Wirtschaft, Geschichte und Kunst.)
Bei Dumonts Literaturaufzählung frappiert ganz besonders, dass einer wichtigsten rumänischen Schriftsteller, Panaït Istrati, nicht vorkommt, obwohl dieser wirklich lesenswert ist und in einer ins Deutsche übersetzten Werkausgabe vorliegt (Frankfurt/M.: Büchergilde Gutenberg). Bezeichnenderweise veröffentlichte Istrati im Exil überwiegend in französischer Sprache (ungefähr 20 Romane und Erzählungen von hohem literarisch-erzählerischen Wert); nirgendwo anders lässt sich derart viel über die Geschichte Rumäniens und seiner Völker und Religionen der Zwischenkriegszeit und Jahrhundertwende - auch viel Selbstkritik und Ironie zur Nationalstaatsbildung, zur jüngeren osmanischen und feudalen Vergangenheit zwischen Anpassung, Rückständigkeit und Rebellion und über Rumäniens Realität mehrerer Nationalitäten - erfahren! Von allen älteren Rumänen, die wir auf der Reise trafen, wird Istrati hoch geschätzt.
Einige Bände der Istrati-Werkausgabe (z.B. die in Constanta und Kairo handelnde jüdische Familiengeschichte "Familie Perlmutter", übers. 1988) sind bei der Büchergilde noch in einigen Exemplaren lieferbar. Besonders empfehlenswert zur rumänischen Geschichte: "Die Haiduken" (in deutscher Sprache erstmals 1962 in Köln bei Kiepenheuer & Witsch erschienen).
Ein brauchbares deutschsprachiges Einführungsbuch über Landeskunde, die schwierige Geschichte, Politik und/oder Kultur Rumäniens ist mir nicht bekannt. Die mir bekannte Fachliteratur behandelt Einzelaspekte und/oder ist von dem hochproblematischen grossrumänischen Nationalismus und den zahlreichen Tabus der rumänischen Geschichte durchdrungen.
Fundsache (Zufallstreffer) - literaturwissenschaftliches Fachbuch:
Tudorica, Cristina. Rumäniendeutsche Literatur 1970-1990: Die letzte Epoche einer Minderheitenliteratur. Tübingen/Basel: A. Francke, 1997.
Abgesehen von den auch in Deutschland bekannten, penetrant süssen Murfatlar-Weinen gibt es tatsächlich gute trockene Weine, die seit jeher auch von Rumänen gerne getrunken werden. Empfehlenswert sind die trockenen Weissweine der Kelterei "Jidvei" (Ort in der Nähe der Stadt Medias in Transsilvanien), insbesondere Riesling und Muskat (ca. DM 5; landesweit häufig erhältlich, auch in Restaurants). Weiterhin zu empfehlen sind die unter der Markenbezeichnung "Vampire" für den Export in die USA abgefüllten Rotweine (vier Sorten, darunter Cabernet Sauvignon; ca. DM 8; in manchen guten Restaurants erhältlich). Und was das Bier angeht, so lassen die durchweg guten örtlichen sowie die landesweiten, meist in Lizenz produzierten Sorten (häufig weniger herbe Export- und Pils-Sorten) keine Wünsche offen.
Darüber hinaus gibt es Obstschnäpse ("Palinka") (Birne, Aprikose, Pflaume, Kirsch) von unterschiedlicher Qualität (mit bis zu 45% Alkohol). Am besten schmeckte uns die rumänische Spezialität "Visinata" (Sauerkirsch-Likörschnaps, 30%) der Marke "Rieni" (Fa. General Transsilvania Exim in Oradea); in einem handlichen Halbliterflachmann eignet sie sich auch als Mitbringsel (ca. DM 3; landesweit, aber nicht überall erhältlich).
Die bei Dumont aufgestellte Behauptung, es gebe meist Bratkartoffeln anstelle von Pommes, stimmt auf keinen Fall; wir erhielten auch auf ausdrückliche Nachfrage meist nur Pommes (manchmal stattdessen Salzkartoffeln), und diese stets ohne Sosse.
Für die eigene Küche oder den Bissen unterwegs zu empfehlen: die fast überall erhältlichen Würste "Cabanosi" (dünne Knacker) und "Kremwursti" (dickere Wiener). Den besseren Käse gibt es eher in Markthallen oder direkt bei Bauern, seltener in Läden, während guter Jogurt, auch Fruchtjogurt, importiert wird (Danone). Fleisch und vor allem Geflügel sind ziemlich teuer; die anderen in Rumänien selbst hergestellten Lebensmittel (Landesprodukte) sind für Westtouristen billig.
(Ansonsten siehe unter "Allgemeines" insbesondere zum Selberkochen!)
Öffentliche Verkehrsmittel innerhalb Rumäniens
Allgemein bieten die öffentlichen Verkehrsmittel und ihre Bahnhöfe die Möglichkeit zu Kontakten aller Art und zum Kennenlernen der Realität von Land und Leuten, die dem Touristen "durch die Perspektive der Windschutzscheibe" verwehrt sind. Das Netz der Züge und Linienbusse ist dicht; nur sehr abgelegene Dörfer werden überhaupt nicht angefahren.
Für Reisen über mehrere hundert Kilometer, egal mit welchem Verkehrsmittel, sollte jeweils ein ganzer Reisetag eingeplant werden. Wegen der schlechten Strassenverhältnisse brauchen Autofahrer meist wesentlich mehr Zeit und Nerven als Zugfahrer. Beim Umsteigen muss mit längeren Wartezeiten gerechnet werden, weil die einzelnen Züge bzw. Busse sind nur selten aufeinander eingestellt sind.
Dass die Züge generell überfüllt sind, stimmt so nicht. Dies gilt im Grossen und Ganzen nur für die Schnellzüge (Rapids) tagsüber auf den Hauptstrecken (Sibiu - Brasov - Bukarest - Constanta und Bukarest - Bakau) sowie besonders für die Nahverkehrszüge in der Nähe der grösseren Städte. (Im Fall überfüllter Nahverkehrszüge empfiehlt sich für Rucksacktouristen der Einstieg im ersten oder letzten Wagen, da hier genug Abstellfläche für grösseres Gepäck verhanden ist.)
Die Preise für die erste Klasse sind im Vergleich zur zweiten Klasse gestiegen; die Preisdifferenz spielt mittlerweile auch für Westtouristen eine Rolle. Die offiziellen Nachlösegebühren sind äusserst hoch.
Die Züge sind in drei Kategorien unterschieden:
1. Rapid (Schnellzug; hält nur in grösseren Städten)
2. Accelerat (Eilzug; hält nur in Städten)
3. Personel (Nahverkehrszug)
Der Rapid (und mit Einschränkung auch der Accelerat) dürfte das empfehlenswerteste Verkehrsmittel Rumäniens sein, weil er zu für Westtouristen geringen Preisen eine erheblich höhere Reisegeschwindigkeit als Autos oder Linienbusse erreicht. (Lediglich die Überlandmikrobusse erreichen eine ähnliche Geschwindigkeit, sind jedoch auf längeren Strecken relativ teuer.) Auf den wichtigen Routen fahren Rapids auch die Nacht durch.
Fahrpläne hängen in der Bahnhofshalle oder vor dem Gleis 1 am Bahnhofsgebäude aus. In grösseren Bahnhöfen gibt es Monitore, die aktuelle Verspätungen etc. anzeigen.
An den Fahrkartenschaltern sind jeweils die Züge ausgehängt, für die Karten am jeweiligen Schalter (und nur dort) verkauft werden. Dies kann mitunter nicht eindeutig gekennzeichnet sein und auch bei Rumänen zu Verwirrung führen; im Zweifelsfall kann die Zugverbindung und der richtige Schalter beim Informationsschalter jedes Bahnhofs erfragt werden oder man stellt sich einfach an irgendeinem Schalter an und lässt sich weiterverweisen (Frage nach dem Fahrtziel: "La ....?"). Infolge der grossen Hilfsbereitschaft der allermeisten Schalterbeamtinnen kommt es eigentlich nie zu unüberwindlichen Verständigungsschwierigkeiten (Zeiten und Zahlen aufschreiben lassen: "scribere, va rog"). Tip: Infolge längerer Schlangen am jeweils zuständigen Schalter empfiehlt sich der Kartenkauf möglichst eine halbe bis viertel Stunde vor Abfahrt; bei den Nahverkehrszügen auch ein möglichst frühes Einnehmen des Platzes.
Sehr hilfreich wäre in den Reiseführern eine Tafel der wichtigsten Städteverbindungen für die Rapids insbesondere mit den Reisezeiten und der Häufigkeit.
In den Bahnhöfen fast aller Städte gibt es eine Gepäckaufbewahrung ("depozitarea bagazelor de manu") [eine für Rucksacktouristen elementare Information! - hilfreich wären entsprechende Angaben im Reiseführer]. In allen Bahnhöfen gibt es einen Wartesaal. Mit Ausnahme des Bahnhofs Bukarest ist die Sicherheit (siehe dort) nirgendwo ein Problem.
Busse und Mikrobusse (innerhalb Rumäniens)
Die ebenfalls regelmässig verkehrenden Linienbusse sind dann besonders geeignet, wenn der Zug gerade abgefahren oder die Zugverbindung zu umständlich ist. Der Busbahnhof befindet sich oft neben dem Bahnhof und kann andernfalls ohne weiteres bei Passanten erfragt werden ("La autogara?"). Eine Tafel mit den Fahrzielen in alfabetischer Reihenfolge und dazugehörigen Abfahrtzeiten hängt aus. Die Busse verkehren in der Regel nicht nachts; entsprechend früh erfolgt auf längeren Strecken die letzte Abfahrt, manchmal schon am frühen Nachmittag.
Mikrobusse verkehren oft ebenfalls vom Bahnhof bzw. Busbahnhof aus, manchmal auch von anderen Standorten an den Hauptstrassen, die im Zweifelsfall immer die Taxifahrer kennen. Während die Karten für Busse in der Regel vorab am Schalter des Busbahnhofs gelöst werden (in kleineren Orten direkt beim Fahrer), wird der Fahrpreis bei Mikrobussen meist bei einem "Kassierer" am Fahrzeug bezahlt.
Taxis stehen an allen Bahnhöfen bis in die frühen Abendstunden reichlich bereit; in grösseren Städten auch die Nacht durch. Darüber hinaus können sie an den Hauptstrassen herbeigewunken bzw. an vielen Taxiständen aufgesucht werden
Günstigere Preise können je nach Situation durch Aushandeln eines Festpreises für die Strecke vorab erreicht werden; in Problemfällen ist die eigene Aushandlungsposition am Taxisstand (auf dem Bahnhofsvorplatz) besser, als auf das erste Angebot von solchen Taxifahrern einzugehen, die Touristen schon vorher (in der Bahnhofshalle, an Busbahnhöfen, Hotels etc.) abzufangen versuchen.
Von Vorteil ist - nicht nur hierbei - die fliessende Beherrschung der rumänischen Zahlen und das ständige Mitführen von Stift und Papier, so dass die Preise im Fall von Verständigungsschwierigkeiten sofort aufgeschrieben werden können.
Die Karte "Romania" des Budapester Cartographia-Verlags von 1998 im Massstab 1:175.000 (im Buchhandel zu bestellen) stellte sich als die zuverlässigste heraus - dies bei mehreren Vergleichen mit anderen Karten schon in der Fachbuchhandlung (Landkartenspezialist Schropp in Berlin) sowie unterwegs bei Reisebekannschaften auch mit Autofahrern. Besonders erwähnenswert ist ihre hohe Genauigkeit und Aktualität bei Symbolen (wie Campingplätze, Sehenswürdigkeiten, Naturschönheiten, Eisenbahnlinien) und bei den Orten mit Verkehrskreuzungen sowie die zahlreichen, allermeistens stimmigen Kilometerangaben. (Obwohl andere Karten teilweise bessere Massstäbe bieten, sind sie ausserhalb der Fernstrassen regelmässig ungenau; am dürftigsten scheint die des ADAC zu sein.)
In Rumänien selbst sind derzeit keine Spezialkarten erhältlich; allgemein erhältlich sind lediglich eine Strassenverkehrskarte von Rumänien und ein Stadtplan von Bukarest.
Auf der Karte des rumänischen Touristikbüros "Romania Camping Map: Ministry of Tourism - Camping Map" von 1995 sind die Campingplätze in zwei Kategorien unterteilt: die vom "MT empfohlenen" Campingplätze und die "anderen Campingplätze". Soweit ersichtlich, handelt es sich bei den vom Ministerium für Tourismus 1995 empfohlenen Plätzen um solche, die (wohl überwiegend noch vor 1989) vom Staat mit gewissen Mindeststandards gebaut wurden (Duschen, Wasserspülung der Toiletten, aufwendigere Hütten, Restaurant, schattenspendende Bäume, auch im Hochsommer halbwegs vorhandener Rasen, eine für grösseren Andrang ausgelegte Kapazität der Fläche); bei den "anderen", die auf dieser älteren Karte nicht vollständig verzeichnet sind, um solche Plätze unterhalb dieser Standards.
Im Allgemeinen bedeutet Camping in Rumänien, dass halbwegs wohlhabende rumänische Familien ihren jeweiligen Lagerplatz mit Feuern beräuchern und abwechselnd mit rumänischer Pop- und Volksmusik beschallen.
Nach Auskunft des Touristikbüros Rumäniens (in Berlin) können in Rumänien keine Kajaks ausgeliehen werden. Selbige Auskunft erhielten wir verschiedene Male im Donaudelta. Es könnte aber nach Meinung des Touristikbüros ein Faltboot mitgebracht werden.
M.E. könnten zumindest auf den Kanälen des Donaudeltas durchaus Touren mit Faltboot oder Kajak auf eigene Faust unternommen werden. Unerlässlich wären ein gutes Orientierungsvermögen und entsprechende Erfahrungen, neben einer guten Karte und Kompass. Es fragt sich jedoch, ob dies von den Einheimischen, die zu einem erheblichen Teil von den geführten Bootsfahrten leben, akzeptiert werden würde. Gegen den Kajak-Tourismus spricht vor allem, dass dann auch noch in die letzten Zonen des Donaudeltas individuell eingedrungen würde, deren Tier- und Pflanzenwelt bisher von dem Rummel der touristischen Motorbootfahrten verschont bleibt. (Siehe auch: "Donaudelta".)
Die anderen Flüsse, die wir sahen, hatten entweder im Oberlauf zu wenig Wasser (Hochsommer) oder waren im Unterlauf zu stark mit Hochwasserschutzbauten verbaut. Hier wären genauere Recherchen notwendig. Die diesbezüglichen Angaben im Reise-Handbuch" des Stein-Verlags sind viel zu allgemein.
Alles in allem ist das Reisen in Rumänien - mit Ausnahme von Bukarest - nicht gefährlicher als in irgendeinem anderen Land Europas. In den Dörfern gilt ohnehin noch der alte Ehrekodex der Besitzstandswahrung und gegenüber Fremden der Gastfreundschaft; der Tourist sollte sich dort um ein entsprechendes Mindestmass an Kontaktpflege bemühen. In den Städten sind Bettler, darunter auch bettelnde Alte, Behinderte und Kinder, ein häufig anzutreffendes Phänomen; diese gibt es jedoch ähnlich auch in anderen Ländern Osteuropas. Das von Rumänen selbst oft mit Worten wie "Zapzarap" thematisierte Sicherheitssyndrom dürfte auf eigene Minderwertigkeitskomplexe angesichts der weit verbreiteten Armut und materiellen Rückständigkeit des Landes zurückgehen. Was in anderen Ländern mit dem Schlagwort "Mafia" ebenso hilflos wie unklar versehen wird, erscheint in Rumänien als "Gypsi- oder Zigeuner"-Phobie, obwohl diejenigen Zigeuner, die betteln, in der Regel nicht stehlen. Tatsächlich erlebten wir die Rumänen im Allgemeinen als ein überaus freundliches und Fremden gegenüber offenes und hilfsbereites Volk, welches seinesgleichen auf der Welt sucht.
Weil allerdings das Gefälle zwischen dem durchschnittlichen rumänischen Monatseinkommen von ca. DM 100 und dem Bild des West-Touristen gross ist und andererseits eine sehr kleine Minderheit in der Vergangenheit mit Schwarztauschen von Devisen bei Touristen ihren Lebensunterhalt verdienen konnte, den sie nunmehr auf anderen Wegen zu erreichen versucht, sind dennoch einige Sicherheitsregeln geboten:
Zu empfehlen ist, das "grosse Geld" im Geldgürtel unter der Hose zu tragen, während im Portemonnaie oder in der Hosentasche nur das im Alltag benötigte Kleingeld aufbewahrt wird. (So machen es die Rumänen selber.) Darüber hinaus sollte selbstverständlich vermieden werden, mit grösseren Summen oder Statussymbolen sichtbar "herumzuwedeln". (Daher sind auch die zum Diebstahl geradezu einladenden Brustbeutel kontraproduktiv.)
Es kommt öfters vor, dass Touristen von hilfsbereiten Rumänen auf der Strasse angesprochen werden, die meistens nichts anderes wollen, als den richtigen Weg zu zeigen. Davon zu unterscheiden sind diejenigen, die sich auf der Strasse für das Geld der Touristen interessieren. (Schwarz tauschen lohnt sich für Touristen ohnehin nicht [mehr] und ist verboten). Tip: Wenn Strassenbekanntschaften zur Sprache bringen, die "neuen deutschen Geldscheine" sehen oder rumänisches Geld "auf Falschgeld prüfen" zu wollen, dann sollte der Kontakt auf jeden Fall schnellstmöglich beendet und sich verabschiedet werden!
Sonderfall: Sicherheit und Orientierung im Bahnhof Bukarest (Nordbahnhof)
Wegen einer korrupten Gendarmerie und besonders aufdringlichen Formen des Touristennepps stellt der Bahnhof Bukarest (Nordbahnhof = Fernbahnhof für fast alle Richtungen) auch an erfahrende Reisende besondere Anforderungen, die in Reiseführern beschrieben sein sollten:
In der Regel wird sich der/die Reisende an der am Kopf der Bahnsteige entlanglaufenden Querpassage aufhalten (zwischen Nord- und Südausgang). Hier befinden sich Monitore mit den aktuellen Abfahrtszeiten der Züge, Kioske, Imbisse, Restaurants etc. Die Bahnsteige dürfen nur von Abfahrenden mit gültiger Fahrkarte betreten werden; sie werden jeweils an einer Schranke kontrolliert. Zum Betreten des Hauptgebäudes einschliesslich seiner Längspassagen (zwischen Querpassage und den Ausgängen zum Bahnhofsvorplatz) muss eine sog. Bahnsteigkarte bei den dort stehenden VerkäuferInnen gelöst werden (ca. 20 Pf.). Dies ist unumgänglich, um an die Fahrkartenschalter zu gelangen. Unter den Augen der Gendarmerie tummeln sich hier aufdringliche selbsternannte "Sicherheitskräfte" ohne Uniform, die auf Touristenbetrug aus sind; sie haben in Wirklichkeit überhaupt keine Befugnisse und sollten (ggf. nach Vorzeigen der Bahnsteigkarte) ignoriert werden.
Im Bahnhof vor dem Nordausgang (bei Ankunft mit dem Zug: der Ausgang links) führen Treppen zur U-Bahn hinunter. Direkt am Nordausgang gibt es einen Taxistand. Mikrobusse (u.a. nach Constanta und die Schwarzmeerküste, nach Ploiesti sowie andere Städte der weiteren Umgebung) fahren teilweise bis spätabends von der - dem Haupteingang gegenüberliegenden, hinter einer Grünanlage gelegenen - Seite des Bahnhofsvorplatzes ab.
Ansonsten siehe "öffentliche Verkehrsmittel" und "Züge".
Sofern Reisende Bukarest nicht von vorneherein umfahren können, sind sie froh, wenn sie diesen Bahnhof mit dem nächsten Zug wieder verlassen.
In Rumänien sind Scheine zu 1.000, 2.000, 10.000, 50.000 und 100.000 Lei (gesprochen: Läi) gebräuchlich. Diese entsprechen derzeit ungefähr 10 bzw. 20 Pfennig und 1, 5 und 10 DM. Der/die Touristin muss sich also daran gewöhnen, grössere Geldscheinbündel zu sortieren und mit ihnen zu hantieren. Hinzu kommen Münzen von 100 und 500 Lei im Wert von Pfenningbeträgen, die wegen des verbreiteten Mangels an diesen Münzen oft nur ungenau herausgegeben werden. Die Scheine sind schwer voneinander zu unterscheiden, weil die 1-stelligen grundsätzlich blau und die 5-stelligen Scheine grundsätzlich rot gefärbt sind; davon abweichend sind allerdings die älteren, noch gültigen 10.000-Lei-Scheine ebenfalls rot und grösser.
Wenn eine Verkäuferin auf bestimmte Scheine des Portemonnaies deutet, sollte dies nicht missverstanden werden; sie will meist nur behilflich sein.
Von Vorteil ist die halbwegs fliessende Beherrschung der rumänischen Zahlen (vorher zuhause üben!). Im Alltag werden bei der Aussprache die "tausend" (mille, gesprochen mijj) gerne weggelassen; auch die blosse Aneinanderreihung einzelner Ziffern (z.B. "patru patru" für vierundvierzigtausend) ist üblich. Die/der TouristIn tut gut daran, immer einen Schmierzettel mit Stift einstecken zu haben, um die Preise im Zweifelsfall aufschreiben zu lassen (aufschreiben = "scribere, va rog", gesprochen: skribere, vä roog).
Plastikgeld: Geldautomaten für die gängigen Karten finden sich in den Innenstädten aller grösseren Städte (auch wenn im Einzelfall gesucht werden muss), jedoch für EC-Karten nach wie vor nur ausnahmsweise.
Geldumtausch ist allen grösseren und fast allen kleineren Städten problemlos in Wechselstuben möglich (gegen Vorlage des Reisepasses).
In allen grösseren Städten gibt es Krankenhäuser und in vielen grösseren Orten funktionsfähige Polikliniken für die Grundversorgung der Bevölkerung. In unserem Fall kostete die Untersuchung einer Zerrung und das Anlegen eines Gipsverbands für ausländische Reisende weniger als DM 10; die Ausstellung einer Quittung in Landeswährung und mit Angabe der Indikation (Diagnose), die für die Rückerstattung bei der Auslandskrankenversicherung notwendig ist, war ungewohnt, stiess aber auf keine Schwierigkeiten.
Reisevorbereitung / Information in Deutschland
Das Touristikinformationsbüro Rumäniens (nach meiner Erfahrung in Berlin; es gibt auch eins in Frankfurt/M.) ist sowohl wegen seines Vorrats an informativen kostenlosen Broschüren als auch wegen der kompetenten Beantwortung von Fragen persönlich und am Telefon zu empfehlen. Im Zweifelsfall lohnt sich dort ein Anruf fast immer!
Im Rahmen einer regen NGO wird der Rumänien-Rundbrief erstellt - mit allem, was sich in der Rumänien-Unterstützer-"Szene" (aktuell insb. Kinderheime) und bei unkonventionellen Karpatenwanderern so tut:
Rumänien-Rundbrief, Ludwigstraße 37, 06110 Halle, Fax 0345 / 170 1241
(Es scheint überhaupt so zu sein, dass unter den Globetrottern im Sächsischen das Interesse an Rumänien besonders ausgeprägt ist; jedenfalls kamen die Outdoor-Freaks, die wir unterwegs trafen, alle aus Sachsen und Sachsen-Anhalt.)
Verständigung (Rumänisch, Deutsch und andere Fremdsprachen)
Die Verständigung war mit einigen romanischen und englischen Brocken und vor allem Zeichensprache überall möglich; Französisch ging nur in wenigen Ausnahmefällen, Deutsch noch seltener und Russisch überhaupt nicht. Im Allgemeinen beherrschen lediglich die Jugendlichen wirklich eine Fremdsprache (Englisch).
Von grossem Vorteil ist das Erlernen der rumänischen Zahlen - möglichst schon zuhause bei der Vorbereitung der Reise (siehe "Geld").
Wer über Vorkenntnisse einer romanischen Sprache verfügt, hat wenig Mühe, sich einen brauchbaren Grundwortschatz und die wichtigsten Redewendungen anzueignen bzw. Schilder und Alltagstexte sinngemäß zu verstehen. Jedoch ist Rumänisch eine eigenständige Sprache innerhalb der romanischen Sprachgruppe; Aussprache, Grammatik und manche Wortfelder des Rumänischen weisen viele Unterschiede zu anderen romanischen Sprachen auf, weshalb auch gute Kenntnisse anderer romanischer Sprachen beim Sprachverständnis des Rumänischen schnell an ihre Grenzen stossen.
Zum tieferen Einstieg in die rumänische Sprache empfiehlt sich wegen seiner lebensnahen Sprachübungen und seiner auf die Sprachpraxis von Anfängern ausgerichteten Einführung in die Grammatik:
Jürgen F. Salzer. Lehrbuch der rumänischen Sprache. Hamburg: Helmut Buske-Verlag, 1999 -
ISBN 3-87548-168-2, 29,80 Euro (zzgl. Begleitkassette).
(Langenscheidts Reisewörterbuch ist teilweise sehr lückenhaft [insb. bei Dingen des täglichen Bedarfs und Speisekarten], teils für den Einstieg zu kompliziert bzw. fern der Sprachpraxis; es liess uns im Alltag immer wieder im Stich und ist seinen Preis nicht wert.)
Als Wörterbuch reicht das "Langenscheidt-Miniwörterbuch" (Langenscheidts Universal-Wörterbuch Rumänisch, Neubearbeitung 1998, 10,50 Euro) für touristische Zwecke meistens aus. (Schon in Deutschland zu besorgen, denn in Rumänien sind keine vergleichbaren Wörterbücher erhältlich.)
Andererseits war die Aufgeschlossenheit und Hilfsbereitschaft der meisten Rumänen gegenüber ausländischen Reisenden immer wieder überraschend. Stets fanden sich Mittel und Wege, um auch bei komplexeren Problemen die Verständigung zu ermöglichen. In keinem anderen Land Osteuropas konnten wir unterwegs derart viele Kontakte zu Einheimischen knüpfen.
Auszüge aus diesem Text können ohne Nennung meines Namens frei verwendet werden, sofern mir, Felix Weiland, ein Belegexemplar zugesandt wird. Die Verwendung mit Nennung meines Namens bedarf meiner vorherigen schriftlichen Zustimmung; ebenso die Publikation des Textes als ganzen. Alle Angaben sind Reiseeindrücke, die geschrieben wurden, um weitere Recherchen anzuregen. Daher kann keine Haftung übernommen werden.
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