Nachdem in der Maramureş schon in der
vorausgegangenen Woche überwiegend regnerisches Wetter herrschte, erzeugten die sintflutartigen Niederschläge
(Gewitter) ab Samstag mittag 26.07.2008 ein verheerendes Hochwasser im Valea
Vaser.
Davon überrascht wurde auch ein mit Dampflok geführter Touristenzug auf seiner
Rückfahrt von Faina nach Vişeu de Sus. Kurz vor der Station Bardau blieb die
Komposition im Geröll eines Seitenbaches stecken. Die ca. 160 Fahrgäste (darunter
auch viele Ausländer) wurden - begleitet vom Zugpersonal - in die
nächstgelegenen Cabanas (Bardau, Cozia, Faina) geleitet, wo sie übernachten
mussten.
Ein aus Grenzpolizei, Feuerwehr, Armee,
Sanitätspolizei und Bergrettung zusammengesetzter Krisenstab begann
unverzüglich, die Hilfe zu organisieren. Prioritär war die Versorgung der
Eingeschlossenen mit Lebensmittel und Medikamente; gleichzeitig lief die
Evakuierung (Hubschrauber, Feuerwehr etc.) insbesondere von Kindern und älteren
Menschen an.
Bis Montag 28. Juli konnten alle Touristen evakuiert
werden; zum Glück kam niemand von ihnen zu Schaden. Die Organisation der Hilfe,
auch für die lokale Bevölkerung, funktionierte gut. Viele Touristen haben sich
persönlich für die Rettung und die gute Betreuung bedankt.
Die Naturkatastrophe war NICHT vorhersehbar. Bis Samstagmittag gab es keine Anzeichen, dass der Wasserfluss dramatisch ansteigen würde. Die sintflutartigen Gewitterregen - sie dauerten mehrere Stunden an! - waren ein Jahrhundertereignis. Im Unterschied zu den vergangenen Hochwasserkatastrophen im Wassertal (2001, 1970) hinterliess die Flut diesmal kapitale Schäden an Brückenfundamenten und Schutzmauern. Dies geschah insbesondere durch gewaltige Mengen an gelagertem Rundholz, welche, vom Hochwasser mitgerissen, auf ihrem Weg zu Tal auch solideste Beton- und Steinverbauungen zertrümmerten.
Die
Schäden an der Bahnstrecke sind ausserordentlich gross, der Bahnbetrieb
vollständig eingestellt. Zahlreiche Brücken sind zerstört, viele
Gleisabschnitte unterspült oder weggerissen. Drei Züge (darunter der Dampfzug
mit der Lok "Elvetia") sind unterwegs eingeschlossen worden und verbleiben
wegen der zahlreichen Streckenterbrüchen bis auf weiteres in den Bergen.
Betroffen ist auch die Strasse von Vişeu de Sus nach Valea Scradei und Valea
Pestilor, welche an mehreren Stellen durch die Wassermassen weggerissen wurde.
Aufräumarbeiten und Wiederaufbau der Waldbahn werden viel Zeit beanspruchen;
die Kosten werden nach ersten Schätzungen auf mindestens 10 Millionen Euro veranschlagt.
Von Seiten der Bahngesellschaft, des Naturparks "Munţii Maramureşului" und der lokalen Behörden besteht der Wille, die Waldbahn von Vişeu de Sus (die letzte Waldbahn Rumäniens!), nicht zuletzt wegen ihrer touristischen Bedeutung, wieder aufzubauen. Für diese schwere, mit sehr hohen Kosten verbundene Arbeit hofft man auch auf Hilfe aus dem Ausland. Bereits ist Unterstützung aus der Schweiz, Österreich und Deutschland zugesagt worden. Initiiert wurde die internationale Kampagne vom schweizerischen Verein "Hilfe für die Wassertalbahn/Rumänien"; sie wird mittlerweile von zahlreichen Organisation unterstützt und mitgetragen. Aktuelle Informationen - auch über die angelaufene Spendenaktion - finden sich unter anderem bei www.wassertalbahn.ch, www.brinkle.eu und www.cffviseu.ro.
Michael Schneeberger, (migu@ecotours.ro), Vişeu de Sus, 09.08.2008