November 2005: Im Schulhof der Otelecer Schule stehen 2
große Armeezelte, doch von ist Armeeangehörigen ist weit und breit nichts zu
sehen. Zwar steht vor dem Zelt eine Gulaschkanone, aber keine Soldaten stehen in der
Reihe vor dem Tisch,
wo das Essen ausgegeben wird, sondern rund 40 Kinder, alle Schüler der hiesigen
Schule , warten auf das Mittagessen. 3 Frauen des Dorfes bilden zusammen mit 2
Freiwilligen der ungarischen Caritas den Küchentrupp, der nun schon seit Anfang
September für die Schul- und Kindergartenkinder und einige alte Leute täglich
für die Mittagsverpflegung, das Abendessen
und das Frühstück sorgt. Die Kosten für die Nahrungsmittel und die
kleinen Gehälter der Köchinnen sowie einen Nachtwächter trägt die
Hilfsorganisation
der MALTESER.
Der Turnsaal der Schule wurde mit Schulbeginn zum Schlafsaal umfunktioniert. 12 Kinder sind hier nachts untergebracht, betreut von den Lehrern der Schule, die nachmittags und nachts für die Beaufsichtigung sorgen. Bis zur Fertigstellung der Häuser sollen die Kinder in diesem improvisierten Internat bleiben.
"Aber werden wir noch vor
Wintereinbruch wieder in ein Haus einziehen können?" Das fragen sich Anfang
November sehr viele Menschen in unserer Partnerpfarre. Seit Juni läuft ja der
Wiederaufbau der mehr als 200 zerstörten oder schwer beschädigten Häuser,
aber er schreitet teilweise nur sehr schleppend voran. Dabei haben die Menschen in
Otelec und den anderen Banater Dörfern noch Glück, den ihnen, die in diesem
Katastrophenjahr als erste vom Hochwasser heimgesucht wurden, hat der
rumänische Staat noch den Wiederaufbau ihrer Häuser zugesichert, und seit
Anfang September wurden auch von den 900 im Banat zerstörten Häusern rund
300 bezugsfertig übergeben. Durch die
in den folgenden Monaten in fast allen Kreisen des Landes auftretenden
Überschwemmungen wurden zirka 9000 Häuser von den Wassermassen verschlungen,
und der Wiederaufbau all derselben überfordert den ja nicht gerade reichen
rumänischen Staat.
Auch in Otelec wurden bis
Anfang November schon rund 120 Häuser neu aufgebaut, aber ein Teil der obdachlos
Gewordenen "haust" zur
Zeit noch in den auf Grund ihrer Holzbauweise nicht zusammengestürzten
Wirtschaftsgebäuden oder teilweise gar in Zelten. Die Nächte sind nun schon
sehr kühl, und Heizmöglichkeit ist in diesen Gebäuden ja kaum vorhanden.
Kein Grund, dass die Verärgerung über den langsamen Baufortschritt bei manchen
der 12 Firmen, die in Otelec mit mehr als
200 Bauarbeitern arbeiten, sehr groß ist und die Verzweiflung wächst.
In dieser schwierigen Situation erleben die Menschen in unserer Partnerpfarre jedoch erfreulicherweise auch viel Hilfsbereitschaft aus dem In- und Ausland. Von ungarischen Landwirtschaftsvereinen wurden 40 t Futtergetreide gespendet, verschiedene Firmen spendeten Baumaterialien und Einrichtungsgegenstände. Hilfsorganisationen wie "Hilfe für Kinder" und ein ökumenischer Verein aus Ungarn haben die Kosten für die Renovierung des Kindergartens und der Schule inklusive des Einbaues von WC-Anlagen und einer Zentralheizung übernommen. Neben den Birkfelder Hilfsgeldern wurden auch vom Malteser Hilfsdienst finanzielle Unterstützungen an hochwassergeschädigte Familien übergeben, mit denen notwendige Haushaltsgegenstände gekauft werden können.
So bleibt zu hoffen, dass
bis Ende November - wie von der Regierung versprochen- möglichst viele
Otelecer in ihre neuen oder renovierten Häuser einziehen können und
das Weihnachtsfest nicht in einem Stall
feiern müssen.
Walter Gissing