"Wenn uns jemand vor 2 Wochen gesagt hätte, dass uns der 25 km entfernte Temes-Fluss überschwemmt, hätten wir ihn ausgelacht", sagte János Szabo, Gemeinderat und einer der Gründerväter der Partnerschaft zwischen der Pfarre Birkfeld und der Pfarre Otelec in einem Interview mit einer rumänischen Tageszeitung.
Doch beginnend mit 23. April ist Otelec in der Zwischenzeit zu 90% von der Temes überflutet worden. Manche Teile unserer Partnerpfarre stehen zwei Meter unter Wasser, nur ein kleiner Bereich nördlich der Kirche ist zur Zeit des Druckes dieser Sondernummer unseres Pfarrblattes noch frei von Wasser.
Ursache für die Überschwemmung waren 2 Wochen andauernde starke Regenfälle im Westen Rumäniens, sodass dies zusammen mit der einsetzenden Schneeschmelze auf den Bergen zu einem gewaltigen Anwachsen der Wassermassen in den Banater Flüssen führte. Diesen Wassermassen hielt der Damm des Flusses Temes, der 25 km südlich von Otelec Richtung Serbien fließt an mehreren Stellen nicht stand. Das Hochwasser breitete sich in der weiten Banater Ebene langsam nach Norden aus, niemand aus Otelec aber hatte Angst, dass es so weit nach Norden vordringen würde, denn auch von den ältesten Ortsbewohnern erinnert sich keiner daran, dass die Temes jemals ihr Dorf überflutet hätte.
"Am Donnerstag, den 21. April war eine Gemeindeversammlung und da wurde gesagt, dass vielleicht knöchelhohe Überschwemmungen in den südlichen Ortsteilen auftreten könnten", berichtet Rosi Varga, welche die Besucher aus Birkfeld jedes Jahr zum Mittagessen einlädt, "doch Samstag Nachmittag kamen gewaltige Wassermassen ans Dorf heran und überfluteten innerhalb weniger Stunden die südlichen Ortsteile bis zu einer Höhe von 2 Metern."
"Innerhalb eine Viertelstunde sind 10 Häuser- alle aus luftgetrockneten Lehmziegeln erbaut-zusammengestürzt, auch unseres war dabei. Nach und nach weichte das Wasser die Mauern der alten Häuser auf, in der letzten Woche krachte es in Otelec mehr als 100 Mal, wenn wieder ein weiteres Haus zusammenstürzte" , berichtet Adele Talpai, die Direktorin der Schule mit Tränen in den Augen. "In den letzten Jahren haben wir in unserem Haus ein Badezimmer und WC ein bauen können, sogar eine Zentralheizung konnten wir uns aus unseren Ersparnissen anschaffen- nun ist alles im Wasser versunken." Der ihrem Haus gegenüber liegende Kindergarten, der in den 13 Jahren der Partnerschaft immer wieder mit Spielsachen versorgt wurde und dadurch sicher der best ausgestattete Kindergarten im ganzen Gebiet ist, ist bis in Fensterhöhe überflutet. Auch in der Ordination der Ärztin, die vor 2 Jahren renoviert wurde und bei deren Ausstattung mit medizinischen Geräten sich Dr. Mathias Ranegger und Dr. Josef Lechner verdient gemacht haben, steht das Wasser über einen Meter hoch. Am 1. Mai stieg das Wasser sogar bis zum Pfarrhaus und zur im Vorjahr renovierten Kirche hoch, ein Bereich, der eine Woche lang einer der wenigen trockenen Gebiete des Ortes gewesen war.
Im Hof des Pfarrhauses hat das rumänische Militär seine Wägen eingestellt und war in der Vorwoche zusammen mit freiwilligen Helfern des Katastrophenschutzes und den Ortsbewohnern bemüht, noch möglichst viel Hab und Gut aus den Häusern zu holen.
Inzwischen wurden sowohl in Temeswar als auch in anderen Großstädten des Landes Sammelstellen eingerichtet und Lebensmittel, Kleider und Baumaterialien für die vom Hochwasser betroffenen Menschen gesammelt. In mehreren Städten Rumäniens riefen die Bürgermeister die Bevölkerung auf, den Banatern unter die Arme zu greifen. Zahlreiche Behörden richteten Spendenkonten ein, darunter die Temescher Präfektur und die Regierung. Der Temescher Kreisrat hat bereits eine Internetseite eingerichtet (zu erreichen über www.cjtimis.ro Stichwort INUNDATI), auf der interessierte Unternehmen und Privatpersonen sich selbst eine betroffene Familie aussuchen können, die sie dann in egal welcher Form unterstützen können.
Gezielte Projekte will der Caritas- Verband in den kommenden Monaten im derzeitigen Hochwassergebiet durchführen. So sagte Herbert Grün unter anderem, dass er sich gut vorstellen könnte, neue Trinkwasserbrunnen bohren zu lassen.
In den letzten 2 Wochen wurde ein Fläche von annähernd 1000 km2 zwischen der Temesch und dem Bega-Kanal überschwemmt. Die Behörden warten nun, dass sich das Wasser langsam zurückzieht, doch der Pegel der Temesch ist am vergangenen Wochenende erneut um 10 Zentimeter gestiegen. Die Abdichtung der zerstörten Dämme schreitet nur langsam voran, aufgeschüttete Schottermassen werden im Handumdrehen vom Wasser wieder weggespült, führt doch die Temes das Zehnfache der normalen Wassermenge. Aus Ungarn und aus der Schweizsollen Pumpen eintreffen, die bei der Trockenlegung des überschwemmten Gebiets durch Abpumpen des Wasses in den Bega- Kanal helfen sollen. Mittlerweile machen sich in den betroffenen Gegenden Diebstahl und Schleichhandel breit. Zahlreiche Evakuierte hatten im Laufe der vergangenen Tage die geretteten Schweine und Kühe weit unter dem Marktwert an verschiedene Händler verkaufen müssen, da sie die Tiere nicht mehr füttern konnten. So wurden Holstein-Kühe (Marktpreis: etwa 1500 Euro) um Summen zwischen fünf und sieben Millionen Lei (150-170 Euro) verkauft.
Walter Gissing, der Leiter des Arbeitskreises "Partnerpfarre Otelec" steht per Telefon und Internet mit Ing. János Szabo und Gábor Talpai, dem Vorsitzenden des Vereines "Pro Otelec" in Kontakt und wird laufend mit den neuesten Informationen und Bildern versorgt. Um sich ein noch besseres Bild von der Lage verschaffen zu können und erste Geldmittel zu überbringen, wird er zusammen mit 6 weiteren Personen aus unserer Pfarre und einer Vertreterin der Pfarre Rettenegg zu Pfingsten nach Rumänien fahren. Vor Ort soll dann besprochen werden, wie die Birkfelder und Rettenegger Hilfe in den nächsten Monaten konkret ausschauen könnte. Fest steht jetzt schon, dass ein Großteil der in den 2 Pfarren gesammelten Geldmittel zur Anschaffung von Baumaterial verwendet soll, um nach dem Abziehen bzw. Abpumpen der Wassermassen so bald wie möglich mit dem Wiederaufbau der Häuser beginnen zu können. Dafür hat die Selbstbesteuerungsgruppe Birkfeld spontan 4000 Euro zugesagt, die Freiwillige Feuerwehr Birkfeld wird beim Pfarrfest Gulasch kochen und die Einnahmen aus dem Verkauf den durch
Da aber immense Geldmittel für den Wiederaufbau bzw. die Reparatur der Häuser, das Bohren neuer Trinkwasserbrunnen, die Ausstattung der zerstörten Einrichtung im Kindergarten, in der ärztlichen Ordination, im Kulturhaus usw. benötigt werden, bitten Sie Pfarrer und Pfarrgemeinderat ganz herzlich um eine Spende, damit die aufgezählten Vorhaben möglichst rasch in Angriff genommen werden können. Natürlich hat auch der rumänische Staat Hilfe zugesagt, aber wer die Bürokratie in Rumänien und die triste Finanzlage des Staates kennt, ist sehr skeptisch, wann und in welcher Höhe diese zugesagten Hilfsgelder zu den Betroffenen gelangen werden.
Spenden für die Hochwasser geschädigten Bewohner Otelecs können auch auf folgendes Konto eingezahlt werden:
Ein herzliches Dankeschön für Ihre Spende sagen im Voraus
und Walter Gissing