"speedfolk" ist eine treffende Beschreibung für das, was da auf der Bühne passiert:
Ein Feuerwerk an Temperament, mitreißende Rhytmen und Melodien,
aus denen die Quellen (rumänien-ungarische Folklore) noch schwach herauszuhören sind.
Wer an Folklore und nette Geigensoli denkt, hat erst mal nur halb Recht, denn die Transsylvanians rocken, als hätten sie den Rock'n'Roll selbst erfunden. Obwohl sie zwar alle Klischees dieses Musikgenres kennen, lieben und mit Freude performen - Stagediving des solierenden Geigers nur als Beispiel - sind sie bei ihren Konzerten immer authentisch und so sympathisch, dass man meint, man wäre schon seit Jahren persönlich mit ihnen befreundet...
Isabel Nagy | Gesang, Kontrabass |
Hendrik Maaß | Guitarre, Gesang |
András Tiborcz | Gesang, Violine |
Thomas Leisner | Schlagzeug, Gesang |
Wer die Transsylvanians und ihren Bastard-Folkrock seit Jahren kennt, ist immer wieder mit neuen Gastmusikern überrascht worden,
die für die komplexen und wilden Arrangements der Band nötig schienen, und mag dabei gedacht haben: "Schön, dass sie sich
immer wieder mit frischem Blut versorgen." Doch nach den jüngsten Live-Präsentationen der transsylvanischen Urgesteine
András Tiborcz, Isabel Nagy, Hendrik Maaß und Thomas Leisner als Quartett zeigt sie, dass sie mit weniger viel
mehr sind, gerade so als ob sie verjüngt noch einmal von vorne anfangen.
Geiger, Bandgründer und Vorzeige-Ungar András Tiborcz ist nicht nur durch seine fledermausglatte Kopfhaut auffällig.
András sog die ungarische Musik schon mit der Muttermilch auf und ist auf der Bühne charismatischer Dreh- und Angelpunkt
des Geschehens: Er singt, springt ans Klavier, spielt Kontrabass und beendet seine Geigensoli auf den Händen des Publikums oder
über die Bühne tanzend. Dann spürt man, dass seine kindliche Seele und die Musik eins geworden sind.
Sängerin Isabel Nagy entfaltet ihre schöne Stimme am liebsten zu langsamen und freien Stücken und bildet damit einen wunderbaren
Kontrast zum wilden Treiben der drei anderen musikalischen Begleiter. Souverän bearbeitet sie aber auch den Kontrabass zu den
schnellen Stücken und prägt mit ihrer Stimme den besondern Sound der Band.
Hendrik Maaß wandelte sich im Laufe der Bandgeschichte vom akustischen zum elektrischen Gitarristen der Transsylvanians.
Immer wieder wechselt seine Begleitung des Gesangs in ein Klangduell mit der Geige. Das rockt und reißt mit, weil Schlagzeuger
Thomas Leisner auf seinem Minimalschlagzeug in scheinbarer Mühelosigkeit und stoischer Gelassenheit das ganze musikalische
Explosionsgemisch auf der Bühne vor ihm in die richtigen Bahnen lenkt.
Die Transsylvanians sind wie das tosende Meer im Schwimmbecken: Chaos und Energie, exstatische Tanzorgien und turmhohe Klangeskapaden.
Also Handtuch einpacken, Surfbrett mitbringen oder von der Tribüne zuschauen - wir sehen uns beim nächsten Konzert.
Inhaltlich haben sich die Transsylvanians an die ungarische Musik und Sprache gebunden. Grundbaustein ist die traditionelle
ungarisch-transsilvanische Folklore. In den Dörfern der Karpaten und Ungarns haben sich über Jahrhunderte, über verschiedene Grenzlinien,
durch Königreiche, Fürstentümer und Republiken hinweg typische Formen der Musik gebildet, vermischt und isoliert. Béla Bartók
und Zoltán Kodály haben Studienreisen in diese Regionen unternommen, Melodien und Lieder notiert und in ihre klassischen
Werke eingearbeitet.
Dank ihrer Sammlung wird bis heute die traditionelle Musik als hohes Kulturgut gepflegt und weitergegeben. Die teilweise für mitteleuropäische
Ohren ungewöhnlichen Melodieformungen, die eigentümliche Behandlung von Dur und Moll und die archaischen Bordune machen den einzigartigen Reiz
dieser Lieder aus.
Tiborcz András, der aus diesem großen Fundus die Arrangements für die Transsylvanians schöpft, komponiert aber auch eigene Stücke.
Er vertont darin Gedichte und Texte der berühmten ungarischen Dichter wie z.B. Sándor Petöfi, Janós Arany, Endre Ady,
Ferenc Móra usw. Auch die Bearbeitungen klassischer Stücke von Bartók, Kodály, Beethoven u.a. oder aktuell eine Kurzversion
der berühmten 1983 aufgeführten Rockoper István a Kiraly von Levente Szörényi sind eine Konstante im Repertoire der Transsylvanians.
Begonnen hat alles damit, dass in Ungarn im Jahre 1955 in der Straße der Roten Armee (gegenüber der Musikschule des Städtchens Nagykanizsa)
der kleine András das Licht der Welt erblickte. Die musikbegeisterte Familie schickte ihn früh zum Geigen- und Klavierunterricht. Nach wilder,
gitarrenlastiger Jugend in verschiedenen Rockbands und anschließendem Jazzkontrabass-Studium am Budapester Béla Bartók-Konservatorium,
entzog er sich aus großer Angst vor dem sozialistischen Armee-Pflichtdienst der Einberufung.
Mit einem Besuchervisum für das damalige Jugoslawien überquerte er heimlich die Grenze nach Italien. Vom dortigen Flüchtlingsauffanglanger
aus begab er sich nach Australien. Die weit entfernte Heimat brachte ihn und andere, ebenfalls von Heimweh befallene Exilmagyaren, dazu,
transsilvanische, ungarische Folkmusik zu spielen. Vier Jahre später (1984) wurde er überredet, nach Berlin zu ziehen.
Von da an hatten die Bands, die er gründete, die unterschiedlichsten Namen, z.B. Gyufa (Streichholz), oder Csillagok (Sterne, nach dem wohl
berühmtesten ungarischen Volkslied). Mit der damaligen Sängerin und Kontrabassistin Szilvana gründete er die Gruppe Transsylvanians, die
mit Akkordeon, Gitarre und zweiter Geige Mitte der 90er Jahre durch die Straßen Berlins zogen. Sie wurden für Geburtstagsfeiern oder
Hochzeiten engagiert und spielten sich von Bühne zu Bühne.
Nach gut zwei Jahren war dann die Zeit erreicht, sich durch Hinzunahme von Schlagzeug, Mikrofon und Verstärkern gegen das begeisterte Mitklatschen
des Publikums durchzusetzen. Aber die Einschätzung, diese Maßnahme würde etwas gegen die blutig gespielten Finger und die heiseren Stimmen helfen,
erwies sich als falsch. Nach 6 CDs und einigen Umbesetzungen sind die Transsylvanians immer noch eine unangepasste Band und ein authentisches,
handgemachtes Live-Musikerlebnis.
Ja, Transsilvanien liegt heute in Rumänien. Aber erst seit 1920. Davor war es lange ungarisch geprägt. Wer den Namen Transsylvanians zu ernst nimmt, mag zum einen überrascht sein, dass die Band aus Berlin stammt und nur einen Geige spielenden Ungarn und eine Halbungarin vorzeigen kann und zum anderen wie eine Brit-Pop-Band daherkommt. Aber das ist nun mal das Markenzeichen der Transsylvanians. Sie entschnörkeln traditionelle Melodien und Rhythmen, um diese mit der Kraft der Rockmusik und der Freiheit der Punkmusik neu zu gestalten. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Hendrik Maaß Fritz-Kirsch-Zeile 3 D-12459 Berlin | ||
Mobil: | +49(0)179 1112923 | |
eMail: | office@transsylvanians.de | |
WEB: | http://www.transsylvanians.de, MySpace, YouTube |
CD 1:
CD 2:
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