Ein Film von Mirjana Momirović & Caroline Haertel
03.09.2020 auf arte
02.09 - 01.12.2020 in der arte-Mediathek
Die Region Maramureş entlang der Grenze zur Ukraine ist noch so ursprünglich und wild, dass man sich in frühere Zeiten zurückversetzt fühlt. "Land des Holzes" wird sie auch genannt. Holz ist nicht nur die wichtigste Lebensgrundlage der Menschen, es hat die ganze Kultur geprägt: Von Schnitzkunst bis zu ungewöhnlicher Holzarchitektur. Die markanten Kirchen mit spitzen Türmen stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Acht von ihnen sind UNESCO-Weltkulturerbe. Diese malerische Gegend zeichnet sich auch durch einen außergewöhnlichen Umgang mit dem Tod aus. Auf dem "Fröhlichen Friedhof" im Dorf Săpânța werden die Lebensgeschichten der Verstorbenen auf strahlendblauen Kreuzen mit naiver Malerei und ironischen Versen verewigt. In der Maramureş liegt auch der zweitgrößte Nationalpark des Landes, das Rodna-Gebirge. Über 7000 Spezies wurden hier dokumentiert, viele endemisch oder extrem selten. Es ist die Region mit der größten Biodiversität in den Ostkarpaten.
Entlang der Grenze zu Ungarn liegt die Region Crişana, das Kreischgebiet. Mit ihren fast 4000 Höhlen ist sie eine der wichtigsten Karstregionen Rumäniens. In der Meziad-Höle wurden Überreste von Tieren aus der Eiszeit, wie dem Höhlenbären und dem Höhlenlöwen gefunden. Heute ist sie die Heimat einer großen Fledermauskolonie. Crişana ist auch für seine traditionellen Trachten bekannt. Eine Weste der Gegend kopierte das Modehaus Dior, ohne den Ursprung zu nennen. Ein "Kulturklau" mit weitreichenden Folgen.
Sie zählen zu Europas bestgehüteten Geheimnissen, Rumäniens unbekannte Grenzregionen. "Das Banat" und "Crişana & Die Maramureş" beeindrucken mit ihren einzigartigen Naturlandschaften. Mit jahrhundertealten Urwäldern, erhabenen Gipfeln und verwunschenen Tälern. Zwischen Donau und Karpaten durchstreifen wilde Tiere einsame Weiten, leben die Menschen in ursprünglichen Dörfern bis heute im Einklang mit der Natur.
Das rumänische Banat an den Grenzen zu Serbien und Ungarn wurde von der Natur reich beschenkt: Zwischen steilen Felsen zwängt sich die Donau durch den spektakulären Flussdurchbruch "Eisernes Tor", fließt in weichen Kurven im Schatten dicht bewaldeter Hänge und umspült flussaufwärts die Insel Ostrov, ein Paradies für Vögel und Wildpferde. In den zahlreichen National- und Naturparks der Region haben Wisente eine neue Heimat gefunden, erhebt sich der "ungewöhnlichste Wasserfall der Welt" über einen kleinen Fluss und wächst seit Jahrhunderten ein dichter Buchenurwald.
Durch das Banat fährt auch Rumäniens älteste Gebirgsbahn, die Semmeringbahn. Sie gilt als großes Kunstwerk der Eisenbahntechnik und braucht für die rund 34km lange Strecke zwei Stunden: viel Zeit, um die wunderschöne Aussicht auf einsame Berge und dichte Wälder zu genießen.
Noch heute wird in vielen Ortschaften des Banats Deutsch gesprochen, ein Erbe der Banater Schwaben, die im 18. Jahrhundert in der Hoffnung auf ein besseres Leben ihre Heimat verließen und sich hier ansiedelten.
Im kleinen Ort Sanktana leben Deutsche, Rumänen, Tschechen und Ungarn friedlich miteinander. Hier wohnt auch die Kranzbinderin Adelheide Wild.
Sie ist Ungarin, mit einem Deutschen verheiratet, und Spezialistin für die Hutkränze aller Kulturen des Banats. Von den aufwendigen Papierblumen bis bis hin zu den Spiegelchen – die Kranzbinderin fertigt alles in Handarbeit.
Adelheide Wild wechselt ganz selbstverständlich zwischen den Sprachen.
Wie ist es in einer Region mit so vielen verschiedenen Kulturen zu leben?
Super! Ich bin international, wie die Leute sagen! Ich arbeite für viele, ich habe auch für die Ungarn etwas vorbereitet da, für die arbeite ich auch, also, wie gesagt, für Serben in der Banater Gegend, in mehreren Gegenden, für Rumänen, ich bin gefragt.
In der Heiligen Anna Kirche des Ortes feiert die Deutsche Gemeinschaft bis heute ihre traditionellen Feste. Die Kranzbinderin ist auch hier für die Dekoration zuständig.
Dabei arbeitet sie mit Martin Reinholz vom Verband der Banater Schwaben zusammen.
Er engagiert sich ehrenamtlich in der deutschen Gemeinde Sanktanas.
Es ist schon eine wichtige Sache für uns, ich denke mal, jedes Volk identifiziert sich mit seinen Traditionen, mit dem, was er von Kind an mitbekommen hat. Und deswegen denke ich mal, ob zwar wir sehr wenige noch sind, aber Dank der Menschen aus der Gemeinde können wir unsere Feste zum Glück weiter feiern.
Die vielfältige Natur des Banats und sein malerisch gelegener Kurort Baile Herculane begeisterten schon Kaiserin Sisi und Kaiser Franz Joseph, der ihn als "schönsten auf dem Kontinent" rühmte. Eine Gruppe junger Architektinnen kämpfte viele Jahre vergeblich für die Restaurierung des wunderschönen historischen Kurbades des Ortes. Dann brachte sie der Brand von Notre Dame auf eine Idee...