Events: Theaterprojekt Zalina 2008

Theatersommer in Rumänien 2008

Wir suchen theater- und medienbegeisterte Jugendliche (14-21 Jahre) aus Berlin für einen Theaterworkshop in Rumänien: "WER IST ANDREI?"

Der Workshop

Die Spreeagenten suchen Jugendliche, die Lust auf ein Theaterabenteuer in Rumänien im August 2008 haben.
Gemeinsam mit einer Gruppe junger Rumänen aus Holzmengen gehen wir auf eine Entdeckungsreise durch Schauspiel-Szenen und durch das Theater selbst, mit all seinen verwandten Medien (Video, Fotografie, Kostüm, Maske)
Seid Schauspieler, erfindet Szenen, entwerft Kostüme und Bühne - kurz: macht Theater!
Durch den Workshop könnt ihr ein anderes Land und seine Bewohner kennen lernen, sehen, wie Menschen in einem anderen Land leben herausfinden, was wir alle gemeinsam haben.
Am Ende wird unser Stück, das wir erarbeitet haben im Dorf Holzmengen aufgeführt.
Wir wollen auch gemeinsam ein Video machen und in einem von euch zusammengestellten Katalog das Projekt präsentieren.

Zeitplan Workshop

26. + 27. Juli 2008
Vorbereitungswochenende in Berlin
15. - 26. August 2008
Workshop in Rumänien (Holzmengen, Siebenbürgen bei Hermannstadt)

Das Casting

Samstag dem 19.7.2008, 12 Uhr
Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. Urbanstraße 21, 10961 Berlin (Kreuzberg)
Reise-, Unterkunfts- und Verpflegungskosten werden von den Spreeagenten komplett übernommen.

Anmeldung:
info@susanne-chrudina.de (Susanne Chrudina)
Tel: 0178- 285 47 86 (Malve Lippmann)

Bitte überlegt Euch für das Casting:
Was interessiert Euch am Theatermachen? Habt Ihr schon mal Theater gespielt oder gesehen? Was hat Euch dabei besonders gut gefallen? Was könnt Ihr besonders gut? Singen? Tanzen? Basteln? Zeichnen? Wenn Ihr ein Instrument spielen könnt, bringt es mit oder eure beste Zeichnung, oder was Euch sonst noch wichtig ist und Ihr uns gerne zeigen wollt.

WER IST ANDREI?
(Workshop mit Präsentation Deutschland-Rumänien 2008)

Der "Zigeuner" und der Jude sind gängige Projektionsfiguren für das "Andere" oder das unverstandene "Fremde" einer Gesellschaft. Die ihnen zugeschriebenen Merkmale werden zu den typischen Eigenschaften ihres ganzen Volkes stilisiert.
(Mona Körte: "Zigeuner und Juden in der Literatur nach 1945", Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.)

WER IST ANDREI? ist ein Theaterworkshop, der junge Roma und Nicht-Roma aus Deutschland (Berlin) und Rumänien (Holzmengen, Siebenbürgen Nähe Hermannstadt) zusammenbringt. Er ist Teil eines kontinuierlichen Arbeitsprozesses und Austausches, den die Spreeagenten bereits seit 2006 mit dem Dorf Holzmengen/Hosman, der rumänischen Partnerorganisation Hosman Durabil und jungen Roma pflegen.

WER IST ANDREI? soll jugendlichen Roma und Nicht-Roma die Möglichkeit bieten, sich mit ihrer Identität offensiv auseinanderzusetzen und sich zu Wort zu melden. Die Selbstauffassung der Roma und ihre Position in der Gesellschaft werden im Alltag kaum thematisiert. Sie selbst ziehen es häufig vor, ihre Zugehörigkeit zu verschweigen. Das gilt auch für die vielen in Deutschland ansässigen jungen Roma. Auf politischer Ebene wird das "Roma-Problem" durchaus diskutiert, aber es wird über die Roma gesprochen. Woran es jedoch mangelt, ist ihre eigene Stimme.

Das Schweigen der jungen Roma aufzubrechen und eine Auseinandersetzung mit ihrer Zugehörigkeit in Gang zu bringen ist ein heikler und empfindlicher Vorgang, der nur schrittweise vor sich gehen kann. Die Spreeagenten haben sich daher auf die Suche nach einem passenden Stoff gemacht, der die Themenfelder Identität, Minderheit und Diskriminierung anhand eines anderen Beispiels bearbeitet, Mechanismen aufdeckt und Fragen aufwirft. Mit "Andorra" von Max Frisch wurde ein Dramentext gefunden, der es den jungen Darstellern über die Figur des vermeintlichen "Juden" Andri ermöglicht, sich der Problematik anzunähern. "Andorra" verhandelt Antisemitismus, Feigheit und vor allem die Identität eines Menschen.

Während des Workshops werden ausgewählte Szenen des Stückes durchgespielt, variiert und durch improvisatorisches Material fortgeschrieben oder neu entworfen. So haben die Jugendlichen die Gelegenheit, das Material durch ihre eigenen aktuellen Sichtweisen zu ergänzen, zu reformulieren und mit ihren eigenen Mitteln zu erzählen. Aus Andri wird ANDREI - Jeder Teilnehmer schlüpft in seine Rolle, die Figur wird von jedem Teilnehmer individuell neu gezeichnet. Davon ausgehend entwickeln sich Fragestellungen zu den Themenkomplexen Vorurteil, Diskriminierung, Fremd-Sein und Heimat. Bearbeitet wird die Thematik der Identität von Minderheiten im Spannungsverhältnis zwischen individuellem Empfinden und Zuschreibungen von außen.

Im Verlaufe des Workshops werden die Szenen an den jeweiligen "Originalschauplätzen" im Dorf Holzmengen geprobt und damit unweigerlich auf die konkrete Situation des gegenwärtigen rumänischen Alltags übertragen. Dadurch bettet sich die Projektarbeit in die Realität des Dorfalltags ein, Parallelen werden offensichtlich und erreichen die dortige Bevölkerung.

Grundsätzlich ist die Frage, ob Zuschreibungen von Identitäten, die aus der Zugehörigkeit zu Volksgruppen abgeleitet werden für die multikulturellen Gesellschaften im 21. Jahrhundert überhaupt noch zeitgemäß und angemessen sind. Sollte der Begriff der Identität im vereinten Europa 2008 nicht auf solche Ettikettierungen verzichten und die Menschen nach ihrer individuellen Identität beurteilen? Ist es nicht vielmehr so, dass die gegenwärtige Realität multikuktureller Gesellschaften den Einzelnen grundsätzlich in erhöhtem Maße vor die Aufgabe der Selbstfindung und Selbstdefinition stellt?

Angeleitet werden die Jugendlichen während des Workshops und der Nachbereitung von professionellen Theatermachern, Dokumentarfilmern und Fotografen. Jungen Menschen soll bei ihrer Recherchereise zum Thema Identität das Medium Theater, aber auch Film und Fotografie als Ausdrucksmittel nahe gebracht werden und damit der Zugang zu Kultur auf einer praktischen Ebene ermöglicht werden.

Die Ergebnisse der Werkstattarbeit werden von den Jugendlichen zu einer Szenen-Collage zusammengestellt. Darüber hinaus begleiten die Jugendlichen den Arbeitsprozess per Video und fotografisch, aus den Materialien entstehen in der Bearbeitung eine Videodokumentation des Projektes und ein Katalog mit Foto- und Textbeiträgen.

Diese dokumentierenden Arbeitsergebnisse wie auch gegebenenfalls einzelne Szenen werden im Anschluss sowohl in Berlin als auch in Holzmengen und Hermannstadt im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung für Publikum und Presse vorgestellt.

Die Spreeagenten und Hosman Durabil streben eine kontinuierliche, langfristige Zusammenarbeit an, um den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Rumänien zu fördern. Bereits im August 2007 haben die Spreeagenten in Kooperation mit Hosman Durabil mit großem Erfolg das Theaterprojekt ZALINA in Holzmengen (Rumänien) im Rahmen des Programms "Kulturhauptstadt 2007: Sibiu" realisiert. ZALINA wurde mit dem Exzellenzpreis für "das beste Programm im Kulturhauptstadtjahr 2007" ausgezeichnet. Aus der Begründung der Jury: "Das Theaterstück in Holzmengen, heute zumeist von Roma bewohnt, war ein sehr einfaches Beispiel dafür, wie sich viele der heutigen Probleme Europas lösen lassen könnten." Das Projekt WER IST ANDREI? stellt die thematische Einleitung und Vorbereitung zu ECHOLOT dar, einem bilateralen Theaterprojekt, das die SPREE AGENTEN für den Sommer 2009 planen.

Zeitrahmen

Bilder vom Dorf und Informationen über das letzte Projekt in Rumänien sind zu finden unter:
www.zalina-theater.com