Autor: jetzt_in_ro
Datum: 19.11.06 01:09
Nen kleiner Auszug aus der ADZ Online ...:
Wenn der kleine Hunger kommt
Von Benjamin Józsa
Es geht alles aufs Mittagessen zu in der Hermannstädter Heltauergasse. Stammkunden treffen sich bei der Crama Sibiul Vechi, Staatsanwälte nebst Richter in der Gallery, und wir gehen diesmal zum Unicum, einer Pizzeria, die faire Preise für faire Qualität fordert.
Beim Unicum ist alles easy, die Kellner schlendern, die Pizzabäcker balgen sich wie zwei junge Hunde, es ist eine unkomplizierte Atmosphäre, die alle Gäste zu schätzen wissen. Die Bedienung, die für unseren Tisch verantwortlich ist, ist weiblichen Geschlechts, blond und spricht gerade am Telefon, sicher mit einem Kunden. Unicum bietet nämlich auch Pizzaservice, man muss sich nur die Pizza vom Lokal abholen. Das Mädel lächelt versonnen, wahrscheinlich ist es eine längere Bestellung, und der Kunde fordern extra Paprika auf die Pizza Diavolo. Trotzdem schafft sie es, in fünf Minuten beim Tisch zu sein und auch die Bestellung aufzunehmen. Und sie lächelt so lieb, das blonde Mädchen, dass es gar nicht ins Gewicht fällt, dass sie die Hälfte vergisst.
Derweilen wird die Balgerei zur Rangelei, da die beiden Pizzaioli uneins darüber sind, wer die Pizza mit der Kelle reinschieben soll. Der Stärkere gewinnt, was der andere mit einigen liebevollen Mutterwünschen quittiert, an denen die rumänische Sprache so reich ist. In Mitleidenschaft wird auch die Pizza gezogen, die etwas Käse und ein paar überflüssige Oliven und Salamischeiben verliert. Immerhin wird sie so in den Ofen geschoben, wie sie ist, und nicht vom Boden nachgefüllt.
Schon bald bekommen die Pizzabäcker ein neues Betätigungsfeld, der Lieferwagen ist gekommen, und die abgeladenen Kisten müssen durch das Restaurant in das Lager getragen werden. Sogar die Kellner packen mit an, die staubigen Kisten durch den Raum zu tragen, was der Anlass für wechselseitige Scherzworte ist. Insgeheim sind wir froh darüber, dass wir nicht den Tag mit dem Holztransport für den Steinofen erwischt haben, sonst hätten womöglich auch wir, die Gäste, mit anpacken müssen. Vergaß ich zu erwähnen, dass die beiden Pizzabäcker sich ihre Finger nach dem Kistenabladen nicht wuschen, sondern wieder an ihre Arbeit gingen? Kleine Nebensache, time is money, und der Teig für neue Pizzen muss geknetet werden. Das passiert nicht wie in den großen Pizzerias durch ausgeklügeltes Herumschwingen durch die Luft - deswegen verwende ich das Wort Pizzaiolo nur unter Vorbehalt und um meine umfassende Gelehrsamkeit zu unterstreichen -, sondern auf der Arbeitsplatte, links dreh, rechts dreh, links schmier, rechts schmier, bis der Pizzateig dünn genug ist.
Zur Erheiterung der Kunden trägt einer der beiden Pizzabäcker bei, als er den großen Teigkorb aus der Küche bringt und seinem Leidensgefährten ein Teigknäuel nachwirft, jenen aber verfehlt. Der Teig landet auf dem Zutatenbord und wird sofort in die Mangel genommen, links dreh, rechts dreh, links schmier, rechts schmier. Ach, und da ist schon unser Essen. Wohlschmeckend wie immer und fair im Preis schmoren die Penne arrabiata in einer Wolke von Tomatensaft. Wir bestellen immer Küche, denn die hat einen unschätzbaren Vorteil: Sie ist nicht einsehbar aus dem Restaurationsraum...
WEITERHIN GUTEN APPETIT IN RUMAENIEN!
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