Autor: Mathias
Datum: 10.11.03 23:33
@Volker:
Hallo Volker,
es scheint ja fast alles "Hand und Fuß" zu haben was Du da so schreibst. In einer Sache kann ich Dir jedoch nicht Recht geben. Da scheinst Du Dich auch nicht genügend informiert zu haben und bedienst Dich an Vorurteilen. Dabei scheinst Du ja selber Vorurteile nicht zu mögen. Es geht um Deine Aussagen über Rümänien-Deutsche. Da wirfst Du alle in einen Topf und pauschalisierst das ganze.
Als Siebenbürger Sachse ist es mir nun wichtig klarzustellen, dass nicht alle Rumänien-Deutsche so sind, wie Du sie beschrieben hast. Es ist nicht ausreichend sich in irgendwelchen Foren "genügend zu informieren". Hast Du Dich schon mal gefragt, welcher Anteil der Rumänien-Deutschen überhaupt in diesen Foren vertreten ist? Meine Erfahrung zeigt, dass nur ein geringer Anteil der Rumänien-Deutschen überhaupt einen Internetanschluss besitzt. Viele von denen, die einen besitzen, sind in den von Dir besuchten Foren nicht vertreten, oder antworten nicht auf Statements. Es bleibt also ein geringer Anteil übrig und dieser Anteil soll die Rumänien-Deutschen repräsentieren? Ich glaube, wohl kaum. Denk doch bitte mal selber darüber nach, bevor Du weiterhin so einen Käse von Dir gibst.
Es ist mir an dieser Stelle auch noch wichtig mitzuteilen, dass wohl kaum einer, der nicht in Rumänien geboren ist und dort gelebt hat, beurteilen oder verstehen kann was die Leute dort mitgemacht haben. Über das Zusammenleben der einzelnen Minderheiten dort, sollten nur "Betroffene" urteilen dürfen. Alles andere wäre nur Theorie oder persönliche Vorstellung und sollte auch als solches gekennzeichnet werden, wenn man es doch nicht lassen kann.
Über die "Auseinandersetzungen" zwischen Rumänen und Sachsen möchte ich an dieser Stelle nicht viel verlieren. Es sei nur gesagt, dass sie tiefe Wunden auf beiden Seiten verursacht haben. Da jeder Mensch anders ist, heilen diese Wunden auch bei jedem anders oder gar nicht. Da ja bekanntlich die Zeit alle Wunden heilen kann, wird es wohl noch mindestens 2 Generationen dauern bis der (innere) Frieden wieder hergestellt ist. Daran können auch wir kaum was ändern. Es gibt nämlich kein Patentrezept für so etwas, das gibt es meistens nicht wenn es um Gefühle geht...
Was mich persönlich angeht, ich komme aus einem Dorf das ungefähr zu gleichen Teilen von Sachsen und Rumäner bewohnt war. Einen kleinen Anteil machten noch die Zigeuner aus. Das Zusammenleben hat bis auf ein paar Ausnahmen gut funktioniert und es gab kaum Probleme. Ich persönlich habe immer noch Freunde und Bekannte in Rumänien und das sind zum größten Teil Rumäner. Nach meiner Ausreise habe ich sie des öfteren besucht, mittlerweile sind immer mehr auch in der Lage nach Deutschland zu Besuch zu kommen. Ich habe dort unten nie den "Molly gemacht", im Gegenteil, ich habe versucht die Leute aufzuklären. In den meisten Fällen ist es mir auch gelungen und ich habe dadurch ungewollt mehr Ansehen (was mir persönlich nicht wichtig ist) erreicht als die Leute, die es nicht lassen konnten den großen Macker zu spielen. Das waren im übrigen nicht nur die Sachsen sondern auch Rumäner und Zigeuner gleichermaßen.
Und noch was Volker, die von Dir angesprochenen zinslosen Zuschüsse für den Bau von Eigenheimen gab es nicht nur für Aussiedler sondern für alle Deutsche die Anspruch darauf hatten. Ich persönlich kenne viele Siebenbürger Sachsen die sich ein Eigenheim geschaffen haben, kenne aber keinen der vom Staat mit einem zinslosen Zuschuss unterstützt wurde.
An dieser Stelle möchte ich noch auf einen weiteren Punkt eingehen, der mir persönlich am Herzen liegt. Meine Landsleute werden immer öfters von den Einheimischen in D als ewig gestrige, teilweise sogar als Nazis bezeichnet. Das tut verdammt weh! Wenn ich genauer nachdenke, fällt mir dabei auf, dass dieses geschieht weil viele von uns noch nicht so „fortschrittlich“ denken und handeln wie die Einheimischen. Nehmen wir nun diese „einzig wahre und richtige“ Denkweise der Einheimischen nicht an, werden wir uns das ganze wohl auch in Zukunft anhören und gefallen lassen müssen. Tut man damit nicht das gleiche mit uns wie das was man uns vorwirft zu tun? Versucht man hier nicht uns den einzig wahren und richtigen „deutschen Stempel“ aufzudrucken? Die Einheimischen tun das im übrigen nicht nur mit uns. Da sie ja die Oberschlauen sind, die aus alledem gelernt haben und sich nun als Obergelehrte und Oberweisen sehen dürfen, tun sie das auch mit einem Volk das um ein vielfaches größer ist wie das eigene. Damit meine ich die Amerikaner und spiele auf die Aussagen und das Handeln der Deutschen im Vorfeld des Irak-Krieges an. Welche Denkweise ist nun die richtige, die der Mehrheit oder die der Deutschen?... Lassen wir das lieber. Was ich hier noch loswerden möchte ist, dass ich nicht alles annehmen möchte was man hier für richtig verkauft. Wer sagt mir denn, ob das überhaupt das richtige ist, oder gibt es nun auch dafür eine ISO-Zertifizierung? So lange es das nicht gibt, sollten auch die Einheimischen und auch alle anderen, andere Denkweisen akzeptieren und nicht nur die eigene als richtig betrachten. Meine Mentalität ist eine Mischung aus Siebenbürger Sächsisch, Rumänisch und Deutsch. Ich kann diese auf Knopfdruck nicht ändern. Genau so können es alle nicht tun, die aus dem Osten kommen. Es ist Euch zwar klar, dass sich die rumänische Mentalität so schnell nicht ändern kann, weil ja der Kommunismus u.s.w. dafür gesorgt hat, dass alles tief verwurzelt ist, was ist aber mit uns? Haben wir nicht auch darunter gelitten? Ist das ganze bei uns nicht auch gleichermaßen tief verwurzelt? Haben wir also nicht auch das Anrecht auf die gleiche Zeit um unsere Mentalität zu ändern? Kann man also für uns kein Verständnis von Euch erwarten?
Beiträge wie die vom Reini waren vorauszusehen. An dieser Stelle möchte ich mich jedoch davon distanzieren. Ich finde auch, dass wir in die Zukunft schauen müssen. Das geht aber nur wenn die Vergangenheit aufgearbeitet wurde. Bei vielen geschieht das nun erst nach der Wende. Man lernt wieder demokratisch zu denken, man diskutiert (was ja früher kaum möglich war), geht aufeinander zu und ändert in vielen Fällen seine Einstellung und baut auch immer mehr Vorurteile ab. Die Leute lernen also, dass man über Probleme reden muss und was viel wichtiger ist, dass man auch dabei zuhören soll. Das alles braucht aber seine Zeit und fordert viel Geduld auf allen Seiten.
Ich entschuldige mich hiermit bei allen anderen, dass ich nichts zu dem eigentlichen Thema beigetragen habe, aber es musste leider sein.
Gruß
Mathias
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