Autor: Bucuresten
Datum: 10.11.03 15:11
Marius,
bin, wie Du auch, Rumäne und kann nur allzu gut deine angestauten Frust und Wut gegen die sich selbst überlebende und fortdauernde unwirtschaftliche Mentalität in Rumänien verstehen, die Du so vehement anprangerst. Aus Verzweiflung, dass sich die Denk- und Verhaltensweise der Mehrheit in unserer Heimat nicht schnell genug ändert, bist Du bereit auf sehr extreme Positionen zurückzugreifen.
Dabei übersiehst Du, dass Änderungen in der Mentalität der Menschen einen langwierigen Prozess voraussetzten: Autobahnen lassen sich viel schneller bauen, als dass sich Denk- und Verhaltensmuster ändern können: die Entwicklungen in der ehemaligen DDR stellen ein geradezu Musterbeispiel dazu dar.
Auch die Sozialgeschichte unserer Heimat übersiehst Du bei deinem vernichtenden Urteil über das unwirtschaftliche Denken unserer Landsleute. Modernes Rumänien war ein sehr ambitioniertes Projekt einer Elite, dessen Grundlage und Ausgangspunkt eine sehr alte, starke und urige bäuerliche Zivilisation war, die in ihrem Wesen inkompatibel mit kapitalistischen Verhältnissen ist und so, in Westeuropa nie existiert hat. Zwischen 1860 und 1945 hat Rumänien zwar ein Wunder an Modernisierung vollbracht, nichtsdestoweniger gab es 1945 80% traditionelle, ja archaische Bauer im Lande, die modernes Wirtschaftsdenken weder kannten noch brauchten, da sie eben, einer ganz anderen Zivilisation angehörten. Dann kam der Kommunismus und zwar in einer sehr stalinistischen Version: wirtschaftliches Denken war verhöhnt, wirtschaftliches Handeln ein Delikt. In diesem Geiste wurden ganze Generationen erzogen und 30% der Bevölkerung wechselte vom Land zu Stadt und wurde entsprechend umsozialisiert.
Wann hätte sich eine gesunde, moderne wirtschaftliche Mentalität entwickeln können ?
Wenn Du all die sozialhistorischen Hintergrunde vor Augen hälst, dann sind die in den letzten 14 Jahren erzielten Transformationen als gut zu bewerten. Deine subjektiv empfundene Ungeduld und Verzweiflung kann ich gut nachvollziehen, begründet und legitim sind sie jedoch nicht. So leid es uns auch tut, weitere 15 Jahre werden wir es noch brauchen, bis in Rumänien modernes Denken und Handeln in EU-Sinn dominieren wird.
Und was ist die Lösung für die gegenwärtige überwiegend unwirtschaftliche Mentalität in unserem Lande, die Du vorschlägst ?
Zitieren:
Erst wenn sie anfangen wirtschaftlich (mann kann auch Kapitalistisch sagen) zu denken (das dauert noch Jahrzehnte, oder sie lernens nie)lohnen sich Investisionen dort, voher sage Ich N E I N D A N K E .
Mit anderen Worten: „solange du nicht schwimmen kannst, darfst du ins Wasser nicht springen"
Ich hoffe, auch dir ist die Absurdität deiner Position klar geworden: wäre es nicht traurig, könnten wir darüber auch herzlich lachen.
Ironischerweise, lieber Marius, illustrieren deine Beiträge in diesem Thread genau die Kurzsichtigkeit und Oberflächlichkeit, die Du so heftig und gnadenlos anfechtest. In dieser Hinsicht, ist deine Vorgehensweise sehr „rumänisch"...
Du solltest mir nicht böse sein, dich pikiert oder sogar beleidigt fühlen: deine Motive teile ich auch, nicht aber die impulsive und leichtsinnige Art wie Du deine Sache vertrittst.
Nimm dir bitte ein Beispiel von Jonathan Sheen und Volker, wie gründlich, kompetent und mit Bedacht sie sich einer ihnen im Grunde völlig fremden Sache annähern und wie viel Einsicht sie dabei gewinnen können. (Die Analyse von Jonathan solltest Du einstudieren.)
Freundlich,
B.
P.S.
Ich versuche unentwegt meine Mitmenschen zu respekieren, nicht nur formell, sondern auch tief menschlich ihre Grunde zu verstehen. Es ist daher eine sehr schmerzliche Erfahrung, wenn ich es nicht mehr schaffe: dieser Reini gibt einem überhaupt keine Chance, ihn nicht zu verachten. Seine mails lassen auf einen menschlichen Abschaum schliessen. Ist das vielleicht nur eine Rolle, will er damit nur provozieren ? Ich befürchte nicht.
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