Autor: Lena
Datum: 22.08.04 20:09
Hallo Robbie,
auch ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht und zwar mit meinem rumänischen Ex-Freund. Ich habe ihn auf einer Studentenparty kennengelernt. Er war über ein Stipendium nach Deutschland gekommen. Wie waren ca. 1 Jahr zusammen, als ich mit dem Studium fertig war, als ich aus unserer Unistadt wegzog. Für uns beide war klar, dass wir zusammenziehen würden. Es hat auch alles gut geklappt, bis er das erste Mal durch sein Vordiplom fiel (er ist ein bisschen jünger als ich). Gut, das kann passieren. Wir vereinbarten, dass wir, falls auch der zweite und letzte Versuch klappen nicht klappen würde, heiraten würde. Erstens lief es in unserer Beziehung echt gut, und zweitens wollten wir natürlich beide nicht, dass er gehen muss. Tja, es kam wie es kommen musste, er ging zur zweiten Prüfung gar nicht erst hin, weil er sowieso was anderes machen wollte. Unser Hochzeitstermin stand, die Gäste waren eingeladen, und ich hab kalte Füße bekommen und vier Wochen vor der Hochzeit alles abgeblasen. Grund dafür war nicht, dass ich ihn nicht mehr geliebt hätte. Ich möchte auch nicht, dass der Eindruck entsteht, er hätte nur "irgendeine" zum Hierbleiben-Können gesucht, ich denke schon, dass er mich sehr geliebt hat. Der Grund war sein Verhalten, das wohl doch ein bisschen dem Deiner Frau gleicht: Er hat sich dermaßen an mich rangehängt und sein persönliches Seelenheil von mir abhängig gemacht, dass er glücklich war, wenn ich es war, und eben auch dann unglücklich. Bei uns war es auch so, dass ich die alltäglichen Dinge wie Rechnungen überweisen etc. übernommen habe, weil er sonst nur vor sich hergeschoben hat. Er war nicht faul o.ä., im Gegenteil, im Rahmen seiner 90 Tage, die er mit seinem Studentenvisum hier arbeiten durfte, arbeitete er fast Tag und Nacht. Auch im Haushalt half er, wo er konnte, aber die organisatorischen Dinge überließ er mir, was mich irgendwann auch überforderte, weil ich nicht immer "für zwei" denken müssen will.
Zwar hat er hier einen viel größeren Freundeskreis als ich und kennt wirklich Gott und die Welt, aber im Prinzip drehte sich alles um mich und das Mit-Mir-Zusammensein. Einige in meienm Bekanntenkreis haben gemeint, dass ich darüber doch froh sein solle; natürlich ist es sehr schön, so geliebt zu werden, aber mich hat es unheimlich gestört, dass man eine Chance wie das Studium nicht nutzt, um hierbleiben zu können. Nun gut, ich dachte mir damals noch, er werde bald ein anderes Studium beginnen, das ihm dann vielleicht wirklich Spass macht, aber er hat jetzt über ein Jahr lang gar nichts gemacht, als deprimiert zu sein und nicht zu wissen, was er eigentlich mit seinem Leben anfangen möchte. Jetzt läuft demnächst sein Visum ab, und er ist in Rumänien eingeschrieben. Endlich! Aber er erzählt mir auch immer wieder, wie schlimm in Rumänien alles ist. Ich war auch mehrere Male dort, ich habe natürlich die (wirtschaftlichen und sozielen) Unterschiede dort bemerkt, aber andererseits denke ich mir einfach, dass er dort doch nur sein Studium zügig durchziehen muss, um dann wieder eventuell irgendwo dort Arbeit zu finden, wo er auch wirklich leben möchte. Nur ohne Ausbildung und mit dieser ständigen depressiven Grundstimmung wird sich an seinem Leben nichts ändern, er also in diesem Teufelskreis bleiben. Mir geht es bei dieser ganzen Sache nicht gut dabei, er wird in ein paar Tagen endgültig nach Rumänien zurückkehren. Mich plagen immer wieder Zweifel daran, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe, denn ich hatte mich ja nicht umsonst in ihn verliebt. Er war eben einfach ganz anders als die Männer hier. Aber dieser Hang, immer wieder depressiv zu werden und alles schlimm zu finden, ohne sich irgendwann einen Ruck zu geben und das Beste aus einer Situation zu machen, hätte einer Ehe wohl ziemlich geschadet. Trotzdem ist das alles besch....
Ich bewundere Dich, dass Du trotz dieser Schwierigkeiten Euch eine Chance gegeben hast. Und an alle, die meinen, besonders konstruktive Vorschläge bringen, dass man sich in einer solchen Situation doch gleich trennen sollte, weil das Leben dazu zu kurz ist: Ihr habt wohl noch nie in einer solchen Lage gesteckt, denn sonst wüsstet Ihr, wie schwierig und nervenaufreibend das sein kann!!! Und dennoch ist einem das alles viel zu wichtig, um es einfach hinzuschmeissen, schließlich liebt man die andere Person ja auch sehr.
Ich jedenfalls weiss nicht, ob ich das Richtige getan habe und habe Angst, meine Entscheidung bald zu bereuen, nämlich dann, wenn er endgültig "weg" ist.
Aber ich bin froh, dass auch andere den Eindruck gewonnen haben, dass es wohl Rumänen gibt, die Probleme damit haben, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und lieber schwarz sehen - ohne hier eine Pauschalierung vornehmen zu wollen. Dann habe ich mir unsere Probleme wohl immerhin nicht eingebildet.
Euch viel Glück, Robbie, dass sich Eure Beziehung doch noch zum Besseren wendet.
Lena
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