Autor: Robbie
Datum: 30.07.04 13:34
Hallo Leute,
ich weiß nicht ob mein Problem unbedingt mit der Tatsache zu tun hat, daß ich eine Rumänin geheiratet habe oder ob das auch mit jeder anderen Frau passieren könnte - vermutlich ist letzteres der Fall...aber erstmal der Reihe nach.
Ich lernte meine jetzige Frau erst vor 11 Monaten kennen und sofort weckte sie meinen Beschützerinstinkt. Sie war sehr nett, sehr hübsch und irgendwie anderes als andere (deutsche) Mädels. Aber sie war auch sehr nervös, sehr unglücklich und sehr emotional - emotional im positiven, aber auch im negativen Sinne. Sie war vollkommen kritikunfähig in dem Sinne, daß sie stets aus einer Mücke einen Elefanten machte. Lob und Komplimente nahm sie dankbar an, aber ein Wort der Kritik und sie zerfloss in Selbstmitleid, null Selbstbewußtsein. Sie arbeitete bei der Familie, bei der sie mal als Aupair anfing (so kam sie vor 4 jahren nach D) weiterhin als Haushaltshilfe, offiziell studierte sie. Da sie aber ihre Prüfungen nicht schaffte und daher Exmatrikulation drohte, schaffte sie es nur mithilfe eines Anwalts, stets monatsweise beschränkte Aufenthaltserlaubnisse quasi "einzuklagen" (wie auch immer der Anwalt das gemacht hatte). Aber die Luft wurde dünner. Eines Tages hies es, sie müsse nach Rumänien zur Botschaft, um ein Papier dort herzuschaffen und könne nach einer Woche dann nochmal zurück. Erwies sich als Trugschluß, als sie dort war hieß es plötzlich, sie dürfe erst nach 3 Monaten wieder zurück (Touristenvisum halt).
Was dann folgte war für mich ein Martyrium, da sie mich täglich anrufte und mir sagte, sie hält es in Rumänien bei ihrer Familie einfach nicht mehr aus, Ihre Stiefmutter wäre ein Monster und Ihr Vater, der sie früher öfters geschlagen hätte, würde sie auch jetzt schon wieder "so böse anschauen". Sie drohte mir mit Selbstmord und war nicht zu beruhigen. Sobald es mir möglich war, flog ich daher zu ihr nach Rumänien, klar ist das Land vollkommen anders als Deutschland, aber ich empfand es nicht als bedrohlich oder unzumutbar, dort zu leben - zumal sie in der bequemen Position war, mehrere hundert Euro in den 3 Monaten verjuxen und sich alles leisten zu können - und auch ihre Familie zu unterstützen.
Ich empfahl ihr, die Zeit zu nutzen um Nachhilfeunterricht in Mathe (ihre große Schwäche) zu nehmen, mit dem Geld was sie hat könne sie sich doch sogar einen Matheprofessor als Nachhilfe leisten! Aber sie fand immer Gründe warum das nicht geht, einen Nachhilfelehrer hätte sie dann auch ausprobiert und der hätte sich während der Stunde an sie rangemacht... keine Ahnung, was ich davon halten soll. Ich kam jedenfalls nach Ro, mietete eine tolle Wohnung für uns und wir machten eine Woche Urlaub, gefiel mir super! Und sie war dann auch wieder gut drauf.
Zum Neujahr konnte sie dann schon zurück nach D, komische Sache, aber an der Grenze gab es überhaupt keine Probleme mit der Ausreise, mit dem neuen Jahr scheinen die Beschränkungen des alten Jahres aufgehoben zu sein, so mußte sie statt 3 nur 2 Monate in Ro verbringen.
Kaum wieder hier, begann das Gejammer um die Existenzangst wieder, sie gestand mir, sie wolle das Studium nicht weiterführen, weil sie es nicht schaffen würde. Am liebsten wolle sie eine Lehre beginnen, aber sie hatte ja keine Arbeitserlaubnis. Ich sagte, sie müsse halt noch ein bißchen durchhalten, wenn wir uns besser kennenlernen würden könnten wir ja heiraten und dann wären all diese Probleme behoben. Sie schluchzte tief durch und sagte, sie liebe mich ja so sehr, daß sie mir zuliebe sich solange noch quälen würde...Ihr Job bei ihrer Gastfamilie, den sie nun schon 4 Jahre machte war dann plötzlich der Horror für sie. Sie konnte sich auch einfach nicht durchsetzen mit den geringsten Bitten um Zugeständnisse bei Ihrer Gastfamilie, sie war allen Leuten gegenüber die typische Ja-sagerin - außer mir gegenüber, weil ich ihr beibrachte, daß das unserer Beziehung nichts bringt. Hat sie dankbar angenommen- aber eben nur mir gegenüber. Schlimm wurde es dann ab März, als sie bei mir einzog und dort nicht mehr wohnte. Ihr Gastmutter gestand praktisch keine Änderung der Arbeitsverhältnisse ihr zu, sie arbeitete jetzt erst ab 10 Uhr, aber dafür jeden Tag, auch Freitag, bis 18 Uhr. Ausnahmen wurden nicht erlaubt. Auch Urlaub gab und gibt es keinen. Letztlich läuft es darauf hinaus, daß alles funktioniert auf das ich Einfluß habe und selbst organisieren kann, aber so gut wie nie das funktioniert, was sie organisieren muß - wie gemeinsame freizeit, verlängerte Wochenenden oder Urlaub, dann hatte die Gastmutter Schränke zu verschenken für uns, aber die erinnerte sich selten an ihr verspreche, weil ihr andere Sachen immer wichtiger waren und weil meine Frau das durchsetzen muß und ich nichts machen kann, lebt sie halt solange aus der Kiste bis es klappt oder ich dann halt am Ende doch das Geld zusammengespart habe, um ihr einen Schrank zu kaufen. Es gibt noch weitere Beispiele dieser Art. Bei mir heult sie sich die Augenaus wegen ihrer gastmutter/Arbeitgeberin, wenn die aber bei uns anruft weil sie irgendwas sucht (das kann durchaus mal Samstagabend 22 Uhr sein) ist sie zuckersüß am Telefon zu ihr und nie ein böses Wort.
Im Februar entschlossen wir uns dann zu heiraten. Ich war sowieso mit 35 im Alter(sie 5 Jahre jünger), wo man mal langsam unter die Haube gehört und hier konnte ich das angenehme mit dem nützlichen verbinden, so ging es eh nicht weiter. Insgeheim hatte ich den Gedanken zugelassen, daß die Ehe vielleicht nicht länger als die 3 Jahre andauern würde, die sie braucht um ein Permanent Visa zu erhalten. Dennoch hatte ich mir geschworen alles mögliche zu tun, um die Ehe zu einem Erfolg werden zu lassen und ich kämpfe weiterhin drum. Nichtsdestotrotz habe ich einen Ehevertrag mit ihr abgeschlossen (mit ihrem Einverständnis).Ich hoffte, wenn der Druck um Aufenthalt vorbei war, würde sie entspannter werden und besser drauf. Kaum aber waren die Probleme mit dem Aufenthalt ihr genommen, gab es ein neues Feindbild: Ihren Arbeitgeber, wo sie nun schon fast 4 Jahre ist. Alle anderen sind nämlich Schuld an ihren schrecklichen Schicksal (das ich bloß nicht erkennen kann), außer sie selbst natürlich. Einmal hatte ich den fehler gemacht ihr leben dem Leben andere Rumäninnen gegenüber zustellen, die sicher gerne mit Ihr tauschen würden, das war wieder ein böser Chauvi-Fehler in ihren Augen - na ja.
Sie fühlte sich nun total überfordert, es wurde die Putzfrau entlassen als sie mehr Geld wollte (ich bestand zumindest auf einen symbolischen Zuschuß zur Miete) und nun mußte sie das gesamte Haus putzen, was ihr gar nicht passte. Jeden abend kam sie nun total gerädert und schlecht gelaunt nach Hause - und Hausarbeit erledigen will sie spätestens jetzt natürlich auch kaum noch. Ich bin kein Pascha und helfe im Haushalt durchaus mit, habe aber mal mit ihr die Regelung getroffen, daß sie den Haushalt organisiert. Organisieren heißt auch: delegieren. ich geb zu, ich sehe nicht immer wo's hängt und habtte mir als single die Unsitte angewöhnt, eben nur alle 2 Wochen oder so mal zu staubsaugen, fensterputzen war noch nie meins und meine Hemden gab ich immer zur Reinigung, um nicht bügeln zu müssen. Sie hat aber keine Lust, den haushalt zu organisieren. Wenn Madame jeden morgen bis 8 Uhr schläft, weil sie erst um 9 Uhr aus dem Haus muß, ich aber abends heim komme und ihre Kaffeetasse noch nicht mal weggeräumt ist, dann sage ich was. Sie akzeptiert aber kein Wort der Kritik, es entsteht ein gewaltiger Streit im Anschluß, ich wäre undankbar und würde sie nicht lieben, es folgen Tränen über Tränen. Ich muß mich dann jedesmal selbst verleugnen und alles zurücknehmen und mich entschuldigen, um sie wenigstens etwas zu beruhigen.
Sie will auch nix mehr unternehmen, anfangs schob sie es auf das schlechte Wetter, aber jetzt, wo die Sonne scheint passiert auch nix. Sie hat den Kontakt zu all ihren Freundinnen abgebrochen, sie kann im Moment keinen mehr sehen.
Unnötig zu erwähnen, daß sex ihr momentan auch keinen Spaß mehr macht, ich darf zwar ran, aber ich bin immer der aktive, von ihr kommt nix, nur das nötigste zum schnellen abfertigen.
Ich tu alles, um sie glücklich zu machen, denke ich. Mit meiner Hilfe hat sie eine Ausbildungsstelle gefunden. Mit meiner Hilfe hat sie alle Papiere zur Heirat bekommen. ich nahm für 4 Wochen ihren Bruder bei uns auf und verschaffte ihm Abeit, wo er in den 4 Wochen mehr verdiente als in Ro in einem Jahr, kleidete ihn noch für mehrere hundert Euro ein. ich unterstütze sie und gebe ihr Kraft wo ich kann, aber manchmal kritisiere ich sie auch und dann wirds schlimm. Als ihre Zähne saniert werden mußten weil seit Jahren nix geschah war ich mit Rat und Tat an ihrer Seite, zwang sie, das endlich anzugehen. ich habe ihr sogar noch nebenher eine intellektuell anspruchsvolleren Nebenjob verdient, damit sie mehr Ausgleich hat. Unsere freizeit versuche ich auch zu gestalten, habe ihr ein Fahrrad besorgt, damit wir mal radeln können. Das Ergebnis waren Tränen, Geheul und Vorwürfe, weil das Fahrrad keine Rücktrittbremse hatte sondern nur vorne 2 handbremsen (wie allgemein üblicher)und sie käme damit einfach nicht klar, ist nicht bereit, sich umzustellen. Also Fahrradfahren geht auch nicht. Einmal sind wir in die Berge gegangen zum wandern, aber das war ja auch nur eine Idee von mir, "um sie zu quälen". Inlineskaten kann sie nicht, weil sie schonmal das Handgelenk gebrochen hatte und ihr das nun zu gefährlich wäre. Obwohl sie eine tolle Figur hat, ist sie sowieso allgemein recht unsportlich. Beim Motorradfahren tun ihr nach wenigen Stunden der Hintern so weh, daß an einen urlaub per Motorrad nun auch nicht zu denken ist. Sogar einkaufen bei Alsi mit ihr habe ich aufgegeben, weil sie mit menschenmassen nicht umgehen kann und beklemmungen bekommt. Einmal schleppte ich sie auf eine Party, aber da wären alle komisch zu ihr gewesen weil keiner mit ihr reden wollte ( während sie in einer Ecke hockte und schmollte). Und meine Singlebude habe ich ihrzuliebe mit viel Geld und Mühe wunderbar ausgebaut, ihr fehlt es an nichts. Sie bekam eine Top-Dampftbügelstation weil sie meine Hemden bügeln wollte, ich kaufte Ihr Bettwäsche vom feisten, einen Trockner, damit sie alles nur noch dort hineinschmeißen muß und nix mehr aufhängen. Einmal die Woche gehen wir ins Kino (wenn ich die Karten besorge), mehr gemeinsame Freizeitaktivitäten fallen mir nicht ein.
Ihr selbst ist alles zuviel. Sie hat jetzt ihren Ausbildungsvertrag und müßte jetzt nur noch Proforma zum Arbeitsamt, ihre Arbeitsgenehmigung abholen, hat sie aber seit 6 Wochen nicht geschafft. ich sagte ihr ich hätte gehört, daß man innerhalb von 3 Monaten seinen rumänischen Führerschein unter Umständen umschreiben lassen kann auf deutsch, was nur eine Gebühr kosten würde, aber keine Fahrstunden und Fahrprüfungen. Ihre Reaktion war, daß sie doch momentan gar keinen Führerschein bräuchte.
Jetzt sagt sie, alles wird besser, wenn sie erstmal mit Ihrer Ausbildung angefangen hätte, dann wäre sie glücklicher. Meine Angst ist aber, daß alles schlimmer wird, denn dann muß sie 2 Std. früher aufstehen als jetzt und muß richtig ranglotzen. Jetzt fällt sie schon ins Elend, wenn sie einen Anschiß bekommt auf Arbeit, weil eine Blume vertocknet ist - was wird erst sein, wenn sie von Ihrem Ausbilder einen Anschiß bekommt?
Also ich habe jetzt ganz schön rumgejammert und ihr werdet sagen: selber Schuld, der Naivling hat sich reinlegen lassen von gutem Ausehen und erstem Eindruck oder er ist zu gut für diese Welt weil er jemandem nur aus Mitleid geheiratet hat - aber ich bin eigentlich nicht von gestern. Ich habe schon immer, mit wenigen Monaten Unterbrechung, in meinem Leben mit Frauen zusammengelebt und mir war bisher nichts menschliches fremd. Meine Frau ist auch nicht gemein oder hinterhältig zu mir, sie beschwört täglich, wie sehr sie mich liebt und ich glaube ihr das auch. Sie gibt selbst zu, sich selbst im Wege zu stehen und kann selbst nicht erklären, warum sie so komisch drauf ist.
Ist das der Kulturschock, als Rumänin plötzlich selbstverantwortlich für sein Glück und sein Leben zu sein oder wie kann man sich das erklären? kann ich noch was tun?
Gruß
Robbie
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