Autor: KlausHH
Datum: 02.12.10 07:43
rosa schrieb:
> PS: wissen Sie, dass Eforie Sud zwischen den zwei Weltkriegen
> den Namen Carmen Sylva trug? Der Künstlername von Königin
> Elisabeth von Rumänien. Sie hat gedichtet. Mehr darüber weiß
> ich leider nicht.
Dazu stand gerade etwas in der ADZ:
Literatur als Öffentlichkeitsarbeit für das Königshaus
Künstlerische Tätigkeit der Königin Elisabeth von Rumänien in neuer Perspektive
Von Andrei Avram
Die unter dem Pseudonym Carmen Sylva bekannte Königin Elisabeth von Rumänien (1843-1916) gehört zu den eher vergessenen literarischen Persönlichkeiten des hiesigen Kulturlebens des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Dabei schaffte es die deutsche Ehegattin des ersten, aus dem Haus Hohenzollern-Sigmaringen stammenden rumänischen Königs Karl I. ab den 1880er Jahren, der europäischen Öffentlichkeit als „dichtende Königin“ bekannt zu werden, insbesondere in Deutschland, zumal sie ihre Werke in ihrer Muttersprache verfasste.
Zwar bleibe die Beurteilung von Carmen Sylva kontrovers, wie die Germanistin Silvia Irina Zimmermann betont, aber die Königin sei immer noch Gegenstand zahlreicher biografischer und kulturgeschichtlicher Untersuchungen – allerdings eben nicht aus literaturwissenschaftlicher Perspektive. In diesem Zusammenhang bietet ihr neulich in Stuttgart erschienenes Buch „Die dichtende Königin. Elisabeth, Prinzessin zu Wied, Königin von Rumänien, Carmen Sylva (1843-1916). Selbstmythisierung und prodynastische Öffentlichkeitsarbeit durch Literatur“ einen völlig neuen Blickwinkel auf das Werk von Carmen Sylva.
Zimmermanns Studie – die zugleich ihr Dissertationsthema an der Universität Marburg darstellt – ist nicht nur die erste Monografie, die sich der Gesamtheit des literarischen Schaffens der „dichtenden Königin“ widmet, sondern auch ein erster Versuch, dieses als Bestandteil einer Öffentlichkeitsarbeit im Dienste des Königshauses zu betrachten. Zimmerman sieht darin eine sehr moderne Einstellung von Carmen Sylva zu ihrer Position als Königin, die durch ihre schriftstellerische Tätigkeit für das junge Königreich im Ausland werben konnte. Die Autorin – die auch das Internetportal www.carmen-sylva.de betreibt – ist überzeugt, dass sich die Werke der Königin zwar auch aus ihrer Biografie speisen, aber gleichzeitig als eine Form der Wahrnehmung ihrer Repräsentationspflicht fungierten.
Bereits 1903 meinte die Biografin der Königin, Mite Kremnitz, dass die Bekanntheit Rumäniens in größerem Maße den Dichtungen von Carmen Sylva zu verdanken sei als den Leistungen ihres Ehemannes.
Die Königin war auch für ihre musikalischen Neigungen bekannt. Der damals junge George Enescu fand in ihr eine Protektorin und war bis 1914 in jedem Sommer am königlichen Hofe, entweder im Schloss Pelesch in Sinaia oder in Bukarest, anzutreffen. Über 20 seiner Werke basierten auf Texten von Carmen Sylva, die ihrerseits in der Jugend während eines Aufenthaltes in Sankt Petersburg Klavierunterricht bei Arthur Rubinstein bekommen hatte, wie auch die Gelegenheit, Clara Schumann kennenzulernen. Franz Metz weist zudem in einem 2007 in der „Edition Musik Südost“ erschienen Beitrag darauf hin, dass auch andere Komponisten die Gedichte der Königin als Inspirationsquelle nutzten, darunter der aus dem Banat stammende Eugen Huber, mit seinen „Fünf Liedern nach Gedichten Carmen Sylvas“. Dass ihre Liebe für Kultur mit einem Gefühl für Wohltätigkeit verbunden war, beweist auch die Tatsache, dass die Königin dafür sorgte, dass die Bukarester evangelische Kirche eine neue Orgel bekam.
Indes dürfen sich die Leser auf das nächste Buch von Silvia Irina Zimmermann freuen: Im März soll ihre Monografie „Der Zauber des fernen Königreiches. Carmen Sylvas ‘Pelesch-Märchen’“ ebenfalls im Stuttgarter Ibidem Verlag erscheinen. Diese Analyse betritt ebenfalls literaturwissenschaftliches Neuland, da die Verfasserin diese Texte als Symbiose deutscher und rumänischer Volks- und Kunstmärchen deutet.
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