Autor: ferdy
Datum: 02.04.04 21:38
Wie kommt man am günstigsten von Stuttgart nach Hermannstadt? Diese Frage musste ich mir vor einiger Zeit stellen.
Die preiswertesten Flüge waren für rund 320€ ausgebucht, eine Mitfahrt ergab sich nicht, so das nur noch eine Busfahrt als Möglichkeit übrig blieb. Bei meiner Recherche ergab sich, das lediglich Mayer&Mayer von Tübingen nach Hermannstadt fährt und das für 175€ hin und zurück. Der Preis ist ok.
Die Hinfahrt buchte ich per Telefon in Augsburg, die Rückfahrt lies ich vom Zeitpunkt her offen. Eines Morgens saß ich dann in einem Kleinbus, der mich nach Augsburg zu dem richtigen Reisebus brachte. Ich muss zugeben, es war meine erste Busreise überhaupt, umso erstaunt war ich über das Platzangebot im Bus. Ich bin 1,86 groß und war sehr enttäuscht über die engen Sitzreihen. Ein entspanntes Sitzen kann man so vergessen, mit etwas Glück hat man keinen Sitznachbarn und mit etwas Gelenkigkeit kann man sich auf beiden Plätzen breit machen. Das hat aber sicherlich nichts mit Mayer zu tuen. Die sanitären Anlagen waren sauber und ok.
Nach etwa 27 Stunden dauernder Fahrt stieg ich wie gerädert in Sibiu aus dem Bus.
Ich hatte das Glück und auch das Pech (Platzangebot), das neben mir ein ehemaliger Rumäne saß, der sehr gut deutsch konnte und auch schon öfter mit dem Bus gereist war. Er übersetzte mir die Infos des Reisepersonals.
Meine Rückreise gestaltete sich weitaus beschissener. Am Anfang stand wieder ein Telefonat, in Augsburg verwies man mich an Arad in Rumänien, ok rufe ich eben dort an. "Sprechen sie deutsch? Nein. Do you speak english? Yes." Also sie gab mir wieder eine andere Telefonnummer in Rumänien, wo ich dann buchen könnte. Warum steht dann nicht gleich diese Nummer auf der Page? Egal, ich rufe dort an. "Sprechen sie deutsch? Nein. Do you speak english? Yes." Ich erkläre ihr, das ich bereits das Ticket bezahlt hatte und nun die Rückfahrt buchen möchte. Bevor wir uns einigen konnten, legte sie einfach auf. Wow, denke ich. Also noch mal angerufen, ich machte ihr klar, das wir so eben getrennt wurden und widme mich wieder meiner Rückreise, die in einer Woche stattfinden soll. Doch auch dieses mal kommen wir nicht zum Ende, sie legt wieder auf. Eine Unverschämtheit sondergleichen! Zum Glück hatte ich einen rumänischen Freund dabei. Dieser nahm nun meine Buchung in Landessprache vor. Endlich stand meine Buchung.
Wieder stehe ich eines Morgens auf dem Busbahnhof, der Fahrer holt seine Liste und stellt dabei fest, das ich nicht auf dieser stehe. Also ist meine Buchung, von meinem rumänischen Freund vor einer Woche, doch fehlgeschlagen. Ein dumpfes Gefühl macht sich in diesem Augenblick breit. Der Fahrer beruhigt mich, denn es wären noch Plätze frei, auch ohne Buchung. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich steige ein.
Das Platzangebot kenne ich bereits und ich habe Glück neben mir sitzt niemand, also ich kann mich breit machen. Das Begleitpersonal spricht wie gehabt während der Fahrt nur rumänisch, so das ich die Ansagen zu Pausen und anderen Infos nur erahnen kann. Witziger Weise war auf dieser Fahrt sogar Herr Mayer, der Chef mit an Bord, doch auch er sprach, trotz gutem Deutsch, nur rumänisch.
Bei einem längeren Aufenthalt in Arad, dem rumänischen Firmensitz, standen die Busfahrer etwa 45 Minuten in der Sonne und führten eine lockere Unterhaltung. Als es endlich weiter gehen sollte, stellten sie fest, das etwas mit dem Anhänger nicht in Ordnung war und sie brauchten etwa 45 Minuten, dies zu reparieren. Also genau die Zeit, die sie vorher in der Sonne gestanden hatten. Also eine vermeidbare Verspätung! Die nächste Überraschung wartete an der ungarischen Grenze, alles Gepäck wurde kontrolliert und es verstrich wieder eine gute Stunde. Jetzt sollte man meinen die Mannschaft würde ein wenig Druck machen um die Zeit wieder aufzuholen. Doch weit gefehlt. Die große Essenpause in Ungarn war viel länger als bei der Hinfahrt, lag es vielleicht daran, das der Chef in Ruhe essen wollte? Der nächste Witz ist wiederum ein unnötiger Halt in Ungarn an einem kleinen Kiosk, für den extra die Autobahn verlassen wird. Das Busunternehmen bringt die Kunden dorthin, damit sie einkaufen können und die Fahrer kassieren dafür so eine Art Provision in Form von Essen, Sekt und was weiß ich noch.
Um die Reise ein wenig aufzulockern, machte Herr Mayer später eine Art Tombola während der Fahrt, alle durften einen Zettel mit ihren Namen in den Topf werfen. Erstaunlicher Weise waren alle 5 Gewinner Frauen, die ein kleines Geschenk (Freifahrt zB.) erhielten und im Gegenzug dem Herrn Mayer zweimal auf die Wange küssen mussten. Er genoss sichtlich das Glück der Gewinnerinnen. Ich fand es nur abartig.
Also wir kamen mit etwa 2 Stunden Verspätung in Deutschland an. Ein ordentlicher Service wäre jetzt die Haltestellen laut und deutlich anzukündigen. Doch Fehlanzeige, so kam es, das eine junge Frau ihre Haltestelle verpasste und viel zu weit fuhr. Welche Probleme sie nun hatte, in einem fremden Land, nicht die Sprache beherrschend, kann man sich in etwa vorstellen. Ich hatte vergessen zu erwähnen, das Herr Mayer und seine Mannschaft in Augsburg den Bus verlies und Frau Mayer kam dafür.
Ich bat sie, meine Freundin, die mich in Tübingen abholen wollte und dafür extra sehr zeitig aufgestanden war, anzurufen, damit sie bescheid weiß. Natürlich machte sie es für mich, doch dieser Service kostete 1€. Ich musste dafür bezahlen, das Mayer 2 Stunden Verspätung hatte?!
Irgendwann stieg ich wieder völlig fertig aus dem Bus und war heilfroh heimischen Boden unter den Füssen zu haben. Bus werde ich sicherlich nie wieder fahren und statt dessen ein Flugzeug nehmen.
Liebes Mayer&Mayer - Unternehmen, sie sind ein deutsch rumänisches Unternehmen, dessen Kundschaft sich auch diesen beiden Ländern rekrutiert. Bei ihrer Dienstleistung sollten die Geschäftsstellen wenigstens mit einer deutschkundigen Kraft besetzt sein, zwecks der problemlosen Buchung. Auch wäre es von Vorteil, wenn die Fahrer des Deutschen mächtig wären, um auch den deutschen Mitfahrern die Infos zu kommen zu lassen. Und wenn der Bus schon Verspätung hat, könnte doch auch mal das Shoppen in Ungarn ausfallen. Zumal dieser Service eher von Nutzen für ihre Fahrer ist, denn was sollte der arme Rumäne an dem Kiosk in Ungarn schon kaufen?
Also zusammenfassend sollten sie an ihrem Service noch stark arbeiten, wenn sie auch in Zukunft noch Kunden haben wollen.
Ich möchte niemanden hier schlecht machen, es ist ein objektiver Bericht, der anderen eine Entscheidung hinsichtlich ihrer Wahl der Reise, erleichtern soll.
Viele Grüße ferdy.
Ps. Da fällt mir ein, das der Chef der Herr Mayer bei seiner Mitfahrt zwei geschwollene blaue Augen hatte und ein großes Pflaster auf der Stirn. Er sah wie ein Preisboxer aus. Ob da ein zufriedener Kunde sich persönlich bei ihm für seinen Service bedankt hat?
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