Autor: wish
Datum: 07.10.10 20:09
Ein weiterer Aspekt sind kulturbedingte Unterschiede, verschiedene geistige Werte und Haltungen. Griechen sahen Römer als ungebildet und barbarisch, Römer sahen Griechen als hochnäsig und spitzfindig.
Auch Bildung und beruflicher Hintergrund der Kirchenväter waren unterschiedlich:
Viele führende Theologen des Westens hatten die in der römischen Kultur übliche juristisch-politische Bildung. Daher waren ihnen auch in der Theologie die juristischen Aspekte (Rechtfertigungslehre) und die organisatorischen Aspekte (Ekklesiologie) besonders wichtig.
Im Osten dagegen überwog die klassische Bildung einschließlich klassischer Philosophie, Rhetorik und Naturwissenschaften. Deshalb geht es auch in der Theologie eher um grundlegende philosophische Fragen wie Christologie.
Die Theologie hat auf beiden Seiten unterschiedliche Schwerpunkte entwickelt, die sich zuerst gegenseitig befruchteten, dann aber durch den geringeren Austausch zu einer Auseinanderentwicklung führten.
Bei der Dreifaltigkeit betont der Osten Gott mehr in seinen drei vermeintlichen Erscheinungsformen – einschließlich des Heiligen Geistes – während der Westen mehr die Einheit betont und dem Heiligen Geist eher eine untergeordnete Rolle beimißt.
Im Westen entwickelte Augustinus das Dogma der Erbsünde, wonach jeder Mensch von der Zeugung an durch die Schuld Adams angesteckt und juristisch schuldig ist (was in der Folge die unbefleckte Empfängnis Marias nötig macht). Der Osten sieht die Erbsünde in den Konsequenzen der Schuld Adams: Tod, Begierde und die menschlichen Neigung zur Sünde.
Daraus folgt auch eine unterschiedliche Sicht der Erlösung: Im Westen geht es primär um den juristischen Freispruch, den Jesus bewirkt hat, indem er die Strafe für die menschliche Sünde auf sich nahm. Im Osten bewirken Tod und Auferstehung Jesu Christi die Freiheit von Tod und Sünde, durch die der Mensch wieder gottähnlich werden und in Ewigkeit mit Gott leben kann.
Die westliche Kirche sieht Christus als das Opfer, die östliche Kirche sieht Christus als den Sieger.
Es gibt unterschiedliche Regelungen bezüglich des Fastens, im Westen wurde ungesäuertes Brot für die Eucharistie verwendet, im Osten normales gesäuertes Brot.
Beide Konfessionen unterscheiden sich auch in ihrer jeweiligen Anschauung und Praxis über/mit Kommunion und Ehescheidung.
http://il.youtube.com/watch?v=pCxnWWHRpMY&feature=related
|
|