Autor: FlubbyHH
Datum: 06.01.08 16:45
Hi, ich bin hier ziemlich neu.
Ich benötige eine Übersetzung eines Briefes an die Adoptiveltern der Tochter meiner Freundin.
Ich weiss dass dies sehr intim ist, aber ich habe leider keine möglichkeit, diesen Brief 1 zu 1 meiner Freundin wiederzugeben. Ich konnte einiges übersetzen aber nicht alles.
Der Brief ist etwas länger, aber wenn sich jemand die Mühe machen würde, wäre ich sehr dankbar.
Hier kommt der Brief
Hallo Anna, Diana und Gerot,
Es sind nun fast 3 Monate vergangen, seit Anna geboren wurde. Lavinia und ich ( Jürgen) denken oft an euch. Vor allem an Anna. Wie Ihr euch bestimmt denken könnt, ist es nicht leicht für Lavinia.
Ich versuche Lavinia, soweit es für mich möglich ist, auf andere Gedanken zu bringen und sie davon zu überzeugen dass sie sich richtig entschieden hat.
Da mein Rumänisch und Lavinias Deutsch nicht perfekt ist, können wir unsere Gedanken nicht zu 100 % austauschen. Aber Gefühle lassen sich auch anders ausdrücken.
Sicherlich habt Ihr euch gefragt, weshalb Lavinia und ich nicht eine Familie mit Anna bilden. Ich kann es Euch auch nicht genau sagen, Lavinia ist zum einen unschlüssig in Deutschland zu bleiben, zum anderen würde sie ständig an den Vater erinnert werden, was sie nicht möchte. Dies soll nicht heißen dass sie Anna nicht liebt, sie liebt Anna sehr und denkt ständig einen Fehler gemacht zu haben.
Andererseits weiß Lavinia, dass wenn sie nach Rumänien zurückkehrt, sie mit Anna keine Perspektive hätte. Sie müsste Anna ins Heim abgeben. Welch eine Zukunft Anna dort hätte, kann man in Dokumentationen und Berichten erfahren.
Da Ihr von mir so gut wie gar nichts wisst, werde ich Euch erzählen wie ich mit Lavinia in Verbindung kam.
Ich habe Freundschaften zu Personen aus verschiedenen Nationalitäten. Eine davon ist auch eine Mutter welche in Rumänien lebt. Diese unterstütze ich hin und wieder Finanziell wenn sie und ihr Kind in großer Not (dies kommt leider Gottes oft vor) sind. Durch dieses Mädchen habe ich den Vater ihres Kindes kennen gelernt, welcher in Deutschland verweilt. Eines Tages rief er mich an und fragte mich ob ich ein Mädchen bei mir unterbringen könnte, da er zurzeit keine Wohnung hätte und schon seit Wochen auf der Straße lebte. Ich sagte zu und wir trafen uns. Dort sah ich Lavinia dass erste mal. Ich sah in dass Gesicht einer jungen Frau welche sehr traurig und ausgemergelt aussah. Ich nahm Lavinia bei mir auf und sie erzählte mir aus ihrem leben. Einige Tage später beichtete sie mir dass sie im 3 Monat schwanger sei. Sie war sehr verzweifelt und sagte mir dass sie abtreiben wolle. In den nächsten Tagen gab ich ihr viel Zuneigung, horchte an ihrem Bauch und zeigte ihr Möglichkeiten auf wie sie Anna ein schönes leben ermöglichen könne; zum einen als Familie mit mir oder aber Adoption. Nach 5 Wochen wollte sie nach Rumänien zurück und ihre Entscheidung mit ihrem Bruder und Freundinnen besprechen. Nach einer Woche rief Lavinia mich an und sagte dass sie sich für eine Adoption entschieden hätte. Sie klang sehr verzweifelt, da sie aus eigener Erfahrung weiß, was es bedeutet in Rumänien in einem Kinderheim oder aber Adoptionsfamilie zu leben. Ich riet ihr die Adoption in Deutschland durchzuführen. Obwohl ich in dieser Beziehung keine Erfahrung hatte und auch nicht wusste ob dieses möglich sei, hoffte ich auf ein Wunder. 1 Woche später war Lavinia zurück bei mir. Von dem Zeitpunkt an war mein Leben ein wenig durcheinander. Ich hatte gerade eine Beförderung zum Filialleiter erhalten welche mir sehr viel Zeit abverlangte, zum anderen, hatte ich eine Freundin, welche im 5 Monat schwanger ist. Neben den besuchen beim Frauenarzt suchte ich den besten Weg eine Adoption für Anna zu finden. Bei der Diakonie hatte ich dass beste Gefühl, was sich später auch bestätigte.
Nun wisst Ihr welche Rolle ich in diesem Zusammenhang spiele.
Nun möchte ich versuchen Zeilen die Lavinia für Euch schrieb zu übersetzen.
Liebe Diana, Lieber Gernot,
Als erstes möchte ich mich herzlich bei Euch bedanken. Für Eure Hilfe und Eurem Verständnis. Bitte entschuldigt mein Verhalten, aber ich sehe für mich und Anna keine Zukunft in meinem Leben. Momentan geht es mir in Deutschland sehr gut, aber ich werde wohl bald nach Rumänien zurückkehren. In Rumänien werde ich es sehr schwer haben für mich selbst zu sorgen. Ich habe keine Aussicht auf eine Arbeit und eine Wohnung muss ich erst suchen. Aber auch wenn ich eine Arbeit habe, wird mir diese nur genügend Lohn bescheren um dass nötigste zu bezahlen. In Rumänien gibt es keine Krankenversicherung oder Sozialleistungen. Wenn man erkrankt, muss man hoffen dass es nichts Ernstes ist.
Ich bin sehr oft traurig und wünschte mir ich könnte Anna selbst beim wachsen zusehen. Einige Freunde sind der Meinung es sei falsch gewesen Anna wegzugeben, andere stimmen meiner Entscheidung zu. Ich liebe Anna sehr und werde sie stets im Herzen haben. Ich bitte Euch Anna gut zu behandeln. Ich möchte dass Anna eine bessere Kindheit durchlebt, als die meine. Ich wünsche Anna dass sie einmal ein schönes leben hat und nicht mit solchen Entscheidungen konfrontiert wird, es ist sehr hart. Es ist als wenn man einen Teil seines Herzens verlieren würde. Ich bin mir aber sicher dass Ihr sehr gut für Anna sorgen werdet. Vielleicht werde auch ich irgendwann in der Lage sein, eine Familie zu bilden, aber im Moment ist dieses ein Traum. Ich würde mich sehr freuen wenn Ihr mir die Möglichkeit gebt, mich über dass Wohlbefinden und die Entwicklung von Anna zu informieren.
Ich werde Euch auch hin und wieder darüber informieren wie es mir geht und wo ich mich aufhalte.
Ich wünsche Euch und Anna alles Gute und dass Ihr immer Gesund bleibt. Bitte lasst Anna später immer spüren, dass ich sie sehr Liebe.
Alles Liebe
Lavinia
Auch ich möchte mich nun vorerst verabschieden. Auch ich möchte Euch bitten gut für Anna zu Sorgen, aber ich denke dies werdet Ihr. Es gibt nichts schlimmeres als für einen Menschen zu sorgen welcher ein gebrochenes Herz hat. Man kann versuchen diesen Menschen ein schöneres Leben zu ermöglichen, aber man kann nicht seine Seele heilen. Ich für meinen Teil werde alles dazu beitragen Lavinia eine Zukunft zu ermöglichen, wenn möglich in Deutschland.
Ich wünschte mir, Lavinia bliebe bei mir und wir würden irgendwann engeren Kontakt zu Euch und Anna haben. Auch ich liebe Anna. Ich bin nicht ihr Vater, aber durfte ich doch erleben wie sie in Lavinia wuchs und später auch die Welt erblickte.
Ich weiß nicht ob ich alles richtig gemacht habe, ob ich wirklich alles versucht habe damit Anna bei Lavinia aufwachsen kann, aber ich bin mir sicher dass ich dazu beigetragen habe dass Anna eine sichere Zukunft hat.
Auch ich bin oft traurig und denke an Anna, doch bin ich sehr zuversichtlich, dass Anna es später verstehen wird.
Ich wünsche uns allen, Diana und Gerot, Anna, Lavinia und mir ein schönes Leben.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen
Nachricht bearbeitet (06.01.08 17:05)
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