Autor: Goldsarmal
Datum: 26.08.09 03:07
Nunja, aber wenn man es mit dem Druck von oben übertreibt?
...is ja auch ein gutes Bsp. die Nachwirkungen der Diktatur, dieser unglaubliche Nationalstolz in Rumänien, den wir heute noch sehen.
Auch so ein Relikt aus der Zeit, als der Diktator den Laden mit dem National-Rumänentum als letzten Kitt noch zusammenzuhalten versucht hat. Halt das ganze Geschwürbel vom letzten Vorposten Roms und des Abendlandes, umgeben von Feinden, Muselmanen, Slawen und anderen Untermenschen. Decebal und Traian - irgendwie ja auch nicht gerade eine ideale Story als Gründunsmythos, sagenhafte Dakerkönige a la Burebista oder die üblichen Geschichtshelden, denen es mal 50 Jahre gelungen ist, zwei von den drei Landesteilen zusammenzuhalten. Ist ja überall alles vollgemöbelt mit Statuen.
Na und heute staunt man oft nicht schlecht, was man da so alles mitbekommt.
Fängt ja schon an beim Fernsehprogramm, diese ganzen Unterhaltungsshows. Überall dasselbe, hupfen leichtbekleidete hübsche Girls herum und auf der anderen Seite geht nix ohne Trachtengruppe und Volkstanz und -lieder und seit ein paar Jahren die Manelisten und kein geladener Gast, egal woher, kommt da wieder raus, ohne sich einen lustigen Hut aufgesetzt zu haben und dann wickeln alle Sarmale und versichern sich, wie schön es bei uns doch sei und daß es sowas nuuur in Rumänien gäbe. Und das Rund um die Uhr. Im Winter gern aus dem Dorfmuseum, im Sommer aus Costinesti.
Uh und diese Heimat- und Kochsendungen, wose irgendwelche Schafsdärme auf dem Rost verbrennen, von uralten Bräuchen und dem gesunden Leben faseln und die Trachtengruppe eine Hora um die Därme tanzt, oder die armen Statisten einen Caltabos nach dem anderen hinunterwürgen müssen und trotzdem die Fassung und das Grienen durchhalten müssen - und wo sich dann versichert wird, jaaa sowas gibt es halt nuuur bei uns. (und sich der fremdländische Zuseher denkt, ja, da habts recht).
Und diese ganzen rumänischen Experten in den Ratgebersendungen und Diskussionen.
Denn Rumänien hat ja die berühmtesten Wissenschaftler der ganzen Welt. Haben ja bekanntlich das Auto erfunden, den Rahat verde, den Motorflug, den Krebs besiegt, den Jungbrunnen entdeckt.
Man kommt da aus dem Staunen nimmer heraus.
Allein schon die Wettervorhersagen sind welteinmalig! Die können das Wetter drei Monate im Voraus vorhersagen! Und da gibts dann auch die Diskussionsrunden, mit dem Staatssekretär aus dem Landwirtschaftsministerium und wer sonst alles noch wichtig, die im März besprechen, was man denn für Maßnahmen sofort einleiten müsse, damit man die im August eintreten werdende, nie gekannte Dürre dieses Jahres überstehen könne.
Oder die Erdbebenexperten - das sind die besten Forscher der Welt! Wie ichs letzte mal da war, da hats ein bisserl gewackelt. Und am Abend in den Hauptnachrichten hat der oberste Erdbebenwächter, eine Koryphäe, angekündigt, man habe in 5 Tagen, am Samstag abend um halb sieben ein Erdbeben der Stärke 5.9 zu erwarten. Ja Rrrespekt! Huh und die alten Mütterlein im Block bibbern 5 Tage und verschütten ihre Herztropfen...... denn alle wissen, unsere rumänischen Erdbebenforscher sind Weltspitze.
Naja muß man auch zugeben, das automatische Vorwarnsystem für Bukarest, ist wirklich eins der modernsten der Welt. Übrigens auch mit deutscher Beteiligung errichtet. Das dazu da ist, vor einem Erdbeben rechtzeitig den Reaktor in Cernavoda runterzufahren, die Stromversorgung der Fernzüge zu unterbrechen und die Gasleitungen zu schließen.
Die Vorlaufszeit rangiert absolut in der Weltspitze für solche Frühwarnsysteme, sie beträgt 20 Sekunden.
(aber nicht 5 Tage, Erdbeben am Samstag ist dann doch nich gekommen).
In den Hauptnachrichten muß ich dann hören, welche Lebensmittel ich verzehren kann und welche tunlichst nicht, um die bevorstehende Erdnähe des Planeten Mars zu überstehen, wohlgemerkt die astronomische und nicht die astrologische.
Und immer und überall die rumänischen Ernährungsberater. Da sitzen dann 50jährige, die ausschaun, wie 70 und erklären mir, wie ich mich gesund zu ernähren habe. Die sagen dann Brot kann ich nicht essen, weil es voll mit Chemikalien sei. Gemüse geht überhaupt nicht, allerhöchstens mal als Ausnahme nur rumänisches, denn das habe noch am wenigsten Düngemittel, Chemikalien, Pestizide gesehen. Fleisch geht gar nicht, höchstens Schweinefleisch, das sei das beste, wenn man Probleme mit dem Cholesterin hat, aber Fleisch muß man meiden, weil all die ausländischen Nutztierrassen genetisch verzüchtet sind, sodaß ich den Genuß deren Fleisches mit Krebs bezahlen muß.
Obst kann man auch nicht essen, weil es Dünger und Chemikalien enthält. Und übrigens, habe ich da gelernt, ist jeder Apfel auf der ganzen Welt genetisch identisch. Trinken kann ich auch nichts mehr. Kaffee und Alkohol versteht sich von selbt. Fruchtsäfte sind dem menschlichen Naturell zuwider, besonders die aus Südfrüchten, denn die seien ja unseren Ahnen und Steppenbewohnern gänzlich fremd gewesen. Milch geht nicht, weil der Mensch dafür nicht geschaffen sei und die Kuh genetisch verzüchtet sei und außerdem das Getreide oben frißt, was ich auch nicht fressen darf.
Wasser, um Gotteswillen, Wasser bringt den Flüssigkeitshaushalt des Menschen und den Metabolismus durcheinander, ausserdem - ja genau, Verslein aufsagen, enthält es Chemikalien und Nitrate. Und wenn man Wasser mit Kohlensäure trinkt, dann wird man nicht nur impotent, sondern das verkürzt das Leben um 5 Jahre.
So erzählen uns das die weltanerkannten rumänischen Wissenschaftler.
Huh und wie stolz alle waren, daß endlich auch mal Rumänen im Irak entführt worden war und wir endlich dazugehörten. Und nach jeder Nachrichtensendung muß ich mindestens 5-10 Minuten Berichte sehen, was rumänische Fußballer im Ausland treiben oder nicht treiben..
Usw. Ihr kennt es ja.
Wo wir gerade beim Essen sind. Jeder fremdländische Gast wird aufgeklärt, daß er den Dill nicht kennt.
Weil er habe ja keinen Dill, den Dill gebe es nuuur in Rumänien.
Überhaupt es ist mir dort nicht möglich, richtig einzukaufen, es ist viel zu kompliziert.
Überall gibt es Regalfluchten von Smantina und Cascaval - alle sehen gleich aus, alle enthalten dasselbe, alle haben den selben Fettgehalt, und, tut mir leid, alle schmecken vollkommen gleich und von keinem wird man krank. Aber trotzdem darf man welche kaufen und manche überhaupt nicht.
Vollends verwirrend wird es dann, wenn es ums Nationale geht.
Obst und Gemüse, egal wie frisch und wohlschmeckend es auch immer sein mag, Türkisches oder spanisches Gemüse darf man jaaaa nicht kaufen, denn es ist minderwertig, geschmackslos und vor allem voller Chemikalien. Da darf man nur Nationalrumänisches kaufen, sonst gibt es Schläge von der Hausfrau. Und man wird zur lehrreichen Verkostung geladen, naja und alles schmeckt gleich, aber wo auf dem Tisch steht "rumänisch" oder "gradina" da stehens an und freuen sich (und unterm Tisch sieht man noch die Verpackungen und Paletten mit der Aufschrift Turkey, Greece....).
Aaaaber wenn man sich denkt, mach ich alles richtig, kaufe ich eben nur rumänisch, das geht auch nicht! Butter, bei Butter wird immer die deutsche der rumänischen vorgezogen, wenn es gut werden soll. Senf! Senf. In Rumänien macht man richtig guten Senf! Aber man darf keinen rumänischen Senf kaufen. Den billigen, für 15.000 Lei, nein da muß "Knorr" draufstehen, bestenfalls noch "Bunica" und da les ich dann, Konservierungsmittel, Xanthan-Gummi, allerlei E-Nummern, künstliche Aromen und natürliche Aromen, Farbstoffe (ja und sogar Senf ist drin) - sodaß ich zu dem Schluß komme, daß die Bunica eine berühmte rumänische Ingenieurin gewesen sein muß, der erstlich die Senfsynthese aus Petroleum geglückt sein muß.
Und - was man ja nun wirklich nicht wissen kann, ich darf es gar nicht sagen, ausgerechnet fürs nationalste aller Nationalgerichte für die mamaliga, ausgerechnet! Da muß man Malai vom verderbten Ungar kaufen !! Weil der rumänische schlechter und teurer sei.
Aber laß Dir jaaa nie einfallen, eine ungarische Salami zu kaufen. Salam de Sibiu, ojeh, das war einmal.
Schaut mal drauf, was in JEDEM solchem rumänischen Fleischprodukte mittlerweile drin ist. Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker, Aromen die Masse - ich find nix mehr ohne. Da ist die Qualität den Bach runter. - In vielen ungarischen ist das nicht drin, aber die darf man ja nicht kaufen, weils vom dreckigen Erbfeind. Malai aber schon.
Bier! Da muß, wer etwas auf sich hält, trinken: Stella Artois, Heineken, Pilsener, Becks usw. da geht auf einmal der Status über den Patriotismus und es gibt mittlerweile Lokale, wo wenn man fragt, ob sie denn nicht auch ein rumänisches Bier hätten, man angeschaut wird, als ob man von einem anderen Paneten wär.
Dabei ist Ursus oder Timisoareana gekonnter gebraut und allemal ausgewogener komponiert als jedes Stella oder Heineken und vor allem tatsächlich hochwertiger als diese, weil sie eben keine Zusatzstoffe und Stabilisatoren enthalten.
Weg vom Essen.
Was man besonders schwer versteht, das ist die Schizophrenie bei diesem Nationalismus.
Nicht? Schießt der Niculita ein Tor, dann jubelns alle, hurra Rumänien, wir sind die Größten,
schießt er kein Tor, dann schreiens alle "ciora, ciora".
Dem Ungarn, in herzlicher Feindschaft verbunden, den hams bei der Wende ordentlich eins aufs Maul gegeben, aber kaum war Ungarn in der EU, habens alle geschaut, ob nicht irgend ein entfernter Uronkel mal mit einer Ungarin verheiratet war und sind Schlange gestanden, um sich magyarisieren zu lassen.
Bulgaren, für die allermeisten dort, wie alle Slawen ein gemeines Diebsvolk und Untermenschen,
was machens? An den Wochenenden fahrens rüber, gehen dort essen, weils besser ist, gehen dort ins Schwimmbad, weils sauberer ist und staunen, wieviel weiter aufgebaut und sauberer die Städte sind als bei ihnen. Und ihre Autos, wennse grenznah wohnen, meldense dort an, weilse eben nicht so abgezockt werden, wie daheim.
Und - ujeh, manche müssen jetzt bitte sehr stark sein, und jetzt erst kommen sie drauf, daß wenn sie nur ein Stündlein länger an der Schwarzmeerküste entlang fahren, daß da die Strände schöner, das es sauberer ist, die Hotels und das Essen besser, die Leute zivilisierter und der Service freundlicher und es nicht so überfüllt ist und daß das alles nur ein Drittel oder Viertel von dem kostet, was es an der rumänischen Schwarzmeerküste kostet. Die Rumänen, die Bulgarien mal ausprobiert haben, sind meistenteils hellauf begeistert. Und objektiver betrachtet, es hatten sich ja auch alle großen Reiseveranstalter von dem rumän. Litoral verabschiedet, weil wie hatte einer gesagt: Preise wie in Monaco, Leistung wie in Albanien.
Und trotzdem wird der Bulgare verachtet.
Naja und ihr kennt ja die Nationalseligkeit über das große Rumänien auf der einen Seite und auf der anderen Seite der Argwohn, gegen die Lipovener, gegen die Specksachsen, gegen die Makedonier, gegen die Zigeuner, gegen die türkischstämmigen, gegen die Ukrainer, gegen die Polen, gegen die...ach ich kriegs gar nicht alle zusammen, was es da gibt.
Es ist komisch, normale Leute, die einen bei Seite nehmen und raunen, Du, so nett er auch ist, der ist Muselman - bei igendwelchen Leuten, die seit Generationen in Rumänien leben. Besonders absurd auch der Antisemitismus, ganz normale vernünftige Leute, die fragen, ja aber die Juden, die sind doch so geldgierig? Absurd weil sie ja alle ausgerottet haben. Absurd, weil viele eben Verwandte oder Bekannte haben, die nach Israel zum arbeiten gehen und ihnen berichten, wie fein es da sei. Genauso wie alles verdächtig ist, was nicht rumänisch-orthodox ist.
Alles slawische ist sowieso barbarisch. Aber auf der andern Seite diese komische Sympathie und Solidarisierung mit Serbien? Wohl weil Serbien in den Balkankriegen von der versammelten UN verurteilt und von der Nato angegriffen wurde - sodaß das den Rumänen ähnlich erscheint zu ihrem Wahn, daß sie von übelwollenden Völkern umzingelt seien.
Naja und Neger, tschuldigung, so nennen die sie oder die Chinesen, die neuerdings ins Land geholt werden, das sind für die meisten Rumänen keine Menschen, sondern bestenfalls Außerirdische.
Also, da hats auf der einen Seite diese ungeheure Xenophobie und den übersteigerten Nationalstolz und an allen Ländern fast, haben sie was auszusetzen, und wir sind sowieso die Größten und Tollsten und uns gibts nuuuur bei uns - und auf der anderen Seite haste diese ganzen Minderwertigkeitskomplexe.
Rumänien ist ja ein Auswanderungsland, wie es früher Griechenland, Portugal, Irland waren - jeder der eine gute Ausbildung hat, schaut daß er wegkommt und die, die gar nix haben, müssen ins Ausland schuften gehen, weil sie sonst ihre Familien daheim nimmer durchbringen können. Na und da wird dann eben auf der einen Seite auf alles Ausländische herabgeschaut, aber auf der anderen Seite erfahren es die Leute selber, wenn sie reisen oder durch ihre Verwandte im Ausland, wie viel zivilisierter und besser es im Ausland sei.
Ganz einfache Bspe die wohl jeder von uns kennt, Sinaia, Predeal alle Rumänen finden es ja so wunder bar und toll und latschen sich dort für ein Irrsinnsgeld auf den Füßen rum und mittlerweile ist auch alles kaputtgebaut dort - wie überrascht sie dann sind, wennse fürs selbe Geld mal nach Östrreich oder in die Schweiz zum Skifahren gehen. ...und erkennen, wie dümmlich der Fluch des Brauchs und der Tradition eigentlich ist.
Einerseits versichern sie sich einander, wie wunderbar es in Rumänien ist, auf der anderen Seite schimpfens wie die Rohrspatzen oder resignieren völlig über die Zustände in Rumänien.
Aber weeehe, wehe jemand aus dem Ausland sagt dasselbe, was sie selbst über diese Zustände sagen, das steht dem nicht zu. Dann ist der Rumäne sofort beleidigt und sagt, kehr den Dreck vor Deiner Tür. - das sieht man ja hier auch oft genug im Forum.
Da klagens über die ungeheure Korruption, daß die Mittel nicht ankommen, die Miß- und Vetternwirtschaft, die alten Seilschaften und daß sie von rücksichtslosen Dilettanten regiert werden und ihnen graust so, daß sie auch nimmer zur Wahl gehen.
Aber wehe da kommt mal einer von der EU-Kommission und sagt, ihr macht nix, oder wir müssen Euch nun die Agrarhilfen sperren, weilse dreifach gebucht - oder der Onkel aussem dt.Parlament kommt und sagt ganz vorsichtig, nja Herr Boc, irgendwas muß ich meinen Steuerzahlen sagen, die Eure tolle Justizreform nimmer recht bezahlen wollen, wo ihr beschließen wollt, daß die ausführenden Staatsorgane bei anstehenden Hausdurchsuchungen bei Verdacht auf eine Straftat, das dem Verdächtigen ein paar Wochen vorher ankündigen müssen, und daß das nun auch nicht direkt der europäische Standard ist, als den Du diese Chose Deinen Leuten verkaufen willst...
....nein, das geht auf gar keinen Fall, das ist eine unerhörte Einmischung und eine Beleidigung für jeden Rumänen.
Und dieser, nennen wirs mal Patriotismus, er ist so wunderlich.
Was schwärmen Sie nicht von ausländischen Automarken, aber am End muß es dann schon ein Logan sein.
Wenn man sich wundert, daß die Wohnungsmieten oder die Kaufpreise für Immobilien selbst in Provinzstädten, wo es nix gibt, keine Theater, keine Kinos, man nicht gescheit essen gehen kann, die Einkaufsmöglichkeiten sehr beschränkt sind, wo es so gut wie keine ärztliche Versorgung gibt, keine höheren Schulen, wenn da für vollkommen runtergekommene Häuslein und Wohnungen Preise verlangt und gezahlt werden, wie für bezugsfertig renovierte Immobilien in Berlin oder wenn in Bukarest es so teuer ist, daß einem bald nur noch London oder Moskau als noch teureres Pflaster einfällt,
dann empfinden die das gar nicht als abnormal, sondern dann sagense eher, gell da schaust, das ist halt Rumänien! Und scheinen recht stolz darauf zu sein.
Oder solche Sachen, wie die Securitate, wo sie so endlos drunter gelitten hatten und teilweis noch heute.. wie sie alle so stolz sind und sagen, unser Geheimdienst, der ist zusammen mit dem Mossad und dem KGB der beste auf der ganzen Welt.
Oder nimm die neue Königsverehrung. Jessas, der Mihai, der Schlausten einer war er nie und er war ja noch sehr jung, als er den Kollaborateur gegeben hat und überhaupt, Tradition... da hattens halt damals einen abgehalfterten Hohenzollern hingesetzt, weils wohl kein anderer machen wollt.
In der Stadt, wo ich wohne, hat man dem König nun ein Denkmal gesetzt, frag mich nicht warum. Ich glaub, dort ist noch nie einer der Könige jemals vorbeigekommen, in der Steppe. Und nicht nur eine Büste, nein es mußte eine überglebensgroße Reiterstatue aus Bronze werden. 2,5 Millionen Euro soll das Ding gekostet haben, stand stolz auf der Bautafel. Ein Geschenk des Innenministeriums an die Stadt.
Stand halt die Wahl an. Naja in Deutschland kriegt man sowas für unter 200.000. Aber andere müssen ja auch von was leben...
(Die Stadt, der Judet ist der ärmste ganz Rumäniens. Aber es geht voran. Man hat dort eine portugiesische Glasfabrik an Land gezogen. D.h. die wollte sonst niemand haben, nicht mal die Bulgaren, wegen der Umweltverschmutzung. Ja und bei uns, da ist weiträumig um die Primaria polierter Marmor verlegt - sowas haben wir in D feins nicht...).
Toll, gell?
Das Ding ist so häßlich, daß es eigentlich niemand haben wollte. Und es wurde ein halbes Jahr gestritten, wo mans den hinstellen solle, daß es nicht stört.
Man hat es dann ans äußerste Eck des Hauptplatzes an die Hauptstraße gequetscht und als Kompromiß einen besonders hohen Sockel aufgemauert, damit es die umstehenden Bäume überrage.
Zur Einweihung wurd der König herangekarrt.
Doch die wäre ums Haar geplatzt, da 5 Tage zuvor ein Einheimischer offenbar am Volant seines Wagens angesichts des Kunstwerks von einer solch heftige Anwandlung patriotischer Gefühle erfaßt wurde, daß er kurzerhand mit seiner Dacia volle Kanne in den Sockel des Kunstwerks gebrettert ist.
Das könnt jetzt endlos so weiter gehen.... das war eben jetzt nur als Bsp ein herausgegriffener Komplex, was die Diktatur in den Köpfen der Leute dort angerichtet hat.
Wichtiger ist, zu sehen, daß es sich mit der Zeit ändern wird. Sehr viel hilft da die neue Reise- und Niederlassungsfreiheit durch den EU-Beitritt - wir alle kennen ja noch diese einzige Sauerei mit den Visas noch vor wenigen Jahren. Und die Jugend, die ist ja vif. Das Internet, der Konsumismus usw. wird sein übriges tun und für die Jugend gibt es eben viel interessanteres auf der Welt zu entdecken,
als dieser abgestandene und dümmliche Nationalismus.
Einen muß ich noch loswerden.
In der Stadt wo ich häufig wohne, dort gibt es praktisch nichts an Zerstreuungsmöglichkeiten,
nur einmal im Jahr ein mehrtägiges Folklorefestival. Dort wird dann von früh bis spät auf einer Freilichtbühne getanzt, drumherum gegrillt und bisschen Jahrmarkt und Feuerwerk und alles ist gratis.
Da kommen aus ganz Europa professionelle Tanzgruppen und bringen ihre Kapellen mit, und wer sowas mag, viele davon haben ein äußerst hohes Niveau.
So die reisen extra an, die Gruppen treten jeden Tag auf, jeder Gruppe macht Musik und fidelt und tanzen sich jede eine bis anderthalb Stunden am Stück einen ab, daß die Funken fliegen und das meistenteils viel besser als in den endlosen völkischen Fernsehsendungen. Und alle sitzen und drängeln sich um die Bühne und schauen zu.
Und weißt, c-wolf, was dann geschieht, wenn eine Gruppe fertig ist?
Nix.
Es ist still.
Keine einzige Hand rührt sich zum Beifall. Nichteinmal den geringsten Höflichkeitsapplaus gibt es.
Geklatscht und gejohlt wird nur, wenn? Genau, wenn eine rumänische Gruppe auftritt.
Und das, das ist unakzeptabel und das ist krank.
So jetzt ist mir wohler, und ich weiß auch nicht warum, übermorgen fahr ich wieder hin.
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