Autor: Goldsarmal
Datum: 16.08.05 21:30
Salü,
ich weiß ja nicht, bin öfters in Calarasi unterwegs und zumindest der Baragan ist Afrika.
Der Beitritt Rumäniens ist politisch gewollt und vollkommen unabhängig von den Verhältnissen oder Mißverhältnissen in Rumänien.
Hat Onkel Verheugen gesagt, machmer in einem Aufwasch, dann is Ruhe im Kartong, was dort vor sich geht, weiß und interessiert in Brüssel keinen. Die Verwendung und der Verbleib der Mittel die nach Rumänien gepumpt werden, bspw. durch das PHARE-Project, knappe Mrd im letzten Jahr, wenn ich mich nicht täusche, interssiert ebenfalls nicht, da es für Brüsseler Verhältnisse Peanuts sind - allein die dt. Rübenbauern kriegen ja schon 3,5 Mrd hinteingeblasen.
Entwicklung, Mentalität, "Reife" für den EU-Beitritt ist nachrangig,
entscheidend für den Beitritt ist im wesentlichen die Absegnung und Unterzeichnung der Aberzehntausenden Einzelverordnungen der EU.
IS: der 20.000Euro-Investor aus dem anderen Forum sollte sich ne Villa mit Pool und Park bauen und Mittel bei Phare beantragen, die geben ihm nochmal soviel drauf, da er ja Arbeitsplätze schafft und ne Rendite von 100% p.a. ist nicht zu verachten. (Einer der feistesten Bulibashas in Calarasi läßt ich grad ein paar Tennisplätze von der Eu vor die Tür stellen).
Da mir die objektive Sicht vielleicht verstellt sein mag, weil ich mit der Misere in Calarasi und Umgebung ein bisserl vertraut bin, der Baragan mit Verlaub der Arsch Rumäniens und Calarasi der Pickel darauf zu sein scheint,
(oder täusch ich mich - es kann doch nicht überall so sein? Stimmen? Hilfe!),
verweise ich Euch auf den Rumänienbericht der EU von 2004:
http://europa.eu.int/comm/enlargement/report_2004/pdf/rr_ro_2004_en.pdf
aaah hier auch auf deutsch:
http://europa.eu.int/comm/enlargement/report_2004/pdf/rr_ro_2004_de.pdf
Zusammengefaßt, selbst für die zahnlosen diplomatischen Duktus, äußerst harsch - eine einzige Katastrophe.
Korruption aller Orten, in Justiz, Exekutive, Wirtschaft, Politik, Zoll
Unzureichende Infrastruktur, katastrophale Gesundheitsversorgung.
Keine unabhängigen Medien, offener Rassismus gegen Minderheiten.
Verfolgung von Minderheiten, Journalisten. Folter und Mißhandlungen.
Menschenhandel, Kinderarbeit, Minderjährigenschwangerschaften, Ausbreitung von Infektionskrankheiten (75% der AIDS infektionen bspw betreffen Jugendliche unter 14Jahren), Menschenrechtsverletzungen,
Unzureichendes Bildungssystem. Massenarbeitlosigkeit (versteckt sich hinter den in der Landwirtschaft Beschäftigten, vulgo, die Arbeitlosen die aufs Land machen um von ihrem Gärtchen zu Leben).
Auswanderung, legal und illegal.
Sämtliche von der Regierung eingesetzten Kommissionen zur Bekämpfung der verschiedenen Mißstände erfolglos und rein kosmetischer Natur.
Daß Rumänien sich trotzdem keine Sorgen um die Beitrittfähigkeit machen muß und daß es beschlossene Sache,
sieht man an dem gebetsmühlenartigen Fazit unter jedem einzelnen Kapitel, egal was für haarsträubende Defizite dort just
zuvor angeprangert worden: Jaaa, wird schon werden, gibt Bemühungen: Zack, beitrittsfähig.
Und nicht zuvergessen, weil Hauptsache, nämlich zwo Drittel des Berichts, fleißig werden die EU-Vorschriften ins Rumänische übersetzt, malt die rumänische Regierung ihr Kreuzerl drunter, und daß sehr emsig, sodaß der Beitritt bereits fast schon geritzt.
Durch den EU-Beitritt wird sich am Spielverlauf für die anderen EU-Länder rein gar nix ändern, für die Rumänen werden die Lebenshaltungskosten zunächst steigen (EU-Kommission lobt ja jetzt schon, daß die Rumänen die Energiepreise tüchtig dem Europäischen Niveau angleichen - in den Blocks in bester Lage, wo ich ihn Calarasi wohne, kann daher mittlerweile nur noch ein winziger Prozentsatz im Winter heizen),
trotzdem ist es ihnen zu wünschen, nicht nur weil die widerlichen Schikanen zur Einreise in den Schnegenraum fallen werden, sondern weil ihnen dadurch zumindest schon einmal theoretisch die Chance offenstehen wird, sich vor europäischen Gerichten gegen die unsägliche Korruption, die sie bis in die untersten Ebenen täglich zu spüren bekommen und gegen die alten und neuen Seilschaften mediokrer Gestalten und Gesindels, die weiterhin ein feudales System auf den kommunalen Ebenen erhalten,
Gehör zu verschaffen.
Hugh,
tschulligung, wenn das zu lang war, bin neu hier.
Und nicht daß der Eindruck entsteht, ich hätt was gegen Rumänen,
mich machen nur die Zustände, die wahrlich nicht alle durch Armut bedingt sind, sondern sehr oft durch die gedankenlose Niedertracht und Verkommenheit einer Minderheit, unter denen die Leute dort zu leiden haben,
wütend.
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