Autor: Volker Stroh
Datum: 18.05.07 13:59
Hallo fata,
sorry zunächst mal, ich hatte tatsächlich den Verdacht, dass eine andere Dame hier im Forum "Hilfstruppen" im Form von eigenen Beiträgen unter anderem Namen platziert hätte - wäre nicht das erste Mal. dass so was passiert. So war auch die Bemerkung "ein Schelm, wer Arges denkt" gemeint. Ich möchte mich bei Dir entschuldigen, ich mache das an dieser Stelle, weil ich im anderen "Abzocker-Thema" ja schon angekündigt habe, dass ich da aus nahe liegenden Gründen nicht mehr schreiben werde.
Sicher hast Du recht mit dem, was Du hier schreibst, auch Austrians Bemerkungen sind interessant. Aber ich habe trotz aller Psychologie schon den Anspruch an ein Forum , dass gewisse Grenzen nicht überschritten werden. Und zwar die, wenn es zu Beleidigungen und Hetze kommt. Wie auch andere hier schon geschrieben haben, werden damit ja auch Straftatbestände erfüllt und dann kann es auch für den Forumsbetreiber heikel werden. Das seh' ich jetzt in diesen Fällen natürlich nicht so, es amüsiert mich eher. Aber wenn es so weitergeht, kann es auch mal schwierig für den Rennkuckuck werden – auch ein „Streitforum“ ist von geltendem Recht nicht ausgenommen und gewisse Spielregeln müssen auch dort eingehalten werden.
Im Übrigen gilt: Wenn man austeilt, muss man auch mit persönlichen Beleidigungen leben können, selbst wenn sie unter der Gürtellinie sind. Aber genug von diesen Albernheiten, ich möchte noch was zu Deinem Beitrag zur "Abzockermentalität" loswerden:
Dein erster Beitrag bestand nur aus einem Satz, Deinen zweiten Beitrag kann ich gut verstehen. Natürlich sollte man gerade als Rumänin Kritik an seinem Land üben, es gibt ja auch genug zu kritisieren, aber ich finde, dass das trotzdem nicht ausschliesst, dass man „im Einklang“ (wie Du schreibst) mit Land und Leuten steht – jedenfalls im Einklang mit der Bevölkerung, denn Schwachköpfe gibt’s mehr oder minder oft in jedem Land.
Zu den „Veränderungen“: Bestimmt kann ich die negativen Veränderungen in Ro nicht so stark feststellen wie Du, weil ich erst seit einigen Jahren öfters mal in Ro bin. Aber ist es nicht so, dass viele dieser Veränderungen erst oder meinetwegen auch stärker mit der Öffnung zum Westen hin gekommen sind? Schlag mich, wenn Du willst, aber leben viele hier nicht das vor, wohin sich Ro zum Negativen hin verändert? Ich jedenfalls habe schon manche spezielle Deutsche erlebt, die nach Ro fahren und dort auftrumpfen nach dem Motto "Mein Haus, mein Auto, mein Boot"!!
Ich bin in den Fünfzigern geboren und kann mich noch sehr gut erinnern, dass früher Nachbarschaftshilfe und gegenseitige Unterstützung in Deutschland selbstverständlich waren, heute findet man das, wenn überhaupt, sehr viel seltener und wenn dann eher in ländlichen Regionen Deutschlands. Das alles hängt natürlich auch mit Veränderungen in der Gesellschaft, in der Arbeitszeit usw. zusammen.
Ich als Deutscher maße mir nicht an, den Rumänen Ratschläge zu erteilen, wie und auf welchen Wegen sich was ändern muss. Das müssen die Rumänen im In- und Ausland selbst besorgen. Ob Boykottaufrufe, pauschale Verurteilungen und einseitiges Darstellen von Misständen das richtige Mittel sind, wage ich zu bezweifeln. Denn die Medaille hat halt immer zwei Seiten.
Ich meinerseits kann nur beschreiben - wie andere auch - was mir negativ auffällt. Das ist zum Beispiel die Gleichgültigkeit und Lethargie bei Ämtern und Behörden, die Einstellung gegenüber Randgruppen, auch so „Kleinigkeiten" dass tote Hunde offenbar wochenlang auf der Strasse liegen können, ohne dass ich jemand für die Kadaverbeseitigung zuständig fühlt (aber letztere Bemerkung ist zugegebenermassen typisch deutsch) usw. usw.!
Ich kann aber auch beschreiben, was mir positiv auffällt: Die Gastfreundschaft, die ich noch immer erlebe, auch wenn und gerade man nicht mit Geld um sich wirft, der Zusammenhalt in den Familienverbänden, „Kleinigkeiten“ wie die leuchtenden, klaren Augen meines rumänischen Schwiegervaters, der unter Ceaucescu im Gefängnis saß, der sein Land bestellt und dabei den Pflug selber zieht, weil er keinen Traktor und kein Pferd mehr hat. Der Rücken kaputt und doch ungebrochen. Auch fällt mir immer mehr positiv auf, dass sich die Einstellungen bei manchen Jungen in Ro verändern – zwar im Positiven wie im Negativen. Aber im Positiven dahingehend, dass viele von denen ihr leuchtendes Vorbild „goldner Westen“ inzwischen mit sehr kritischen Augen bis hin zur Ablehnung sehen. Ich weiss, wovon ich rede, ich habe gerade in letzter Zeit öfters mal mit jungen Leuten aus Ro und Moldawien in Deutschland zu tun und viele von denen sagen, dass sie von Deutschland enttäuscht sind und nicht möchten, dass die Menschen in ihren Länden so werden wie die Deutschen.
Vielleicht kannst Du jetzt ja verstehen, dass mir bei so manchen hier gedankenlos formulierten Beiträgen die Galle überläuft. Ich bin sehr dafür, dass in diesen Foren auch die negativen Seiten von Ro beleuchtet werden, aber auch und gerade jammernde und polemisierende Rumänen sollten sich überlegen, wie sie selbst dazu beitragen können, was zu ändern. Sei es durch Mitgliedschaften, Engagements in Projekten oder auch „nur“ Kritik – aber die bitteschön dann auch konstruktiv.
Man sieht ja auch durch die jüngsten politischen Entwicklungen, dass es in der rumänischen Politik nicht nur die alten Strukturen und Seilschaften, sondern auch reformfähigen Kräfte gibt, die die Dinge beim Namen nennen!
Ich hoffe, dass der Beitrag hier stehen bleiben kann, es geht ja auch in diesem Thema hier noch um die Beiträge zum „Abzocker-Thema“.
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