Autor: VamaVeche
Datum: 07.04.07 23:18
Hallo Dhana,
Du / Sie sprichst / sprechen ein ausgezeichnetes und gehobenes Deutsch, da würde ich mir keine Gedanken machen. Im Übrigen hat dieses Forum es leider an sich, dass man sehr schnell auf andere Themen abrutscht, die mit dem Ausgangsthema wenig oder gar nichts gemein haben, was ich sehr schade finde.
Im Grunde genommen stört es mich auch nicht, wenn es Artikel (Produkte) in Rumänien gibt, wie etwa, die von mir erwähnten Lindt-Schokoladenhasen. Wir können ja nicht für uns beanspruchen, das andere Staaten auf derartiges zu verzichten haben, auch wenn ich es sehr begrüßen würde, wenn in den vereinzelten Staaten und natürlich besonders in Rumänien, mehr nationale Produkte und Spezialitäten angeboten würden. Nun ist Deutschland ein Exportland und Rumänien importiert sehr viele Artikel, man schaue sich nur die Produktionsadressen auf den Verpackungen an, Deutschland und Polen scheinen sehr viel nach Rumänien zu importieren. Zum italienischen Kuchen: Ich glaube, ich würde, wenn ich in dieser Situation stecken würde und keinen Cozonac zu Ostern selbst backen würde, wohl eher auf den italienischen Panettone zurückgreifen, als mich zwei Stunden in die Schlange anzustellen. Das ist wirklich unfassbar. Wenn man das Deutschen erzählt, die jene Bilder weder im Fernsehen sahen oder jemals in einem kommunistischen Land gewesen sind, von dem sie Wartezeiten kennen, halten die Deutschen das Geschilderte für unglaubwürdig aus einem EU-Land im Jahre 2007.
Mein Anliegen mit meinem Beitrag war aber vielmehr auf die diesjährige Situation in Rumänien aufmerksam zu machen und einmal zu hören, wie dies andere beurteilen. 35.000 Rumänen in Bulgarien, vornehmlich im Cadrilater (Albena, Balcic, Nisipurile de Aur) machen gegenwärtig dort Urlaub. Die Hoteliers kaprizieren sich ausschließlich auf ihre nördlichen Nachbarn, es wird rumänische Küche angeboten und zu 90% sind die Hotels mit Rumänen belegt. Nahezu alle Autokennzeichen sind aus Rumänien, am Ortseingang von Albena steht: "Bine ati venit în Albena". Bei mir in Vama Veche steht an der Grenze lediglich auf Bulgarisch "Добре дошли" und auf Deutsch "Willkommen". Die Rumänen werden gar nicht begrüßt, das ist halt noch ein Relikt aus den schlechten rumänisch-bulgarischen Beziehungen, aber das scheint sich ja mittlerweile zum Glück zu ändern.
Ich gönne auch den Menschen den Urlaub, gar keine Frage, aber diese Zustände, über vier Kilometer vor der bulgarischen Grenze stehen zu müssen und die Dorfbewohner Vama Veches können zusehen, wie sie die einspurige Straße benutzen, um zu ihren Häusern zu gelangen, wenn auf der Gegenspur ständig Autos einem entgegen kommen, welche man ja notgedrungen nehmen muss, wenn auf der eigenen Spur alle Bulgarien-Touristen stehen. Die Grenzpolizei fährt lediglich mit inflationär angeschalteter Sirene herum (das ist ja auch sonst üblich).
Ich finde es überaus merkwürdig, wie es zu solchen Zuständen kommen kann, dass beispielsweise Züge überfüllt sind, die Nationalstraßen von Bukarest Richtung Prahovatal ebenso und die Supermärkte geplündert sind. Einen derartigen Kaufrausch hat es doch noch nicht gegeben, zugegeben, so viele Hypermäkte, Supermärkte, Alimentara, Shopping-Malls und Discounter gab es nie zuvor in Rumänien.
Aber wer hätte gedacht, dass es zu einem derartigen Chaos kommt ? - Dhana, ich habe heute selber Cozonac gemacht und kann Dir sagen, dass alles in allem die Zubereitung gute zwei Stunden dauerte. Dann muss ich mich also nicht in der Schlange anstellen und stehen, wenn ich das Ganze auch selbst zu Hause machen kann.
Ostern wird halt auch in Rumänien zum Konsumfest, auch wenn der Besuch einer Kirche in Rumänien sowie eines Friedhofs in Rumänien noch mehr getätigt wird, als in Deutschland.
In Deutschland hört man an der Schnellkasse derartiges: "Und das hier soll eine Schnellkasse von zehn Teilen sein? Ich warte hier seit X Minuten". Für jene, die nicht wissen, was eine Schnellkasse ist, sei gesagt, dass man an der Schnellkasse höchstens zehn Produkte pro Person erwerben darf. Zugegebenermaßen gehöre ich zu der einzigen Person, die einen Kommentar zur Kassiererin abgibt, wenn jemand mit fünfundzwanzig Teilen an der Schnellkasse steht, (wofür stellt man sich denn da sonst an) aber Drängeln habe ich mir mittlerweile abgewöhnt. Keiner hat mehr Zeit, alle haben Stress, wer besinnt sich auf den Ursprung von Ostern ? Weshalb muss alles gekauft werden ?
Rumänische Traditionen, wie rote Eier oder Cozonac, sind doch wirklich nicht schwer, dafür bedarf es keines Schlangestehens !
Auch in Deutschland wird es zu Aufläufen an Kasse und Regal kommen, die Situation aus Rumänien ist aber extrem, da man es in dieser ausgeprägten Form nicht kennt. Es scheint auch nicht ein typisches Phänomen von Bukarest zu sein, schließlich haben sich ja Tausende Rumänen, welche im Ausland arbeiten, auf den Weg nach Rumänien gemacht, um Ostern mit Freunden und Verwandten zu verbringen, es ist demnach ein nationales Phänomen, was auch die Züge in der Bukowina und Moldau-Region belegen.
Vielleicht hat ja noch jemand aufschlussreiche und themaorientierte Beiträge,
Grüße / Salutãri
VamaVeche
Mesajul modificat ( 7-apr-2007 23:30)
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