Autor: jetzt_in_ro
Datum: 03.12.06 10:27
Hilfsorganisationen in Rumänien
Zuerst muß ich sagen, daß eine finanzielle Hilfe für eine persönlich bekannte Familie, bei der der Vater arbeitet (!) und die "nur" 2 Kinder haben, aus meiner Sicht wahrscheinlich sehr viel Sinn macht. Den diese - evtl seriöse Familie - hats 100% sehr schwer, die Kinder zu erziehen. Bei den meisten Familien mit 10-15 Kindern wird das Geld eh nur für Alkohol ausgegeben oder für überflüssigen Mist, die denken nicht über Verhütung und die Zukunft nach und deshalb die vielen Kinder. Diese Leute haben selbstverständlich auch keinerlei Zukunftsplanung für die Kinder, diese gehen oft nicht zur Schule etc Aber wenn hier der Vater arbeitet (und nicht säuft) und nur 2 Kinder produziert hat zeigt mir das einigermaßen intakte Verhältnisse, die mich eher an die deutsche Nachkriegszeit erinnert, wo die Eltern alle Entbehrungen aufgenommen haben "damit meine Kinder es besser haben". Und das ist für eine seriöse rumänische Familie mit einem rumänsichen Einkommen extrem schwer bzw fast unmöglich! Auch daß das halbe Einkommen für die Miete weggeht ist hier eher der Normalfall und zeigt, daß Du hier evtl sinnvoll helfen kannst!Also ich kann Dir nur raten, Dir diese Familie genau anzuschauen, da kannst Du evtl viel mehr machen als in den so schlechten rumänischen Waisenhäusern! Wo wahrscheinlich wieder jede Menge Korruption vorhanden ist! Für Timisoara kann ich sagen, daß hier die Waisenhäuser nicht so schlecht sind. Und eher an persönlichem Desinteresse der unterbezahlten Angestellten leiden als wirklich an Geldmangel (auch wegen der reichlich fließenden ausländischen Hilfe). Das Problem ist mehr, daß viele Kinder lieber aus den Heimen weglaufen um auf der Strasse zu leben und betteln (angeleitet von ihren missratenen überforderten Eltern, die meist saufen). Wie gesagt, ich kann nur meine Erfahrung aus TM weitergeben, sonst würde ich nur in Vermutungen reden. Aber in Timisoara kenne ich die Verhältnisse ganz gut. Und weiß z.B. von verantwortungsbewußten Eltern, die Ihre Kinder z.B. in der Rudolf-Walter Foundation untergebracht haben (das ist wie ein INternat mit Ausbildung) weil sie selber den Kindern keine entsprechende Ausbildung anbieten konnten.
Ich bin zwar aus der Kirche ausgetreten, aber wenn ich was für Rumänien gespendet habe, habe ich das über Organisationen gemacht, die in Deutschland heimisch sind, kirchen-bezug haben, steuerlich anerkannt sind (da wird schon etwas geprüft) und die mir (aus dem Gefühl heraus) vertrauenswürdig erschienen, z.B. auch aus den Tätigkeitsberichten.
Rumänischen Organisationen traue ich hier exakt 0%. Auch weil ich kaum welche kenne. Die habens ja immer noch nicht geschafft, die Kinder von der Straße zu holen. Und die Rumänen machen - wenn überhaupt jemand da was macht - nur etwas wirklich publikumwirksames, mit viel tam tam .. Gigi Bicali z.B. .. da gehts nicht um die Hilfe sondern um Selbstdarstellung. Nicht umsonst wird das mit Abstand größte Hilfsprojekt in Timisoara von der Rudolf Walter Foundation getragen. ES gibt auch genügend reiche Rumänen, die da mal was tun könnten ...
2 Beispiele von rumänisch geprägten Hilfsaktionen:
Meine Ex-Vermieterin hat einen rumänischen Verein gegründet, um "armen deutschen Jugendlichen" zu helfen. Das "Stiftungskapital" in Höhe von einigen 100 Euro wurde flugs an Ihren Ex-Mann in Deutschland überwiesen. Danach wurde dieser "Verein" dazu genutzt, eine Gesetzeslücke auszunutzen: Alte Autos mit Euro 2 oder ohne KAT wurden nach Rumänien eingeführt, auf die Firma angemeldet (wofür sie immer cash kassiert hat und ein zweites Appartment finanziert) und fahren lustig durchs Land. Ich habe das mitbekommen, da der "Verein" in meinem Appartment angemeldet war und ich ab und an Besuch von der Stadt bekommen habe, da die Steuern nicht bezahlt worden sind. Als Vorstand wurde ein Wohnungsloser eingesetzt, der nicht auffindbar ist. Endgültig wurde der Verein dann liquidiert, aber nur gegen Zahlung von ca 2.000 Euro an den entsprechenden Gerichtssachbearbeiter .
Dann wurden nach den Überschwemmungen letztes Jahr im Frühling riesige Hilfsladungen hier angeliefert und in einem Lagerhaus bei mir um die Ecke gelagert. Nachts so um 2 Uhr kam ich aus der Stadt und wunderte mich über die regen Tätigkeiten dort. Na dachte ich: Die sind aber fleißig ..ein Nachbar hat das auch gesehen in der Nacht und als ich ihm am nächsten Tag meinen Respekt aussprach, daß die Leute sogar nachts arbeiten hat er sich totgelacht und gesagt, daß davon fast nix bei den Betroffenen ankommt sondern sich die Angestellten des Lagerhauses kollektiv am angelieferten Hilfsgut bedienen würden.
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