Autor: Flori
Datum: 30.12.05 14:54
Hallo an alle ersteinmal!
Ich muss jetzt mal ein bißchen Ausschweifen:
Es gibt so eine Art Witz (extrem lustig ist er nicht, aber er hat was Wahres) über die EU. Es geht darum, dass man versucht ein Treffen zwischen allen EU-Bürgern zu organisieren. Nach langem hin und her wird ein Termin festgesetzt und man beschließt sich dort und dort um zehn Uhr zu treffen. Dann geht es um die Ankunft und wann und wie jeder aus einem Land ankommt. Alle hab ich mir leider net gemerkt, aber die Wichtigsten weiß ich noch: Um halb zehn tauchen die Österreicher auf, freuen sich zuerst einmal, dass sie die ersten sind und meckern dann, warum es noch nicht losgeht. Pünktlich auf die Sekunde um zehn Uhr kommen die Deutschen und sind sofort bereit mit dem Treffen zu beginnen. Dann gibts noch einige andere, die ich leider vergessen hab  . Irgendwann um dreiviertel elf kommen dann auch die Franzosen und finden es ganz normal und richtig, dass alle da sind und auf sie warten. Ja, und die Italiener kommen gar nicht, weil ihnen der Termin dann doch nicht so in den Kram gepasst hat.
Das Ganze ist jetzt total überzeichnet, aber irgendwie spiegelt es doch das Bild nieder was wir von den Menschen haben.
Ich werde das Ganze, wenns euch recht ist, jetzt ein bißchen auf die Österreicher umlegen, weil es für mich einfacher ist. Was ist so das typische Bild das man von Österreichern im Kopf hat: Sie sind die Motschger-Gesellschaft (sie meckern in einem durch über alles und jeden, aber so wirklich auf den Hintern setzen und was dagen tun würde ihnen nicht im Traum einfallen), sie fahren alle Ski, verbringen jeden Tag in Dirndln und Lederhosen jodelnd auf einer Alm, sind ziemlich korrekt, aber doch gemütlich, essen gerne Mehlspeisen, mögen Mozart und sind irgendwie die langweiligen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass es Österreicher gibt, auf die all das zutrifft, oder zumindest ein paar Dinge davon. Ich bin Österreicherin: Ich denke doch, dass ich auch den Antrieb habe was zu tun, ich kann nicht ski-fahren (schande über mich), ich habe noch nie ein Dirndl besessen, bin wirklich nicht korrekt, Mozart geht mir wahnsinnig auf die Nerven mittlerweile, ich mag Süßes, aber bitte nicht zu viel und gerade als langweilig würde ich mich wirklich nicht bezeichnen und es gibt nur einen Menschen, den ich kenne, der unpünktlicher ist als ich.
Was ich mit diesem ganzen Text sagen wollte, ist folgendes: Ich bin fest davon, dass es Mentalitätsunterschiede gibt, aber es muss nicht immer heißen, dass alle so sind und schlechte Charaktereigenschaften nur weil man vielleicht fünf Menschen kennt, gleich auf alle zu übertragen finde ich furchtbar.
Es wurden ein paar Dinge hier schon erwähnt, auf die ich jetzt doch ein bisl eingehen muss (ich hoffe das liest überhaupt noch wer und es ist nicht zu langweilig  ):
Sowohl die Österreicher als auch die Deutschen sind relativ korrekte Menschen, die es gewohnt sind, dass alles irgendwie pünktlich und geregelt funktioniert. Ich kann mir schon vorstellen, dass man in einem Land, in dem alles halt einen anderen Gang hat, zeitweiße verzweifelt, wenn man halt so gar nichts damit anfangen kann. Für andere ist das wieder kein Problem.
Das mit dem Müll ist doch echt ein eigenartiges Beispiel von Mentalität. Wie oft geh ich irgendwo durch die Stadt und kann Leuten zuschauen, wenn sie den Müll am Boden fallen lassen obwohl daneben ein Mistkübel steht.
Das mit der Nachbarschaftshilfe ist mir auch auf gefallen. Eine Freundin von mir war jetzt vor kurzem in Österreich zu Besuch und wir haben zuerst Palatschinken und dann noch etwas anderes gekocht, hatten aber kein Mehl mehr. Wir haben uns durch das halbe Haus geklingelt und keiner war bereit uns Mehl zu geben!!! Als ich bei ihr zu Besuch war, haben wir uns mehr als einmal etwas von den Nachbarn ausgeborgt und das war nie ein Problem. Manche machen hier ja nicht mal auf um einem zu sagen, dass sie kein Mehl haben (klar, wers glaubt...).
Das ist jetzt schon so elendslang, aber ganz ganz kurz will ich doch noch ein paar Dinge nennen die mir an Mentalitätsdingen in Rumänien aufgefallen sind, die bei uns (ich denke das wird ja für D und Ö doch ziemlich gleich sein) irgendwie anders sind:
Familienzusammenhalt, ältere Menschen werden viel besser "aufgenommen" und akzeptiert als bei uns, Hilfe und Zusammenhalt unter Freunden und Nachbarn und irgendwie ist mir halt alles lockerer und angenehmer vorgekommen als bei uns. Ich hab so viel mehr Wärme gespürt und obwohl ich manchmal nicht mal die Hälfte verstanden habe und ich viele nicht gekannt habe, hab ich mich so viel mehr zuhause gefühlt als unter vielen öster. Familien. In Ö kommt mir alles so kalt vor.
Es tut mir wirklich Leid, dass das so lang geworden ist. 
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