Mit der mehrfach ausgezeichneten
CD-Reihe Sounds From A Bygone Age werden seltene Aufnahmen legendärer
Zigeunermusiker aus Osteuropa erstmals auf dem internationalen Markt
veröffentlicht. Die Reihe ist die vertonte Lebensgeschichte eines ungeliebten
Volkes, intoniert auf den Hinterhöfen des Balkans, an der Grenze zwischen Stadt
und Land.
Bevor die letzten Zeitzeugen für
immer verstummen, hat Asphalt Tango Records die rumänische Trompeter-Legende
Costel Vasilescu aufgesucht. Vasilescus berührende und teils abenteuerliche
Geschichten aus den goldenen Jahren der Lautari-Generation lassen Kapitel für
Kapitel die Sounds From A Bygone Age entstehen. Die Lautarimusiker
verschwinden und es gibt, bis auf einige Analogbänder, die in den Archiven
Osteuropas lagern, kaum noch originale Tondokumente. Asphalt Tango Records hebt
diese kulturhistorischen Schätze und präsentiert sie im Klanggewand der 60er
und 70er Jahre.
"Diese Geschichte passierte noch vor 1965. Eines Tages beobachtete Stoican einen
Mann, der ihm verdächtig vorkam. Dieser Unbekannte war ein ausländischer
Spion. Stoican konnte ihn packen und hat ihn zum nächsten Polizeirevier
geschleppt. Die Geheimpolizei hat ihn dann gefragt, was er für eine Belohung
wolle. 'Sollen wir dir ein Haus geben?' - 'Ich brauche kein Haus', hat
Stoican nur geantwortet, 'ich will eine Schallplatte aufnehmen.'"
Auf der einzigen Langspielplatte des rumänischen Geigers Ion Petre Stoican vereinten
sich die bedeutendsten Roma-Musiker der Bukarester Lautariszene zu einer
Allstarband und verwirklichten durch einen grotesken Glücksfall eine der
stimmungvollsten Platten dieser Zeit.
Die Stücke stammen zum Großteil aus Constanza und aus Stoicans Geburtsort
Oltenita und sind überwiegend schnelle rhythmische Tänze wie Hora, Briu,
Sirba oder Oltenita, die auf keiner rumänischen Hochzeit fehlen durften.
Ausgegraben aus den Archiven von Electrecord und jetzt auf CD: Ein hörbares Kapitel
rumänischer Musikgeschichte im analogen Originalsound der siebziger Jahre!
Hörbeispiele und bestellen hier: Asphalt Tango Records
Die zweite Veröffentlichung innerhalb der CD-Reihe "Sounds from a bygone Age" ist ein wahrlich wertvolles Tondokument aus dem Jahre 1964: das Debut-Album der legendären Sängerin Romica Puceanu, die bis heute als Inkarnation der rumänischen Lautarimusik verehrt wird. Die als CD wiederveröffentlichte Langspielplatte, die Romica zusammen mit den Gebrüdern Aurel und Victor Gore für Electrecord aufgenommen hatte, lässt das stimmliche und musikalisch-sinnliche Idol der Roma Rumäniens wiederauferstehen. Romica Puceanu war und ist die unangefochtene Grand Dame des "cântece de mahala", dieser eindringlichen wie virtuosen Lieder aus den bitterarmen Vororten der Städte im Süden Rumäniens. Mittels türkischer "cifte-telli"-Rhythmen und rumänischer Melodien erzählen diese Lieder vom Leben der Menschen aus den mahalas, die vor allem von Roma bewohnt waren. Romica Pucaenu verstarb 1996 an den Folgen eines Verkehrsunfalls.
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Wenn Dona Dumitru Siminica im Bukarester Gartenlokal "La Chirigiu" oder im luxuriösen Restaurant der Oper Trinklieder,
Klagelieder oder Liebeslieder interpretierte, füllten sich die Tische mit Gästen fast ebenso so schnell wie die Gläser
mit Tuica oder Wein und die Kasse der Patrone mit Lei. Denn Siminica sang Lieder, die den Einsamen Trost spendeten, die
Wunden der Liebeskranken kühlten, und die frisch Verliebte schon auf das Ende der Liebe einstimmten. Seine verstörende,
androgyne Falsettstimme betörte viele weibliche Fans, die dem Mann im Maßanzug, mit akkuratem Haarschnitt und sorgsam
gestutzten Oberlippenbart nächtelang an den Lippen hingen.
Die dritte CD aus unserer Reihe "Sounds From A Bygone Age" enthält Aufnahmen des exponiertesten Sängers der muzica lautareasca.
Es war eine Sensation, dass im Rumänien der 70er Jahre einige Platten mit urbaner Musik und Texten auf Romanes in die Läden kamen.
Bei seinen besten Aufnahmen hatte Dona Dumitru Siminica ein einzigartiges Team aus Lautari um sich geschart, zu dem Marin Marangros
(Tzambal), die Brüder Bebe und Costica Serban (Akkordeon) und Grigore Ciuciuc (Bass) gehörten. Mit Faramita Lambru, Begleitmusiker
der großen Maria Tanase, spielte Siminica Klassiker wie "Afara e intuneric" und "La salul cel negru" ein, die jetzt zum ersten Mal
außerhalb Rumäniens auf dieser CD veröffentlicht wurden.
Sein plötzlicher Tod in den 80er Jahren machte keine Schlagzeilen. Es gibt weder Aufzeichnungen, Interviews, noch Bücher über diesen
Ausnahmesänger. Nichts kann heute mehr über das Phänomen Dona Dumitru Siminica erzählen als seine Lieder, die den Klang des alten
Bukarest zurückholen bevor er ganz vergessen wird.
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Toni Iordache lernte schon mit vier Jahren die kleine tragbare Variante der
Tzimbal zu spielen. Iordaches Freund, der Trompeter Costel Vasilescu kann
sich noch gut an die erste Begegnung erinnern: "Ich habe Toni 1954 in einer
Siedlung am Rand von Bukarest getroffen. Toni spielte dort und alle standen
um ihn herum und bekamen es mit der Angst zu tun, so wahnwitzig gut spielte
er."
Iordache avancierte bald zum Exportschlager der Rumänischen Volksrepublik und tourte
durch viele europäische Länder, die USA und Asien. Oft fuhr
er direkt vom Bukarester Flughafen zu einer Hochzeit, wo die anderen Musiker
schon auf ihn warteten. Nach der Rückkehr von einer seiner Tourneen, Anfang
der siebziger Jahre, wurde Iordache wegen illegalem Devisenbesitz verhaftet.
Man erzählt in Bukarest, er habe mit dem im Ausland verdienten Geld für seine
Frau einen Pelzmantel kaufen wollen. Da nützte es auch nichts, dass der
renommierte Orchesterchef Florian Economu im Prozess für seinen Solisten
eintrat: "Wir haben drei Giganten in Rumänien, Nicolae Ceausescu
(Staatschef), Ilie Nastase (rumänischer Wimbledon Sieger im Tennis-Doppel)
und den Tzimbalisten Toni Iordache! Wollt ihr ihn wirklich wegen ein paar
Dollar verurteilen?".
Toni Iordache war berühmt für seine komplexen Soli, ein begnadeter
Ensemblespieler, der viele Melodien mit orientalischen Verzierungen und
raffinierter Rhythmik bereicherte. Für ihn bestand die Technik des
Tzimbalomspiels nicht nur in der Geschwindigkeit, sondern auch im Anschlag,
der Interpretation, der Phantasie und der Inspiration.
Der schwer an Diabetes erkrankte Iordache starb im Februar 1988. Dan Armeanca,
Vater des rumänischen Gypsypop resümiert: "Toni war ein Genie auf der
Tzimbal, so einer wird nicht zweimal geboren. Er hat die Tradition
respektiert, aber schon damals Einflüsse aus dem Jazz anklingen lassen. Er
hat uns jungen Musikern mit seiner musikalischen Verwegenheit Mut gemacht."
Das nun vorliegende Album enthält einige grandiose
Instrumentalstücke von Iordache, aber auch brilliante Aufnahmen mit
den Lautari-Sängerinnen Gabi Lunca und Romica Puceanu.
(Grit Friedrich)
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Während Ihre Zeitgenossen - Romica Puceanu, Toni Iordache, Dona
Dumitru Siminica bereits viel zu jung gestorben sind, ist Gabi Lunca eine
lebende Legende aus dem goldenen Zeitalter der Lautarimusik.
Ihre Karriere begann in den 50er Jahren als sie als Siegerin aus einem
regionalen Musikwettbewerb hervorging. Das schmale Mädchen vom Lande, in
löchrigen Baumwollsocken und in viel zu großen Schuhen stellte sich bald beim
rumänischen Rundfunk vor. Wenig später nahm der renommierte Orchesterchefs
Ionel Budisteanu, einige Lieder mit ihr auf. Mit 26 Jahren heiratete Gabi
Lunca den Akkordeonisten Ion Onoriu. Mit ihm konnte sie regelmäßig in
Gartenlokalen, beim Rundfunk und Fernsehen und bei privaten Festlichkeiten
von Rumänen und Zigeunern auftreten. Obwohl sie mit Größen der Bukarester
Lautari-Szene wie dem Trompeter Costel Vasilescu und dem Tzimbalgott Toni
Iordache im Studio des Staatslabels Electrecord arbeitete, wurde in den
letzten Jahren des Ceausescu-Regimes ihr urbanes Repertoire nur noch am
frühen Morgen im Radio gespielt. Die wirklichen Fans haben damals ihre Uhren
nach dem Radioprogramm gestellt und um fünf vor dem Gang in die Fabrik bei
einer Tasse kaltem Nesskaffee der perlenden Stimme der Sängerin gelauscht.
Seit Anfang der 90er Jahre singt Gabi Lunca nur noch bei den Gottesdiensten der
Bukarester Pfingstgemeinde. Sie lehnte es ab in Konkurrenz zu treten mit den
knapp bekleideten neuen Stars der aufkommenden Manelemusik. Gabi Lunca, die
Diva der Lautariszene, wird in diesem Jahr 70 Jahre alt, Zeit für eine
Wiederentdeckung mit Archivaufnahmen aus Bukarest.
(Grit Friedrich)
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Vol. 1-5 (Package offer) Hörbeispiele und bestellen hier: Asphalt Tango Records