Im Waldgebirge der Karpaten, der Heimat des bösen Grafen Dracula, wirtschaften Bergbauern wie einst mit althergebrachten Methoden und führen ein einsames, karges, aber freies Leben. Der Wald und die mageren Weiden liefern, was sie brauchen: Holz vor allem, für Schindeln und Bottiche, Grabkreuze, Kirchen und Tore. Die Dörfer der Maramuresch, an der Grenze zur Ukraine, sind berühmt für ihre kunstvollen Holzschnitzereien. Stadtfestungen wie Clausenburg, heute Cluj, erinnern an die Türkenzeit und an Siebenbürgen. In der Tiefe der verkarsteten Kalkberge, vor allem im nördlichen Teil des Bihorgebirges in den Westkarpaten, gibt es fantastische Höhlen. Fünf Eishöhlen wurden hier entdeckt. Die größte und schönste ist die Scarisoara. Im Schein der Lampen funkeln Eisdome und gewaltige Eiszapfen, wie ein Gletscher deckt das Bodeneis die Höhlensohle. Über 3.500 Jahre alt ist der riesige Eispanzer mit einem Volumen von 75.000 Kubikmetern. Eishöhlen entstehen, wo eiskalte Winterluft durch Schächte und Spalten von der Höhe der Berge in den Höhlenraum fließt, sich dort staut und Eisbildung bewirkt. Die schwere Kaltluft bleibt am Grunde der Höhle gewissermaßen gefangen und erwärmt sich selbst im Sommer auf kaum mehr als ein Grad Celsius. Fast fünfzig Meter tief reichen die Schächte von der Hochfläche hinunter in die Eishallen der Scarisoara. Im Gegensatz zur Eishöhle ist die Micula eine aktive Wasserhöhle. Sie wird durch den Höhlenbach immer noch ausgeweitet und vergrößert. Das Wasser löst den Kalk, und durch die harten Gerölle, die das Wasser gegen Boden und Wände schleudert, werden die Gänge regelrecht ausgefräst. Diese Höhle verlangt Taucherkleidung und wasserdichte Ausrüstung. Wie alle Wasserhöhlen im Gebirge ist auch die Miculahöhle gefährlich: Ein Gewitterregen lässt den Bach zum reißenden Fluss anschwellen, Durchgänge und Ausgänge können dann plötzlich unter Wasser stehen. Nicht wenigen Höhlengängern wurden die launischen Höhlenbäche schon zum Verhängnis. Albert Bajas drehte für "Wunder der Erde" in den Karpaten und in ihrer Unterwelt. Geduldig wie kein anderer fängt er die Natur unter Tage ein, auch den roten Höhlenkäfer, den Schmetterling, der den Winter im Eingangsbereich der Höhle verbringt, die Fledermäuse an der Höhlendecke und die Siebenschläfer, die sich mit großen Augen und langen Tasthaaren in der Dämmerungszone der Höhle zurecht finden.
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